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"Bauer sucht Frau": Fragwürdiger RTL-Erfolg – warum Inka Bause falschliegt

Inka Bause hat "Bauer sucht Frau" kürzlich gegen Kritik verteidigt.
Inka Bause hat "Bauer sucht Frau" kürzlich gegen Kritik verteidigt.Bild: rtl
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"Bauer sucht Frau": RTL-Show bleibt fragwürdig – warum Inka Bause falschliegt

13.12.2023, 09:59
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Kuppelformate haben im Fernsehen zwar nicht ausgedient, viele von ihnen befinden sich aber auf dem absteigenden Ast und haben mit sinkenden Quoten zu kämpfen. "Der Bachelor" beispielsweise wird bei RTL 2024 mit der neuen Staffel sogar einer Generalüberholung unterzogen: Fortan gehen zwei Rosenkavaliere ins Rennen und damit verbunden ist die Hoffnung auf mehr Drama.

Umso beachtlicher schlägt sich auch nach 18 Jahren noch "Bauer sucht Frau" – obwohl oder vielleicht auch gerade weil die Sendung aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Die erste Folge der 19. Staffel brachte es direkt wieder auf einen Gesamt-Marktanteil von 13,9 Prozent, hinter der Konkurrenz der Öffentlich-Rechtlichen braucht sich das Format in der Primetime nicht verstecken.

Damals wie heute steht die Moderatorin Inka Bause hinter der Show, kürzlich verteidigte sie die Sendung in einem Interview. Ob sie Recht hat, ist durchaus fraglich.

"Bauer sucht Frau": Was steckt hinter dem Erfolg?

Die Diskussion, inwieweit "Bauer sucht Frau" Vorurteile über das Landleben verfestigt, wird seit Jahren geführt. Die Beobachtungen sind im Großen und Ganzen gleichgeblieben: Die meisten Teilnehmenden geben sich im Allgemeinen uneitel. Viele von ihnen wirken auf das Publikum unbeholfen, wenn nicht geradezu tollpatschig im zwischenmenschlichen Umgang.

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Damit stehen sie in krassem Gegensatz zu dem Image, das jungen Menschen heute verstärkt anhängt: Sie sind mit Social Media aufgewachsen und wissen nur allzu gut um ihre Außenwirkung. Ihr Auftreten und ihr Look sind für sie analog wie digital von großer Relevanz.

Antonia Hemmer
Antonia Hemmer ist eine untypische "Bauer sucht Frau"-Kandidatin.Bild: instagram/antoniahemmer

Tatsächlich setzt "Bauer sucht Frau" seit einer Weile auch verstärkt auf jüngere Personen, aber die passen nur in seltenen Fällen in dieses Bild. Die Influencerin Antonia Hemmer, die sogar auch offen über Beauty-Eingriffe spricht, ist eher die Ausnahme als die Regel.

Doch die Medaille hat noch eine zweite Seite: Der durchschnittliche "Bauer sucht Frau"-Teilnehmende ist authentisch und versucht gar nicht erst, vor der Kamera eine Fassade aufzubauen.

Meistens ist er auch nicht oberflächlich und sucht tatsächlich nach mehr als nach einem Abenteuer, während bei konkurrierenden Shows für alle Beteiligten ganz überwiegend die Optik im Vordergrund steht, oder zumindest unbestritten eine große Rolle spielt. Das wird selten ausgesprochen, aber umso öfter vorausgesetzt.

Dazu passt, dass vergleichsweise viele Paare, die sich durch "Bauer sucht Frau" finden, lange zusammenbleiben und sogar eine Familie gründen. Das spricht durchaus für die Sendung.

Zwiespältiges Kuppel-Format bei RTL

Dennoch bleibt "Bauer sucht Frau" problematisch, denn wer im Fernsehen die große Liebe sucht, liefert sich dem zuständigen Sender unweigerlich aus. Über den Zusammenschnitt der Szenen entscheidet nämlich RTL.

Dies ist insbesondere bei den naiveren "Bauer sucht Frau"-Teilnehmenden ein Thema, die vermutlich kaum darüber nachdenken, wie sie auf ein Millionen-Publikum wirken (können). Ein beliebter Vorwurf lautet daher: RTL führt seine Bäuerinnen und Bauern vor.

Für Inka Bause ist die Angelegenheit mittlerweile gegessen. "Die Sendung wurde arg diskreditiert. Es war eine Katastrophe. Uns wurde vorgeworfen, dass wir uns über Landwirte lustig machen", erinnerte sie sich kürzlich im Gespräch mit der "Teleschau" zurück. "Nicht nur ich wurde niedergemacht, sondern der ganze Berufsstand", behauptet sie. Dies sei jedoch "zum Glück lange her".

Leider gibt es schlechte Nachrichten für die Moderatorin: RTL führt die Teilnehmenden sehr wohl vor, und das auch heute noch. Die aktuelle 19. Staffel liefert dafür ein Paradebeispiel.

Die Tischmanieren von Bauer Siegfried wurden in der Show thematisiert.
Die Tischmanieren von Bauer Siegfried wurden in der Show thematisiert.bild: Rtl

Gemeint ist Bullenzüchter Siegfried, dessen Tischmanieren ausgiebig zur Sprache kommen. Nach dem Verzehr von Fingerfood leckt er sich genüsslich die Finger ab, was bei Hofdame Simone gar nicht gut ankommt. "Guck mal, wie es bei dir am Platz aussieht!", hält sie ihm vor, doch der Landwirt reagiert mit Gleichgültigkeit. Sein Konter: "Das ist bei uns im Odenwald normal."

Bei einem Bad fällt Siegfried ebenfalls unangenehm auf. Als Simone wissen möchte, wie sie ihm "denn so ohne Kleidung" gefällt, antwortet er: "Gut, ich finde dich schon irgendwo normal. Nicht zu dick, aber auch nicht zu schlank, einfach Mittelmaß." Soll das nun ein Kompliment sein oder nicht? Erfahrungen im Flirten hat Siegfried jedenfalls offenbar nicht.

Unbestrittenen dienen Szenen wie diese der Unterhaltung und Belustigung, doch zu welchem Preis? Unweigerlich werden Assoziationen zu denkbar unschönen Bezeichnungen wie "Bauerntrampel" geweckt. Anders gesagt:

RTL bedient Klischees aus der untersten Trash-TV-Schublade.

Inka Bause betont derweil, ihr Engagement bei der Serie sei ihr lange vorgeworfen worden. "Ich werde nie vergessen, wie ich oft auf der Straße angesprochen und gefragt wurde: 'Wie kannst du dich mit Bauern befassen? Machst du dich mit der Sendung nicht dreckig?'", offenbart sie und ergänzt: "Bis heute hantieren noch immer viele Menschen mit Vorurteilen."

Eben diese Vorurteile werden aber gerade auch durch "Bauer sucht Frau" befeuert. RTL ist Teil des Problems und Inka Bause nun wirklich nicht in der Position, die Opferrolle einzunehmen. Bis das nicht überall ankommt, wird die Show wohl (leider) ein Quoten-Erfolg bleiben.

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