Bei "Free Hugs" wird es "dirty", versprechen sie in der Ankündigung. Schauspielerin Anke Engelke und Moderator Riccardo Simonetti unterhalten sich in ihrem neuen Podcast ab diesem Freitag ein Mal pro Woche über alles, was sie bewegt. Dabei lernen die beiden sich noch einmal besser kennen und geben Tipps, von denen hoffentlich jede:r profitieren kann.
Im Interview mit watson verraten die beiden, auf welche pikanten Themen sich die Hörer:innen ihres Podcasts freuen können, warum Anke Engelke von einem Schauspieler besonders beeindruckt ist und wie weit sie für ihre Schauspielkarriere gehen würde.
watson: Was ist das intimste, das ihr im Podcast verraten habt?
Ricardo Simonetti: Wir haben schon über Durchfall auf weißen Ledersitzen gesprochen. Das setzt den Standard, denke ich, recht hoch.
Anke Engelke: Meine Ranking-Unverträglichkeit schlägt Alarm, mir fällt es leider schwer, Gefühle zu bewerten. Aber es stimmt: Wenn Riccardo und ich podcasten, wagen wir uns immer wieder heraus aus der gesitteten Komfortzone, und überraschen und erfreuen einander mit abwegigen Erzählungen oder Gedanken, und wäre "Free Hugs" eine Farbe, wäre es Rot – wie die Liebe, logo, aber eben auch wie meine Wangen, wenn es in unseren Gesprächen "dirty" wird!
Anke, du schwärmst in eurer ersten Podcast-Folge von Mads Mikkelsen, den du auch schon persönlich kennenlernen durftest. Was ist dir von eurer Begegnung besonders im Gedächtnis geblieben?
Engelke: Wir sind uns bei der Verleihung des European Film Awards begegnet, auf Malta 2012, und wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein Spitzentyp: Männer, die von ihrer Gattin schwärmen (Hand geschüttelt, klasse Frau!), ihren Kindern und ihrer Arbeit, und uneitel und ehrlich sind, kann man nicht nicht mögen.
Was "nervt" euch am jeweils anderen?
Simonetti: Believe it or not: Mich nervt rein gar nichts an Anke. Im Gegenteil: Sie ist in meiner Gegenwart komplett sie selbst. Und das gibt mir wiederum das ultimative Geschenk, das in ihrer Gegenwart auch sein zu dürfen. Und gerade jemand wie ich weiß das enorm zu schätzen.
Engelke: Dass er schönere Haare hat.
Wie stark trennt ihr Privates und Berufliches?
Simonetti: Das ist vermutlich bei uns beiden recht unterschiedlich. Bei mir persönlich gibt es da nicht so eine scharfe Trennung, obwohl es natürlich ganz klar Facetten meiner Persönlichkeit gibt, die ich nur meinen Freunden, meiner Familie, meinem privaten Umfeld zeige. Ich habe mir ein Leben in der Öffentlichkeit ausgesucht und teile viel mit den Menschen – natürlich habe aber auch ich Grenzen.
Engelke: Sehr.
Wobei werdet ihr euch nie einig? Warum gibt es Streit?
Simonetti: Zuerst einmal: Streit haben wir keinen. Wenn überhaupt, dann eine liebevolle Diskussion. Aber ja, wenn man Anke dazu bringen will, ein Kompliment zu sich oder ihrer Arbeit anzunehmen, dann muss man sich schon doppelt ins Zeug legen. Sie ist sehr bescheiden und ich schwärme ja sehr gerne von ihr – auch in ihrer Gegenwart. Und da muss sie dann eben durch, ob sie will oder nicht.
Engelke: Streit gibt es nie. Uneinigkeit: Bei der Selbsteinschätzung (ich finde mich nicht so sensationell, wie Riccardo mich findet).
Method Acting ist ja eine der größten Schauspielkünste und auch im Podcast ein Thema: Stand dies für euch auch jemals zur Debatte, euch für eine Rolle komplett zu verändern? Wie weit würdet ihr dafür gehen?
Simonetti: Der Einsatz müsste sich lohnen. Für einen Gastauftritt in einer Serie eine radikale Wandlung zu machen, wäre es mir persönlich vermutlich nicht wert. Wenn ich aber fühle, dass die Veränderung dem Projekt gerecht wird, würde ich darüber immer nachdenken. Und ich sage ja immer gerne: Für einen Oscar würde ich mir vermutlich auch die Haare abrasieren.
Engelke: Mit Method Acting kenne ich mich nicht aus, da geht es ja unter anderem um das Arbeiten mit Erinnerung und um die Psychologie dahinter. Am nächsten komme ich diesem Phänomen vielleicht bei den Dreharbeiten von – und das ist interessant, weil es sich hier nicht um Drama handelt – der "Sendung mit dem Elefanten". Seit über 15 Jahren drehen wir kleine Geschichten für Vorschulkinder und überlegen uns für jede Nummer zwar Pointen, verlassen uns aber auf Improvisation und freies Spielen ohne Drehbuch. Veränderungen, zumal äußerliche, finde ich manchmal hilfreich, um mich einer Figur und Rolle zu nähern: ein paar Kilo mehr oder weniger, ein anderes Körpergefühl, eine andere Frisur – klar, warum nicht?
In der ersten Folge von "Free Hugs" ist Einsamkeit ein Thema und das Gefühl, sich auch unter Menschen alleine zu fühlen. Was sind eure Tipps gegen dieses Gefühl?
Simonetti: Tja, wenn ich darauf eine Antwort hätte, dann hätte mein Sommer ohne Anke sich nicht so einsam angefühlt.
Engelke: Das wäre natürlich spitze, wenn ich jetzt ein universelles Rezept auf Tasche hätte, wenn ich also wüsste, für welches individuelle Gefühl man welche Strategie braucht, um klarzukommen.
Wer von euch kommt zur Aufnahme chronisch zu spät und was war die absurdeste Ausrede?
Simonetti: Wir sind beide große Fans davon, niemanden warten zu lassen – aber ich bin zum Beispiel schon mal ins falsche Studio gefahren und deswegen Tausend Tode gestorben, weil ich eben niemanden warten lassen möchte.
Engelke: Wenn ausnahmsweise zu spät, dann wegen technischer Tücken oder Adressenwirrwarr: Das ist uns beiden schon passiert. Keine Ausreden.