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"Love is Blind": Netflix schafft sich mit der Dating-Show ab

Love Is Blind. (L to R) Jordan Keltner, Megan Walerius in episode 905 of Love Is Blind. Cr. Courtesy of Netflix © 2025
Der diesjährige Cast von "Love is Blind" ließ mal wieder zu Wünschen übrig.Bild: Netflix
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"Love is Blind": Die Netflix-Show braucht dringend eine Generalüberholung

Was passiert, wenn man Liebe so beginnen lässt, dass das Aussehen keine Rolle spielt? Das zeigt "Love is Blind". Die Show, die sich einst mit ihrer für Reality unüblichen Authentizität abhob, steht inzwischen am Ende.
30.10.2025, 16:2430.10.2025, 16:24

Manchmal wird Reality-TV zum sozialen Experiment. Kaum eine Show bringt das so konsequent auf den Punkt wie "Love is Blind". Die Show stellt die Frage: Können sich zwei Menschen wirklich ineinander verlieben, ohne sich jemals gesehen zu haben? Und was passiert, wenn die Realität nach der Romantik einsetzt?

Das Konzept der Sendung ist so simpel wie radikal. Man nehme "Hochzeit auf den ersten Blick" und paare es mit dem Netflix-Thriller "Bird Box" – et voilà, herauskommt "Love is Blind US" (mehr oder weniger).

Seit der Premiere im Jahr 2020 zählt das Format zu den größten Reality‑Shows des Streamers. Doch deutet sich inzwischen ein Umbruch an. Die aktuelle neunte Staffel serviert den Zuschauer:innen das Kernproblem auf dem Silbertablett.

"Love is Blind": Die Dating-Show auf Netflix ist am Ende

In fünf Jahren hat sich die Dating-Show zu einem kulturellen Phänomen entwickelt. Etliche Ableger quer über den Globus bezeugen dies. Und der Blick auf die Statistik zeigt: Insgesamt 14 Paare sagten vor dem Traualtar tatsächlich "Ja", neun von ihnen sind heute noch zusammen.

Aber in der neunten Staffel ist nun erstmals in der Geschichte von "Love is Blind US" kein einziges Paar vor den Altar gegangen. Damit bricht ein wichtiges Erfolgsmuster: Wo früher zumindest ein bis zwei Paare heirateten, blieb dieses Mal alles beim Versuch.

Und hier beginnt das Problem. Die schwindenden Erfolgserlebnisse innerhalb der Show stellen das Konzept zunehmend infrage. Ein möglicher Grund: Für viele Teilnehmende bietet die Show nur noch einen Sprung ins TV-Business. Die Suche nach der Liebe hat nicht mehr oberste Priorität.

Klar, keine Seltenheit im Reality-TV. Im deutschen Fernsehen ist es nicht anders. Der "Bachelor" und Co. sind auch längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Doch "Love is Blind" war zu seinem Start vor fünf Jahren ja so erfrischend, so anders, weil die Teilnehmer:innen scheinbar aufrichtig nach Liebe suchten.

Das einstige Alleinstellungsmerkmal, die Authentizität, kommt der Show nun abhanden. Es ist der Anfang vom Ende.

"Früher war alles besser...": Warum ich hier mal zustimme

Was hat sich verändert? In den ersten Staffeln gaben sich die Paare noch eine reale Chance, stellten sich gemeinsam ihren Problemen. Kulturelle Unterschiede waren keine Hürde, die sie vom Jawort abhielten. Lauren Speed-Hamilton und Cameron Hamilton sind das Paradebeispiel – UND noch immer ein verheiratetes Paar, sei angemerkt.

Mit jeder neuen Ausgabe jedoch konnte man einen deutlichen Wandel erkennen. Die Gespräche in den Pods wurden oberflächlicher, die Connections weniger nachvollziehbar. Die Anträge erreichten so manches Mal ein neues Level an Cringe-Momenten. Alles für die Sendezeit eben.

Und ja, ja. Dass Romance in vielerlei Hinsicht dead ist, wissen wir alle. Dennoch: Es fehlt hier schier an der Mühe. Auch seitens der Macher:innen von "Love is Blind".

Auf neue Ansätze wartet man nach neun Staffeln vergebens, obwohl die Erfolgsrate eben zuletzt zu wünschen übrig ließ. So verteilen sich die neun bestehenden Paare hauptsächlich auf die ersten fünf Staffeln. Eigentlich ein deutliches Signal für Netflix, das Format nicht weiter unnötig auszuschlachten. Oder nach Ursachen zu suchen und Konzeptfehler anzugehen.

Eine Beziehung bedeutet... richtig, Arbeit. Etwas, dass viele der Teilnehmer:innen wohl noch nicht gelernt haben. Dass "Sparkle" Megan in der aktuellen Staffel die Hochzeit mit dem alleinerziehenden Vater Jordan absagte, weil sie sich nicht bereit für Kinder fühlte, nur um bei der Reunion Monate später dann von ihrem Neugeborenen zu berichten, lassen wir hier mal unkommentiert.

Die Entwicklungen werfen gewiss einige Fragen auf. Ist die Show noch zu retten? Das einst erfolgreiche Format, das auf dem Konzept des "Verlieben ohne Blick" gebaut war, wirkt jedenfalls zunehmend ausgelaugt, verbraucht.

Was Netflix nun braucht, ist Veränderung – oder vielleicht auch einfach direkt die Absetzung von "Love is Blind".

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