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"Faking Hitler": Moritz Bleibtreu zur neuen RTL-Serie über die Hitler-Tagebücher

Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) vor Gericht

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
Moritz Bleibtreu spielt in "Faking Hitler" den Künstler Konrad Kujau, der den Stern mit gefälschten Hitler-Tagebüchern betrog. Am Ende stand er deswegen vor Gericht.bild: RTL / Wolfgang Ennenbach
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Moritz Bleibtreu über die neue Serie "Faking Hitler": "Am Ende geht es um die Zuschauer und was sie fühlen"

30.11.2021, 10:5430.11.2021, 14:48
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In der neuen RTL+-Serie "Faking Hitler" spielt Moritz Bleibtreu den Künstler und Kunstfälscher Konrad Kujau. Dieser fabrizierte in den 80er Jahren die berühmt gewordenen "Hitler-Tagebücher", die er für Millionensummen an den Journalisten Gerd Heidemann vom "Stern" verkaufte. Trotz widersprüchlicher Gutachten hielten der "Stern" und Heidemann an der Echtheit der Tagebücher fest, in denen Kujau den Diktator und Massenmörder Adolf Hitler beinahe schon menschlich darstellte.

Ab 30. November zu sehen

Lars Eidinger spielt den "Stern"-Journalisten Heidemann, der offenbar eine Faszination für die NS-Zeit hatte. So kaufte er unter anderem die Yacht von NS-Kriegsverbrecher Herrmann Göring, dem zweiten Mann hinter Hitler, und führte eine jahrelange Beziehung mit Görings Tochter Edda.

In der Serie geht es auch um die junge Journalistin Elisabeth (Sinje Irslinger), die versucht, die SS-Vergangenheit ihres Vaters zu vertuschen. Dabei wird sie jedoch vom jüdischen Aktivisten Leo Gold (Daniel Donskoy) erpresst. Ab dem 30. November ist die Miniserie beim Streamingdienst RTL+ zu sehen.

Moritz Bleibtreu ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler. Seit den Neunzigerjahren hat er in zahlreichen Filmen gespielt, die mittlerweile Kult-Klassiker geworden sind, so zum Beispiel "Lola rennt", "Lammbock", "Elementarteilchen" oder "Zeiten ändern dich". watson hat mit dem 50-Jährigen darüber gesprochen, wie er sich seiner Rolle in "Faking Hitler" genähert hat. Außerdem verrät Bleibtreu, dass er Dinge gerne mal auf morgen verschiebt und davon überzeugt ist, dass auch junge Menschen keine sozialen Medien brauchen.

Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) in seiner F�lscherwerkstatt.

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Moritz Bleibtreu als Konrad Kujau in der neuen Miniserie "Faking Hitler". bild: RTL / Wolfgang Ennenbach

watson: Moritz, du hast neulich gesagt, dass du kein Fan von Serien bist. Jetzt machst du schon wieder eine. Wieso?

Moritz Bleibtreu: Ich meinte damit, dass ich kein Fan von Serien bin, die endlos weitergehen, die zwei, drei und mehr Staffeln haben. Da komme ich als Zuschauer ja nicht mehr mit. Eine Miniserie von sechs Folgen ist für mich keine "Serie" in diesem Sinn. Als Schauspieler macht es keinen Unterschied, ob man in einem Film oder einer solchen Serie mitspielt, solange es eine abgeschlossene Handlung gibt.

Es wird also keine zweite Staffel geben?

Nein, ich wüsste nicht, was da noch erzählt werden soll.

Wo liegen die Unterschiede dabei, ob man ein Film oder eine Serie dreht?

Die Arbeit ist für einen Schauspieler die gleiche. Es kommt immer eher auf die Figur an, die man spielt. Insgesamt drehe ich aber am liebsten für das Kino. Das ist auch mein liebster Ort.

Was hat dich an "Faking Hitler" überzeugt?

Als ich das Drehbuch bekam, hat mich überzeugt, dass es sehr amüsant geschrieben war. Es gibt tolle Figuren. Ich selbst habe die Geschichte damals auch mitbekommen und mitverfolgt, da war ich ungefähr 12. Damals hat mich die Story bereits sehr amüsiert. Es hat Spaß gemacht, die Serie zu drehen.

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Gerd Heidemann (Lars Eidinger), Isabell Heidemann (Katharina Heyer), Agnes Schönert (Britta Hammelstein) und Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) beim Abendessen.bild: RTL / Wolfgang Ennenbach

Wie war es denn, dich auf die Rolle vorzubereiten?

Das hat viel Spaß gemacht. Ausgehend vom gleichnamigen Podcast "Faking Hitler" haben wir überlegt, wie man mit dem Dialekt umgeht, damit haben wir angefangen. Konrad Kujau kam ja ursprünglich aus Sachsen und zog dann in die Nähe von Stuttgart um. Der Dialekt ist also eine Mischung aus Sächsisch und Schwäbisch. Der Vorteil bei Konrad Kujau ist, dass er eine ambivalente Figur ist. Er ist nicht immer sympathisch. Und es ist spannend, diese Abgründe zu ergründen und Antworten für sich zu finden, warum die Person so gehandelt hat, wie sie es getan hat. Ich mag Konrad Kujau, ich finde den einfach lustig.

