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"7 vs. Wild"-Ersatz? Was bei Knossis "Deep Down" falsch läuft

Knossi wirkt in "Deep Down" ständig gestresst. Warum eigentlich?
Knossi wirkt in "Deep Down" ständig gestresst. Warum eigentlich? Bild: Joyn
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"6 vs. Langeweile": Knossis "Deep Down" ist die gemütlichste Survival-Show aller Zeiten

Knossi verspricht mit seiner neuen Survival-Show das nächste Extrem-Format mit allerlei Grenzerfahrungen. Die Einlösung bleibt "Deep Down" schuldig. Wollten sich die Neu-Survival-Profis nicht zu viel zumuten?
20.05.2025, 17:3920.05.2025, 17:42
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"Das ist das Krasseste, was ich je gemacht habe." Diesen Satz sagt Knossi in der ersten Folge von "Deep Down" in mindestens drei Variationen. Und dabei geht die Premieren-Episode doch nicht mal 25 Minuten.

25 Minuten, in denen Nervenkitzel vor allem rhetorisch heraufbeschworen wird, sodass man allein aufgrund der unablässigen Behauptung von Gefahr gedanklich ins Hyperventilieren kommt. Man ahnt am Ende der ersten Episode, warum dieses "Todesangst"-Phantom so unbedingt herbeigeredet werden muss.

"Deep Down": Knossi lebendig begraben (naja, fast)

"Deep Down" ist das neueste Survival-Format aus den Köpfen der Streamer-Bros Knossi und Sascha Huber, beides bekannte Creator sowie "7 vs. Wild"-Veteranen. Hier entdeckten sie ihre Survival-Leidenschaft.

In "Deep Down" müssen Knossi, Huber sowie vier weitere Internet-Persönlichkeiten 100 Stunden in einem "Grab" (sehr laute Anführungsstriche) verbringen. Sie dürfen nur einen persönlichen Gegenstand mitnehmen. Wasser und Toilette stehen ihnen zur Verfügung, Essen gibt es nicht.

Im Vorfeld sagte Huber über die musische Entfaltung des Formats: "Wir haben überlegt: Was wäre das Krasseste, was du machen kannst? [siehe oben, Anm. d. Autors] Wovor hat jeder Angst? Vor dem Tod. Und der nächste Schritt? Ok, lebendig begraben."

Niemand interessiert sich für "Deep Down"

"Deep Down" ist eine Co-Produktion von Knossi und dem Streaming-Dienst der ProSieben/Sat.1-Gruppe, Joyn. Die erste Folge ist seit sechs Tagen auf Knossis Youtube-Kanal verfügbar, bei Joyn erscheinen die Ausgaben eine Woche früher. Sascha Hubers Kanal zeigt die Folgen vier Tage nach Knossis. Die Zugriffszahlen verteilen sich also auf drei Plattformen.

Dennoch dürfte sich Knossi mehr von der intensiv beworbenen Show erwartet haben als rund 148.000 Aufrufe für Folge eins (Stand 20. Mai). Selbst schwache "7 vs. Wild"-Ausgaben schaffen das 20-fache. Unter dem Video finden sich fast ausschließlich spöttische Kommentare.

Warum lässt das Format die eigentlich wachsende Survival-Fangemeinde so kalt?

"Deep Down": Der Fehler steckt im System

Gehen wir mal zurück zu der Umschreibung des Formats: "lebendig begraben". Da kommen einem natürlich Bilder und Gefühle in den Kopf. Echte, schneidbare Dunkelheit. Dünne Luft. Enge. Panik. Durch Lücken rieselnde Erde. Die Gewissheit eines langsamen, einsamen Todes. Diese eine "Kill Bill"-Szene.

Das kann und soll "Deep Down" natürlich nicht bieten. Survival-Shows bilden immer nur eine Simulation von Gefahr ab. Die Aufgabe der Showleitung besteht in einer Abwägung zwischen zumutbaren Entbehrungen und der unvermeidlichen Sicherung des Wohlergehens der Teilnehmenden. Aus dem schmalen Grat dazwischen muss eine effektive Inszenierung die größtmögliche Dramatik herauskitzeln.

Die Dschungelcamp-Stars hungern wirklich, verhungern aber nicht. Den "7 vs. Wild"-Stars ist wirklich kalt, sodass sie alles unternehmen, um Wärme herzustellen. Was dann auch mal in einem Brand endet. Man kann es mit der Gefahr also auch übertreiben.

Aber sagen wir es mal so: Für eine Survival-Show geht es in der "Deep Down"-Folge ziemlich gemütlich zu.

Die Teilnehmenden können in ihrem "Grab" aufrecht sitzen. Sie haben ständiges, volles Licht, natürlich, sie müssen sich ja auch irgendwie filmen. Die Holzverschläge, die 1,5 Meter unter der Erde liegen, sehen fast ein bisschen heimelig aus: warmer Hobbit-Cottage-Core.

Ronny Berger in seiner "Wohnung".
Ronny Berger in seiner "Wohnung".Bild: Joyn

Man gewinnt nach der ersten Folge "Deep Down" den Eindruck, dass Knossi und Konsorten mit ihren inneren Survival-Schweinehunden dann doch eher sanfte Grab-Bedingungen ausgehandelt haben.

"Ich habe 'ne kleine Wohnung hier, guckt euch das an", frohlockt Youtuber Ronny Berger über sein großzügiges Holz-Reich, für das eine Berliner WG locker 800 Euro (warm, Internet inbegriffen, regelmäßige Weinabende, Zwischenmiete) verlangen könnte.

"Deep Down" wirkt nach Folge eins wie eine ganz bewusst hochgejazzte Mogelpackung. Klar, die reizarme Umgebung dürfte gerade für die Dopamin-Gehirne der Streamer zum Problem werden. Was macht man da unten in einer Kiste für 100 Stunden? Die Langeweile ist die größte Herausforderung für die Teilnehmenden. Und vermutlich auch für das Publikum.

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SelfieSandra gilt als Königin der Selbstironie. Mit ihren Clips auf Youtube, Instagram und Tiktok begeistert sie ihre Community. Dabei unterscheidet sie sich von den allermeisten Influencer:innen: Sie liebt Kölsch und Bratwurst, raucht und offenbart in ihren Videos riesige Wissenslücken – und genau diese nahbare Art lieben ihre Follower:innen.

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