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Helene Fischer: Musik-Video zu "Vamos a Marte" – ein galaktischer Albtraum

Helene Fischer in einer Raumstation-Simulation im Clip zu "Vamos a Marte".
Helene Fischer in einer Raumstation-Simulation im Clip zu "Vamos a Marte".Bild: Screenshot / Youtube / Helene Fischer (Official)
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Helene Fischer lässt Fans jahrelang auf neue Musik warten – und veröffentlicht nun galaktischen Al(l)btraum

11.08.2021, 16:50
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Helene Fischer ist nach einer kompletten Funkstille wieder zurück auf der Bildfläche. Über ein Jahr lang hatte die berühmteste Schlagersängerin Deutschlands sich zurückgezogen: Keine Interviews, keine neue Musik, kein Social Media. Ihren ersten Auftritt nach der Pause lieferte sie im vergangenen Oktober bei der Verleihung der Goldenen Henne ab und war danach noch bei der "Ein Herz für Kinder"-Gala und beim Jahresrückblick von Günther Jauch zu sehen.

Ihr letztes Album "Helene Fischer" ist von 2017 – doch in dieser Woche sollte die musikalische Durststrecke für die Fans der gerade erst 37 Jahre alt gewordenen Sängerin endlich ein Ende haben: Die Single "Vamos a Marte" kam am 6. August heraus, es handelt sich um ein Duett mit Luis Fonsi, der mit seinem Sommerhit "Despacito" weltweit bekannt wurde.

"Okay… ich halte es nicht mehr länger aus!!! Hier ein erster Vorgeschmack auf mein neues Video. Aaaah, kann es selbst kaum erwarten", kündigte Helene bereits am 4. August auf Instagram zu einem Teaser des neuen Musikvideos zu "Vamos a Marte" an – den Fans ging es genau so: "Mein Herz kommt nicht mehr klar. Ich platze vor Aufregung!", zeigte sich eine Userin fast schon bedenklich aufgeregt.

Was es dann jedoch am Freitagabend zu sehen gab, dürfte dieser Aufregung nicht unbedingt gerecht geworden sein: Helene musste in einem scheinbar recht günstig produzierten Video alles geben.

"Vamos a Marte" – Musikvideo von Helene Fischer bleibt hinter den Erwartungen zurück

"Vamos a Marte" – ein Flirt auf dem Mars. Inhaltlich geht es im Duett mit Fonsi darum, dass Helene Fischer und er nicht dieselbe Sprache sprechen müssen, um sich zu verstehen: "Du spürst, was ich sage, du liest meinen Körper, keine Wörter können beschreiben, was ich mit dir fühl'", heißt es, bevor sich Fischer dann aber doch an ein paar spanische Zeilen heranwagt.

Anschmachten durch eine Scheibe: Das neue Video von Helene Fischer.Video: YouTube/Helene Fischer (Official)

Zu sehen gibt es zu diesen romantischen Lyrics eine Helene, die zwar in Topform zu sein scheint, aber in einem schmucklosen Studio mit sechs Tänzerinnen eine schlichte Choreografie abliefert. Wer Helenes Shows kennt, der erwartet Feuerwerk, schweißtreibende Tänze, Hingabe. Im Video ist all das nicht erkennbar. Stattdessen tanzt die gebürtige Russin neben den haargenau gleich aussehenden Tänzerinnen und fällt durch ein Glitzer-Crop-Top, Sandaletten und eine weite, schwarze Hose auf. Ob allein die orangene Hintergrundbeleuchtung schon suggerieren soll, dass der Mars erreicht ist?

Helene Fischer tanzt mit ihren Tänzerinnen vor schlichter Kulisse,
Helene Fischer tanzt mit ihren Tänzerinnen vor schlichter Kulisse,Bild: Screenshot / Youtube / Helene Fischer (official)

Auch die anderen Kulissen im Video machen es nicht besser: Helene taucht in einer Raumstation auf, singt vor einem riesigen Fenster, dass das Weltall zeigt – all das wurde mittels Greenscreen simuliert, nur leider wenig überzeugend.

Fonsi wiederum zeigt sich zunächst bodenständig – inmitten einer Tanzbar scheint er ein Signal von Helene zu empfangen, folgt diesem und landet vor einer Milchwand, hinter der man die Schlagerqueen erahnt. Geschlagene 30 Sekunden schmachten sich die beiden durch diese Glaswand an. Das mag Corona-konform sein, aber nicht zwingend originell. Und nach der Szene ist die Pandemie dann doch wieder passé, Fonsi und Fischer dürfen sich auch ohne Trennwand noch einmal in die Augen schauen.