Was hast du mit deiner Rolle Konrad Kujau gemeinsam?

Wahrscheinlich ist unsere größte Gemeinsamkeit, dass wir beide etwas bequem sind. Ich bin nicht immer der fleißigste Mensch. Kujau und ich sind beide Menschen, die Dinge eher auch mal auf morgen verschieben.

Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) f�lscht.

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
Vor den Hitler-Tagebüchern fälschte Konrad Kujau (Moritz Bleibtreu) vor allem Gemälde.bild: RTL / Wolfgang Ennenbach

Fühlt es sich für dich gerecht an, dass Kujau wegen der Fälschung letztendlich drei Jahre im Gefängnis saß?

Ja, es waren ja unglaublich hohe Summen, die dort im Spiel waren. Die Strafe, die er bekommen hat, war also gerecht und er hat sie damals ja auch vollkommen offen angenommen. Er saß letztendlich nicht so lange, wie das Urteil es ihm ursprünglich auferlegte und er hat es sich im Gefängnis ja dann auch ganz gemütlich gemacht.

"Gute Laune verkauft sich besser."

Denkst du, Kujau hat Hitler so menschlich dargestellt, weil er mit den Nazis sympathisierte oder schrieb er nur Dinge, von denen er dachte, dass die Leute sie hören wollen?

Letzteres! Ich habe ein Interview mit Kujau gelesen, in dem er auch gefragt wurde, warum er Hitler so nett in seinem Tagebuch dargestellt hat. Seine Antwort darauf war: Das verkauft sich besser. Und so ist es ja auch heute noch: Gute Laune verkauft sich besser. Also schrieb er alltägliche Dinge über "Evi" und die Hunde auf.

Gibt es etwas, das die Serie mit der heutigen Zeit verbindet?

Grundsätzlich weiß ich nicht, ob diese Fragestellung nötig ist. Eine Geschichte muss doch nicht zwangsläufig Parallelen zur heutigen Zeit haben, um erzählt zu werden. Doch wenn du Parallelen zu heute meinst, dann liegen sie ja auf der Hand: So geht es beispielsweise um Themen wie Informationsverbreitung und Cybersecurity.

Gibt es also auch einen Bezug zur heutigen Verbreitung von Fake News?

Ja, das liegt ja ebenfalls auf der Hand. Heute stellt sich die Frage, wo eine Information herkommt. Die Quellen verschieben sich.

Moritz Bleibtreu neben seinem Co-Star Lars Eidinger.
Moritz Bleibtreu neben seinem Co-Star Lars Eidinger.Bild: rtl / Wolfgang Ennenbach

Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du das Internet abschaffen willst bzw. dass du nichts dagegen hättest, wenn es mal für eine Weile ausfallen würde. Wieso?

Das war natürlich überspitzt ausgedrückt. Ich fühle mich in der analogen Welt einfach wohler als in der digitalen und ich sehe auch keine Vorteile einer immer digitalisierteren Welt. Ich meinte in meiner Aussage auch nicht das ganze Internet, obwohl ich eigentlich auch nichts dagegen hätte, es abzuschaffen. Es geht vor allem darum, auf soziale Medien zu verzichten.

Nutzt du also gar keine sozialen Medien?

Ich habe Accounts, doch ich nutze sie wenig. Vor ungefähr einem Jahr habe ich den Spaß daran verloren.

Ist das vielleicht einfach auch generationsbedingt? Du bist schon sehr etabliert und hast es nicht mehr so nötig, aber für jüngere Schauspieler ist es vielleicht wichtig, sich im Internet zu präsentieren.

Wenn man mal darüber nachdenkt, wie viele Schauspieler es in Deutschland gibt, alleine in den Staatstheatern:

"Ich bin mir sicher, dass es darunter auch viele junge Schauspieler gibt, die keine sozialen Medien haben und trotzdem in diesem Beruf ihren Weg gehen, ohne den Quatsch."

Es gab bereits Verfilmungen zum Thema der Hitler-Tagebücher. Was bringt "Faking Hitler" Neues?

Das ist schwer zu beantworten. Ich finde, "Schtonk" und "Faking Hitler" kann man gar nicht vergleichen, denn sie gehen den Skandal um die Hitler-Tagebücher mit zwei verschiedenen Ansätzen an und erzählen jeweils eine völlig andere Geschichte. So hat jede Verfilmung ihre Berechtigung. Am Ende geht es um die Zuschauer und was sie fühlen. Bei den Dreharbeiten bin ich mit Leidenschaft und Herzblut dabei, doch in dem Moment, wo ich mich vom Set verabschiede, gehört der Film den Menschen. In dem Moment mache ich es für sie, und nicht für mich.

Hier könnt den Trailer zu "Faking Hitler" schauen:

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