Klaudia Giez, die sich früher "Klaudia mit K" nannte, wurde durch "Germany's next Topmodel" bekannt.Bild: imago images/Sven Simon
Interview
Klaudia Giez wurde durch die 13. Staffel von "Germany's next Topmodel" auf einen Schlag deutschlandweit bekannt. Dort verpasste ihr auch Heidi Klum den Spitznamen "Klaudia mit K", der zu ihrer Marke wurde. Dies ist mittlerweile drei Jahre her. Nun ist die heute 24-Jährige bei Joyn in einer neuen Show zu sehen.
Bei dem Realityformat "#offline im Wald" muss sich Klaudia neben weiteren Social-Media-Stars ganz ohne ihr Handy als Outdoor-Expertin beweisen. Moderiert wird die sechsteilige Sendung von Candy Crash, die 2019 an der Klumschen Show "Queen of Drags" teilnahm und den siebten Platz belegte.
Im Interview mit watson spricht Klaudia über ihr neuestes Projekt, erklärt, warum sie nicht mehr als Model tätig sein möchte und sagt offen, was sie von dem Diversitäts-Anspruch bei "GNTM" hält. Darüber hinaus offenbart die Influencerin, wie ihr die Corona-Zeit zusetzt und wie sie mit Hate im Netz umgeht.
Klaudia Giez ist derzeit in der Show "#offline im Wald" auf Joyn zu sehen.Bild: Joyn/ Bene Müller
watson: Du machst mit anderen Social-Media-Stars bei der Reality-Show "#offline im Wald" mit. Warum wolltest du dich dieser Herausforderung stellen?
Klaudia Giez: Eigentlich würde ich mich so einer Herausforderung gar nicht stellen, aber ich dachte mir: Im Wald lernst du bestimmt richtig coole Leute kennen und es wird eine spannende Erfahrung. Die Leute waren cool, aber im Wald zu schlafen, war gar nicht meins. Vor den ganzen Viechern hatte ich panische Angst. Es war kalt, ich hatte Hunger und schlechte Laune. Hoffentlich sieht man das nicht (lacht). Die ersten zwei, drei Nächte habe ich nicht geschlafen. Es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich hätte davor wissen müssen, was es heißt, zelten zu gehen.
Wie schwer war es für dich, dass du dich für die Survial-Show von optischen Idealen und Habseligkeiten wie deinem Handy trennen musstest?
Ich dachte anfangs, das ist nicht so schwer. Ich mache auch mal am Wochenende Social-Media-Detox. Aber so war es nicht. Ich habe immer nach meinem Handy gesucht, weil ich dachte, es ist weg. Dann fiel mir wieder ein, dass ich es abgegeben habe. Ich wollte meine Mutti oder meinen Freund anrufen, was natürlich nicht ging. Das war schon eine sehr große Herausforderung.
Apropos Herausforderung: Hat dich die Corona-Zeit in deinem Job beeinträchtigt?
Corona hat mich teilweise eingeschränkt. Ich konnte auch von zu Hause aus arbeiten. Was mich jedoch sehr, sehr traurig gestimmt hat, waren die ganzen Events und Dreharbeiten, die weggefallen sind. Ich bin ein sozialer Mensch, liebe es, Leute zu treffen und das ging einfach nicht. Ich war zudem total traurig, meine Freunde und Bekannte so niedergeschlagen zu sehen. Es gab einfach keine positive Energie zwischen den Menschen. Damit komme ich ganz schwer klar.
Hattest du auch Zukunftsängste?
Ja, auf jeden Fall. In so einem tiefen Loch war ich seit meinem Abi nicht mehr. Ich dachte mir, jetzt habe ich mir alles aufgebaut und nun fällt alles zusammen und ich kann nichts machen. Vor allem betrifft das die ganze Welt. Mir taten auch einfach so viele andere Leute leid, die ihre kleinen Läden schließen mussten. Ich selbst musste auch gucken, wie es bei mir aussieht. Ich war andere Einnahmen gewohnt und dann kam plötzlich nicht mehr alles rein. Das war schon hart.
"Aber dann kam Corona und ich fing an zu zweifeln: War das jetzt überhaupt die richtige Entscheidung?"
Zumal du auch in dieser Zeit mit dem Kauf deiner Eigentumswohnung eine große Investition getätigt hast. Viele junge Menschen haben dieses Startkapital nicht für eine eigene Wohnung.
