Til, du spielst in deinen Filmen oft mit deinen Kindern. Behandelt man sie anders als die übrigen Schauspieler am Set?
Til Schweiger: Das müssten meine Kinder eigentlich individuell beantworten. Ich versuche aber, zu allen gleich zu sein und allen dasselbe Gefühl der Sicherheit zu geben. Ich möchte, dass mir alle am Set vertrauen können und dass sie sicher sein können, in einem positiven Umfeld zu arbeiten, damit alle so authentisch wie möglich spielen.
Vielleicht dann eher strenger?
Til: Das denke ich nicht. Ich bin doch sowieso nicht streng. Oder?
Lilli Schweiger: Nee!
Lilli, muss man denn trotzdem zum Casting, wenn der eigene Vater den Film produziert?
Lilli: Ja, für "Klassentreffen 1.0" konnte ich ein Videocasting machen. Das hat mich gepusht, mein Bestes zu geben. Dabei gab es allerdings auch ein Problem.
Welches?
Lilli: Ich musste mir die einzelnen Aufnahmen immer wieder ansehen, weil ich sie ja selbst filmen konnte. Das war wirklich nicht leicht für mich.
Hast du dich damit nicht wohlgefühlt?
Lilli: Das nicht, aber ich bin sehr selbstkritisch. Aber das Videocasting war gut, da war ich happy.
Wie gefällst du dir jetzt selbst auf der Leinwand?
Lilli: Ich tue mich wie gesagt sehr schwer, mich selbst anzuschauen. Als ich letztens im Kino war und der Trailer kam, bin ich knallrot geworden. Aber das Spielen an sich macht mir absolut Spaß und ich sehe auch, dass ich mich nach dem ersten Teil noch gesteigert habe.
Gibt es etwas, was dich sicherer werden lässt?
Lilli: Am liebsten schaue ich mir die Szenen bei Papa im Schnitt an, wenn er mir auch noch einmal sagt: "Schau, wie schön die Szene geworden ist." Dann fühle ich mich sicherer. Til: Aber ganz ehrlich, Lilli: Das Problem haben auch Weltklasse-Schauspieler. Die können oder wollen sich nicht selbst sehen. Die wollen sich noch nicht einmal das ungeschnittene Material ansehen. Du musst dir da keinen Kopf machen.
Willst du trotzdem die Schauspielerei zu deinem Hauptberuf machen?
Lilli: Nein, ich habe ein Tischlerpraktikum hinter mir. Ich würde gerne zum August in Berlin oder Hamburg eine Ausbildung als Tischlerin anfangen.
Til: (stellt ein Schneidebrett auf den Tisch): Schau mal, das hat sie im Praktikum gemacht. Das ist das schönste Schneidebrett, das ich je in meiner Küche hatte.
Lilli, wie bist du denn auf diesen Berufswunsch gekommen?
Lilli: Mir war sofort klar, dass es etwas Handwerkliches sein soll. Ich wollte erst Goldschmiedin werden, aber ich habe gemerkt, dass das ein sehr einsamer Job ist.
Wieso das?
Lilli: Im Grunde sitzt man ja immer alleine an seiner Arbeit. Ich habe aber gerne Menschen um mich herum. Außerdem ist die Schmuckwelt sehr versnobt. Ich sehe mich eher bei bodenständigeren Menschen. Und so bin ich auf die Tischlerei gekommen.
Was sagst du als Vater dazu, Til?
Til: Ich habe ihnen immer gesagt, sie müssen das machen, was sie wirklich gut finden. Es ist ein Privileg, einen Job zu haben, der einen erfüllt.
Lilli: In meinem Tischlerpraktikum habe ich auch bei vielen Kollegen gemerkt, wie viel Leidenschaft sie für ihren Beruf haben. Sie stehen um 5 Uhr auf und sind erst wieder um 18 Uhr zu Hause. Der Stundenlohn ist ehrlicherweise auch zu gering dafür, dass es so eine harte körperliche Arbeit ist. Und trotzdem hatten sie so viel Spaß. Das finde ich bewundernswert.