30 Sekunden schmachten sich Luis Fonsi und Helene Fischer durch eine milchige Duschwand an.
30 Sekunden schmachten sich Luis Fonsi und Helene Fischer durch eine milchige Duschwand an.Bild: Screenshot / Youtube / Helene Fischer (official)

Was auch ins Auge springt: Hochwertige Kostüme sehen wohl anders aus. In einer Szene trägt die Interpretin ein besonders fragwürdiges Outfit: Einen Rollkragenpullover, der mit Löchern übersät ist zu einer pink-metallisch schimmernden Hose, die sogar bei ihr aufträgt.

Luis Fonsi hätte es neben Helene Fischer nicht unbedingt gebraucht

In einer Pressemitteilung von Universal Music kam Luis Fonsi zu Wort und schwärmte, wie gut die Zusammenarbeit mit Helene gewesen ist: "Es ist eine so große Ehre für mich, dass ich 'Vamos a Marte' mit der einzigartigen Helene Fischer aufnehmen durfte. Sie ist eine Künstlerin, die alles kann, die wahrhaft zu allem in der Lage ist."

Tatsächlich muss man jedoch feststellen, dass es ihn nicht unbedingt gebraucht hätte. Fischer kann in dem Song zeigen, was stimmlich in ihr steckt, während Fonsi nur eine Nebenrolle in "Vamos a Marte" spielt. Helene singt Deutsch und Spanisch, performt voller Inbrunst. Luis bleibt beim Spanisch und bei wenigen Tönen.

Luis Fonsi im Glitzeranzug, Helene Fischer trägt Löcher im Pullover und Metallic-Hose.
Luis Fonsi im Glitzeranzug, Helene Fischer trägt Löcher im Pullover und Metallic-Hose.Bild: Screenshot / Youtube / Helene Fischer (official)

Auch im Video hätte man eigentlich auf den Latin-Pop-Sänger verzichten können – er ist lediglich Beiwerk in der Helene-Fischer-Musikvideo-Show. Fashion-technisch musste er sich aber an die Exfreundin von Florian Silbereisen anpassen und steht ihr im Verlauf des Clips plötzlich in einem golden schimmernden Anzug gegenüber.

Internationale Karriere? Mit "Vamos a Marte" wohl (noch) nicht

Kurz vor dem Release hatte Fischers langjähriger Produzent Jean Frankfurter gegenüber "Bild" geäußert, dass sie womöglich mit den spanischen Lyrics eine internationale Karriere anstreben wollen könnte: "Mit Spanisch könnte es funktionieren. Da Helene damit auch die europäischen Spanier erreicht – und die haben traditionell viele Verbindungen nach Deutschland."

Ob Helene schon ahnte, dass "Vamos a Marte" allerdings kein "Despacito 2.0" werden könnte? Sie dementierte sofort im Vorfeld ebenfalls gegenüber "Bild": "Ich habe mein Publikum in Deutschland und in unseren Nachbarländern. Diese Frage stellt sich mir im Augenblick gar nicht."

Ähnlich sahen das auch etliche fernsehschauende Twitter-User, die am Freitag eigentlich nicht darauf eingestellt waren, Helenes neuen Musikclip zu sehen. Auf VOX lief beispielsweise gerade "First Dates", als die Werbung der Schlagersängerin das Programm unterbrach. Auf insgesamt sieben TV-Sendern der RTL-Gruppe feierte "Vamos a Marte" zeitversetzt Fernsehpremiere.

Die Zuschauer zeigten sich nicht gerade begeistert und sprachen ihr mit dem Clip und dem Song eine internationale Karriere von vornherein ab. Auf Youtube, wo die Fans sich aktiv dafür entschieden, der Premiere beizuwohnen, hagelte es ebenfalls Kritik. Dass die perfekte Helene Fischer, die sich so lange für neue Songs Zeit gelassen hat, sich mit einem derart schlichten Video zurückmeldet, ist für Viele eben enttäuschend.

Ina, Rafi, Mimi auf dem Big Planet. Titel: Promi Big Brother;
Copyright: SAT.1;
Bildredakteur: Clarissa Schreiner;
 
Rechtehinweis: Dieses Bild darf bis eine Woche nach Ausstrahlung honorarfrei fuer r ...
Der quietschbunte, aufwendig gestaltete "Big Planet" bei "Promi Big Brother".Bild: Sat.1

Besonders bitter ist da wohl folgende Erkenntnis: "Promi Big Brother" startete am Freitag ebenfalls in eine neue Staffel auf Sat.1, der TV-Container erstrahlt in diesem Jahr wie das "Vamos a Marte"-Video im Weltall-Motto. Es gibt eine "Raumstation" und den "Big Planet" – und die Kulissen warten eindeutig mit mehr Liebe zum Detail auf als die sterile Umgebung, in der Helene sich im Video Richtung Mars bewegt.

Immerhin: Der Clip ist auf Youtube auf Platz eins der Trends und auch in Clubs und auf dem Ballermann wird der Dance-Track gut laufen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Helene schon mit weitaus eingängigeren Songs punkten konnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht wird die nächste Single irdischen Geschmäckern ja schon gerechter.

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