Das war eine riesige Investition. Ich war davon überzeugt, ich muss das jetzt machen. Wenn das Geld auf dem Konto ist, dann bringt mich das auch nicht weiter. Aber dann kam Corona und ich fing an zu zweifeln: War das jetzt überhaupt die richtige Entscheidung? Meine Eltern sind auch noch mit im Vertrag und bürgen dafür. Ich wusste nicht, wie es weiter geht. Ich habe in dieser Zeit Social Media sehr vernachlässigt, weil ich einfach nicht zeigen wollte, dass es mir gerade so schlecht geht. Ich wollte den anderen nichts vorspielen, deswegen habe ich es einfach sein gelassen.
Jetzt postest du wieder regelmäßig und bist auch wieder in einem neuen Format zu sehen. Wie hast du dich dort letztlich geschlagen?
Ich bin stolz auf mich, dass ich das Ganze durchgezogen habe. Es war wirklich nicht einfach. Wir waren die ganze Zeit zusammen. Das ist auch nicht mein Ding, mit so vielen Leuten auf einem Haufen zu sein. Aber im Endeffekt hat es doch Spaß gemacht. Mit einigen der anderen Kandidatinnen bin ich seitdem auch wirklich gut befreundet und wir machen viel gemeinsam – so eine gemeinsame Zeit im Wald schweißt zusammen.
"Ich habe mir vorgestellt, ich wache einfach in der Nacht auf, verlaufe mich im Wald und bin einfach weg."
Hat es auch mal mit den anderen Influencern gekracht am Set?
Ich kann so viel verraten, dass es auf jeden Fall gekracht hat, aber nicht zwischen mir und den anderen.
Moderiert wurde die Show von Candy Crash, die wie du ebenfalls mit Heidi Klum in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat. Hat eure gemeinsame Erfahrung euch gleich zusammengeschweißt?
Ich kannte Candy schon davor. Sie war mir sofort sympathisch. Dass wir beide bei einer Heidi-Show dabei waren, hat uns natürlich noch mehr zusammengeschweißt. Ich habe sie immer gefragt, wie das damals bei ihr war. Jetzt sehen wir uns regelmäßig und sprechen auch über gemeinsame Zukunftsprojekte. Es ist wirklich eine ganz tolle und starke Freundschaft. Ich freue mich einfach, dass ich sie kennengelernt habe und dass sie das moderiert hat.
"Das war mein Traum, den ich mir immer verwirklichen wollte."
Du sagst in der Sendung, dass es seit Heidi Klum in deinem Leben läuft. Was hat sich für dich verändert?
Wenn man mich mit der Klaudia von 2017/2018 vergleicht, hat sich alles verändert. Schon allein meine Wohnverhältnisse. Davor habe ich mit meinem Freund auf engstem Raum in nur 40 Quadratmetern gewohnt. Wir haben sehr wenig Miete gezahlt, weil wir sparen wollten. Mein Leben bestand nur aus sparen. Ich habe mir bei 50 Euro überlegt, kaufe ich mir jetzt die Sneaker oder nicht. Ich habe eine Ausbildung gemacht, da habe ich auch nicht viel verdient. Und nach meinem Abi wusste ich einfach nicht, was ich machen soll.
Und dann hast du dich bei "GNTM" beworben.
Ich habe mich sogar drei Mal bei "Germany’s next Topmodel" beworben und beim dritten Mal wurde ich genommen. Ich liebe es, vor der Kamera zu stehen. Das war mein Traum, den ich mir immer verwirklichen wollte. Auf einmal war ich Teil der Show und die Leute kamen mit diversen Jobanfragen auf mich zu. Davor habe ich auch schon gemodelt, aber da gab es gerade mal 50 Euro für ein Shooting oder eine Show. Seit "GNTM" habe ich natürlich auch ganz andere Kunden und Gagen. Ich habe mit DM zusammengearbeitet, mit Rossmann, hatte eine eigene Lidschatten-Palette, habe ein Buch herausgebracht. Manchmal denke ich mir, warum interessieren sich plötzlich die Leute für mich. Das ist immer noch total surreal. Ich konnte mir ein ganz anderes Leben aufbauen.
Du bist zwar durch "GNTM" 2018 bekannt geworden, arbeitest aber gar nicht mehr als Model. Warum?
Ich bin nicht der typische Modeltyp. 2015 habe ich angefangen und gesehen, wie hart es ist. Keine Agentur wollte mich und dann kam endlich "Germany’s next Topmodel". Das ist für Models die größte Castingshow in Deutschland. Ich wollte dort alles geben, habe aber schnell festgestellt, dass dieses strikte Laufen über den Catwalk einfach gar nicht meins ist.