Machst du dir Gedanken um das Gehalt?
Lilli: Sicher gibt es andere Jobs, bei denen man mehr verdient – aber ich glaube, das ist ein absoluter Traumberuf. Und dann ist es das wert.
Sprechen wir über den Film: Oft ist die Beziehung zwischen zwei Menschen ein wichtiges Thema in den Schweiger-Filmen wie auch bei "Die Hochzeit".
Lilli: Richtig, das sieht man hier auch an der engen Freundschaft zwischen meiner Rolle und ihrer besten Freundin Bianca, die beide den gleichen Typen gut finden. Den Frauen ist klar, dass ihre Freundschaft ein Leben lang halten wird und dann scheißt man eben auch mal auf den Kerl. Chicks before Dicks, wie es so schön heißt.
Til: Aber das gilt ja auch für die Männer. Dann kannst du ja sagen: Dicks before Chicks.
Lilli: Nein, Papa, ganz falsch. Wenn, dann Bros before Hos. Das hat Mama mir auch immer gesagt.
Til: Was!?
Lilli: Na ja, auch, wenn du in einer Beziehung extrem glücklich bist, solltest du dich um deine engsten Freunde kümmern.
Til: Leider ist das Gegenteil oft der Fall: Wenn Leute frisch in einer Beziehung sind, lassen sie Freundschaften schleifen. Und dann geht die Beziehung kaputt und dann kommen sie wieder bei den Freunden an. Bin ich kein Fan von.
Wie steht es darum, wenn sich Partnerschaften und Freundschaften vermischen: Also wenn sich zum Beispiel ein Kumpel und die Ex näherkommen?
Til: Wenn einer von meinen besten Freunden jetzt mit der Dana zusammenkäme, fände ich das in Ordnung. Ich würde aber sagen: Du Armer (lacht)! Aber Spaß beiseite, ich würde es ihm nicht übelnehmen.
Kennst du das aus deiner eigenen Vergangenheit?
Til: Auf andere Art. Denn ich war mit einer Frau zusammen, mit deren Freundin ich schon vor Jahren einmal etwas hatte. Doch dann hat die Freundin nach all der Zeit trotzdem Stress gemacht. Ich fragte mich: "Was soll das, das ist doch Ewigkeiten her?!" Sie dachte wohl, was sie nicht haben kann, soll auch keine andere haben. Aber das ist doch schwachsinnig.
Und andersherum?
Til: Das habe ich auch schon erlebt. Ich bin mit einer Frau zusammengekommen, die Jahre vorher mit einem Freund von mir in einer Beziehung war. Ich habe ihn sofort darüber informiert und ihm noch erklärt, dass das einfach so passiert ist.
Und?
Til: Er hat nie darauf geantwortet.
Lilli: Dann war es vielleicht auch kein echter Freund.
Auch in "Die Hochzeit" gibt es viele emotionale Momente zwischen den Figuren. Die schönste Szene hat man oft noch im Kopf. Wie steht es um die schlimmste?
Lilli: Urgh, auf jeden Fall die Tortenschlacht! Das war schrecklich. Ich kann bis heute keine Sahnetorte essen, ich habe ein Trauma von der Szene (lacht).
Til: Für die Schauspieler war das grauenhaft. Weil es an dem Tag so heiß war, klebte der ganze Zuckerguss an ihnen. Und irgendwann hat alles angefangen zu stinken.
Und du wurdest verschont, Til?
Til: Mir hat es schon gereicht, über das Zeug zu laufen. Das hat alles an den Schuhen geklebt.
Lilli: Ich hatte höchsten Respekt vor den Komparsen. Die mussten den ganzen Tag in dem klebrigen Matsch sitzen. Die taten mir richtig leid.