Mit "Die Verräter" brachte RTL diesen Herbst eine Show an den Start, die sehnsüchtig erwartet wurde. In anderen Ländern lief das Crime-Format bereits überaus erfolgreich. Das Konzept: 16 prominente Kandidat:innen kommen auf einem Schloss in Frankreich zusammen, drei von ihnen sind "Verräter", die es zu enttarnen gilt. Gespielt wird um einen Silberschatz im Wert von 50.000 Euro. Wer "Verräter" und wer "Loyaler" ist, wissen die Teilnehmer:innen untereinander nicht – die Zuschauer:innen aber sehr wohl. Und genau das ist Fluch und Segen zugleich.
In der ersten Staffel, die von Sonja Zietlow moderiert wird, sind Stars aus völlig unterschiedlichen Bereichen der Unterhaltungsbranche dabei. Mit Schlagersängerin Anna-Carina Woitschack, Schauspieler Florian Fitz und Rapper Jalil sind grundverschiedene "Verräter" ausgewählt worden. Auch auf der Seite der "Loyalen" wurde mit Sportjournalistin Ulrike von der Groeben, Schauspielerin Mariella Ahrens oder Model Shermine Sharivar für Vielfalt gesorgt.
Dass Schauspieler:innen in diesem Spiel aufgrund ihres Berufs einen Vorteil haben könnten, glaubte Anna-Carina Woitschack nicht. Im Interview mit watson erklärte sie vor dem Start der Show: "Ich glaube, dass keiner der 16 Mitspieler einen Vorteil hat. Als Schauspieler hast du ein Drehbuch. Man sieht es beispielsweise bei Florian Fitz in der ersten Folge. Er hat als Verräter sehr übertrieben reagiert und sich damit eher verdächtig gemacht. Ich glaube, dass du weder als Sport-Journalistin noch als Schlagersängerin oder Handballer irgendwelche Vor- oder Nachteile hast." Alle Beteiligten seien unvoreingenommen an das Format herangegangen.
Feststeht: Einige Schauspieler:innen gerieten schnell in den Fokus der Verdächtigen. Manche zu Recht, manche zu Unrecht. Den Kandidat:innen dabei zuzusehen, wie sie immer wieder die kuriosesten Theorien entwickelten, warum Person A oder Person B sich gerade verdächtig gemacht hat, sorgte für jede Menge Erheiterung. Allerdings kam auch schnell Kritik auf: Die "Verräter" zu kennen, nehme der Sendung die Spannung, meinten einige Zuschauer:innen.
Diese Kritik ist allerdings zu kurz gedacht. Klar, wenn die Zuschauer:innen nicht eingeweiht wären, könnten sie miträtseln. Aber etwas, was für die Show ganz entscheidend ist, fiele dafür weg: das Analysieren der Verhaltensweisen.
Denn dadurch, dass die Zuschauer:innen den Promis einen Schritt voraus sind und wissen, wer "Loyaler" und wer "Verräter" ist, können die Verhaltensweisen der einzelnen Protagonisten viel besser gedeutet und analysiert werden. Wer verhält sich zu auffällig in seiner Rolle? Wer macht sich verdächtig? Wer hat gerade einen entscheidenden Fehler gemacht? Das Konzept lädt quasi dazu ein, sich über das Vorgehen der einzelnen zu wundern, zu ärgern oder es einfach zu feiern. Ein Fest für alle Küchen-Psycholog:innen.
Es ist nicht der einzige Punkt, der für das Konzept der Sendung spricht. So kommt hinzu, dass gerade das Beobachten der Psychospielchen den Reiz von "Die Verräter" ausmacht.
Wenn sich plötzlich alle auf eine Person einschießen, wie kurz vor dem Finale auf Ulrike von der Groeben, weil sie sich durch eine eigentlich völlig unbedeutende Aktion vermeintlich verdächtig gemacht hat, ist das einfach spannend. Vor allem zu sehen, wie die Personen reagieren, wenn sie plötzlich in die Ecke getrieben werden und sich gefühlt alle gegen sie verschwören, sorgt für einen hohen Unterhaltungsfaktor.
"Die Verräter" ist eben keine Rateshow, das betonten auch schon die Macher des niederländischen Originals. Sie brachten den Reiz der Sendung in einem Interview mit "dwdl.de" auf den Punkt:
Genau das ist es: Es ist neu, es ist innovativ und absolut unvorhersehbar. Denn die Kandidat:innen agieren frei und ganz aus ihrem Inneren heraus. Dadurch würden auch weitere Staffeln spannend bleiben.
Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Ein Sender-Sprecher erklärte kürzlich: "Wir warten jetzt erst einmal die letzte Folge ab und bewerten in Ruhe die Performance der Staffel im linearen TV als auch im Streaming." Danach werde über eine mögliche Fortsetzung entschieden.