"Ich hoffe, es geht so weiter und die Sendung wird mit älteren Kandidatinnen noch diverser."
Dennoch hast du eine Zeitlang in dem Bereich gearbeitet.
Ich habe das drei Jahre gemacht. Ich wollte mich immer anpassen, aber habe gemerkt, das bin ich einfach nicht. Ich will meinen Charakter einbringen und nicht einfach irgendwelche Sachen präsentieren. Ich mache zwar immer noch viele Shootings für Instagram, aber keine Catwalk-Shows oder Fashionweek mehr. Ich gehe gerne auf diese Events, aber selbst als Model sehe ich mich einfach nicht. Ich bin eher eine Entertainerin und Moderatorin.
Im Modelbereich passiert derzeit viel. Der Fokus in der diesjährigen Staffel von "GNTM" wurde noch stärker auf Diversität gelegt. War dir das in deiner Staffel 2018 damals zu wenig und wie bewertest du die Neuausrichtung?
Ich dachte, meine Staffel wird richtig divers, weil sie mich genommen haben, obwohl ich kein klassisches Model bin. Damals war auch schon ein Curvymodel dabei. Im Endeffekt wurde ich für keinen Job gebucht, weil für die wirklich nur klassische Models infrage kamen. Ich habe mir gewünscht, dass sich das endlich ändert. Dieses Jahr wurde der erste große Schritt getan. Ich bin wirklich sehr stolz auf die Show, auf Heidi, dass sie so offen ist. Ich hoffe, es geht so weiter und die Sendung wird mit älteren Kandidatinnen noch diverser. Es ist jetzt einfach an der Zeit und ich glaube, die Menschen in Deutschland akzeptieren, respektieren und verstehen das auch so langsam.
Bis heute hast du auch noch Kontakt zur Produktion von "GNTM".
Seit 2018 bin ich immer involviert – sei es mit der Backstage-Moderation oder dem Online-Format mit Melissa Khalaj. Mit Jacky und Sven Gold habe ich dieses Jahr auch die "GNTM"-Experience moderiert. Im nächsten Jahr werdet ihr mich wiedersehen. Mit Heidi habe ich hin und wieder durch Candy Kontakt, weil sie ab und zu mit ihr schreibt. Wenn ich mit ihr zusammen bin, schicken wir ihr Videos, Fotos oder Sprachnotizen von uns. Aber ansonsten höre ich gar nichts von ihr. Heidi kann sich auch nicht um alle "GNTM"-Girls kümmern. Das verlange ich auch nicht von ihr und nehme es ihr nicht übel, dass sie nicht schreibt. Bei den Dragqueens war die Anzahl an Teilnehmern viel übersichtlicher.
"Diesen Druck habe ich rausgenommen und ich glaube, das ist das einzig richtige, was man in diesem Business machen kann."
Du arbeitest als Moderatorin, bist auf Instagram und Tiktok aktiv. Du sagst in der Joyn-Sendung, du hast nicht so viele Follower, aber die, die du hast, liebst du und du liebst es, sie zu entertainen. Wie hoch ist der Druck nach der Followerzahl und Likes, zumal die Konkurrenz immer stärker wird?
Irgendwann habe ich es mir abgewöhnt, auf die Likes und Follower zu gucken. Das bringt mich nicht weiter. Ich kann mich nicht die ganze Zeit mit anderen vergleichen. Dadurch ziehe ich mich runter und habe keine Motivation mehr. Influencer gibt es sowieso wie Sand am Meer und alle wollen Jobs. Ich nehme aber nicht alle an. Das unterscheidet mich von vielen.
Inwiefern?
Am Anfang war das nicht so, da stand die Quantität vor der Qualität. Ich möchte jetzt guten Content liefern, die Leute sollen sich damit identifizieren können. Das musste ich lernen. Ich möchte nicht das machen, was alle machen. Diesen Druck habe ich rausgenommen und ich glaube, das ist das einzig richtige, was man in diesem Business machen kann.
Wie gehst du mit Hate im Netz um?
Nach "GNTM" gab es eine Phase, wo ich mir dachte, es ist alles harmonisch. Aber natürlich sehe ich auch das Negative. Das liegt einfach in der Natur des Menschen, immer das Negative zu sehen. Ich habe diese Nachrichten immer gelesen und dachte, was mache ich eigentlich falsch. Mein Freund hat mir aus dem tiefen Loch geholfen. Hate gibt es immer wieder. Wenn ich im Fernsehen bin und jeder zu Gesicht bekommt, was ich gerade mache, regnet es wirklich Hate-Nachrichten, die absolut gar keinen Sinn ergeben.
"Je mehr Aufmerksamkeit man gibt, desto mehr versuchen Leute, dich runterzumachen."
Beschäftigst du dich nach wie vor damit?
Ich gucke mir die schon gar nicht mehr an. Aber natürlich, wenn ich manchmal in meine Nachrichtenanfragen gehe, bin ich schon neugierig. Ich versuche, mir das nicht zu Herzen zu nehmen und mich davon zu distanzieren. Je mehr Aufmerksamkeit man gibt, desto mehr versuchen Leute, dich runterzumachen. Manche Sachen finde ich aber einfach so dumm, dass ich sie in die Story packe und mit meinen Followern teile.
Trotz dessen ist die Followerzahl und ein gutes Engagement im Job immer wichtiger.
Es ist schon wichtig, dass man ein gutes Engagement hat. Jedoch muss ich sagen, dass sich schon vieles getan hat. Dadurch, dass es jetzt einfach so viele Menschen auf Instagram, Tiktok und den anderen Social-Media-Plattformen gibt, ist es nicht mehr so einfach, eine große Reichweite zu bekommen. Das wissen die Kunden mittlerweile auch und handeln anders. Ich habe auch das Gefühl, dass der Algorithmus anders tickt. Das sehe ich nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen. Viele Leute beschweren sich, aber im Endeffekt kann ich da nicht viel machen. Ich produziere meinen Content weiter, versuche qualitativ immer besser zu werden und mich davon gar nicht erst ausbremsen zu lassen.
Für was möchtest du deine Reichweite besonders nutzen?
Von Anfang an zeige ich den Leuten, dass wir alle gleich sind. Fühlt euch nicht als jemand Besseres, nur, weil ihr mehr Follower oder mehr Geld habt. Liebt euch wie ihr seid, akzeptiert euch einfach. Das versuche ich auch immer zu beherzigen. Je mehr Leute, je mehr Jugendliche ich dadurch erreichen kann, desto schöner.
"Ich glaube nicht, dass es eine Show ist, die gut für uns ist – auch, wenn ich ihm total vertraue."
Du sagst, du liebst "Promi Big Brother", Dschungelcamp oder das "Sommerhaus der Stars". Wann sehen dich deine Fans in einem dieser Formate?
Ich liebe alle Shows. Ich wurde bereits für alle diese Formate angefragt, aber hatte noch nicht den Mut dazu, mitzumachen. Wenn ich älter bin, kann ich mir vorstellen, an "Promi Big Brother" oder dem Dschungelcamp teilzunehmen. Das kostet mich aber sicher sehr viel Überwindung. Ich muss dann mit mir im Reinen sein. Ich bin jetzt noch nicht so weit, um nicht mit allen anzuecken. Wenn ich Hunger habe, bin ich unausstehlich. Es geht ja darum, sich durch die Dschungelprüfungen das Essen zu erkämpfen. Von daher weiß ich nicht, ob es so eine gute Idee wäre, mich da schon einzuplanen.
Beim "Sommerhaus der Stars" würdest du ja nicht allein, sondern mit deinem Freund einziehen. Der könnte dich dann unterstützen.
Wir haben tatsächlich schon darüber gesprochen. Es war wirklich schon kurz davor, dass wir da reingehen, aber letztendlich haben wir uns dagegen entschieden. Wir würden uns da sicher gut verstehen, aber wären in so einem Format zu verschieden. Er würde wirklich kontern und ich würde mich für alles entschuldigen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir bereit sind, gegen andere Paare anzutreten. Ich glaube nicht, dass es eine Show ist, die gut für uns ist – auch, wenn ich ihm total vertraue.
Was sind denn eure gemeinsamen Pläne?
Wir sind vier Jahre zusammen, Hochzeitspläne gibt es noch keine, wir lassen alles ruhig angehen. Wir reden zwar schon über Kinder, aber es ist keine Sache, die ich jetzt plane. Es wäre nicht schlimm, aber ich hätte jetzt lieber erstmal ein Haustier.
Die Sendung "#offline im Wald" läuft auf Joyn, donnerstags und samstags gibt es jeweils neue Folgen. Bei Joyn PLUS+ gibt es zum Start bereits alle sechs Folgen zu sehen.