Die vierte Folge der zweiten Staffel "House of the Dragon" heißt "A Dance of Dragons" – "Ein Tanz der Drachen". Schon der Titel trägt eine gewaltige Verheißung in sich, auf die die gesamte Serie seit 13 Folgen zuläuft. Und das Versprechen wird eingelöst. Endlich, werden viele "Game of Thrones"-Fans denken.
Es folgen Spoiler zu "House of the Dragon" Staffel zwei, Folge vier.
Drachen spielen in dem Prequel eine noch größere Rolle als in "Game of Thrones", dessen Vorgeschichte "House of the Dragon" erzählt. Noch mehr als "GoT" versteht sich "HotD" als fiktive, politisch-historische Kriegsserie. Um die Thronfolge von Viserys Targaryen entbrennt in Westoros ein Bürgerkrieg, ausgefochten von zwei Parteien: die Schwarzen um Viserys' Tochter Rhaenyra und die Grünen um Viserys' Sohn Aegon III.
Die Drachen auf den beiden Seiten verkörpern mit ihren zerstörerischen Feuerschlünden in dem Konflikt quasi Massenvernichtungswaffen; die Kriegsparteien sprechen über sie wie über Nuklearsprengköpfe und Atomwaffenkontingente.
In "A Dance of Dragons" prallen diese Kontingente erstmals mit voller Wucht aufeinander. "Game of Thrones" konnte einen Drachenkrieg dieser Art kaum zeigen. Die feurigen Fabelwesen sind zur Zeit von Jon Schnee praktisch ausgestorben. Lediglich Daenerys Targaryen verfügte über drei heranwachsende Drachen, deshalb gab es in "Game of Thrones" nur eine echte Drachenschlacht. Und die enttäuschte auf ganzer Linie.
Fans werden sich, womöglich ungern, an die dritte Folge von "Game of Thrones" in Staffel acht erinnern. In "Die lange Nacht" trifft vor Winterfell eine Westeros-Allianz auf den Nachtkönig. Die Westeros-Allianz besteht vor allem aus den Starks und den Streitkräften von Daenerys Targaryen – und deren zwei Drachen. Einen verlor sie zuvor an den Nachtkönig.
Es hätte ein TV-Spektakel werden können, wenn man denn irgendwas erkannt hätte. Denn die Schlacht fand in nahezu vollständiger Dunkelheit statt. Große Teile des Publikums schraubten verzweifelt an den Bildeinstellungen ihrer Fernseher, um die von Dunkelheit verschlungenen Geschehnisse irgendwie sichtbar zu machen.
Vom vermeintlichen Highlight der Finalstaffel entwickelte sich die Folge zu einem handfesten Eklat, der das insgesamt negative Feedback auf die Abschlussstaffel einläutete.
Es gab natürlich Erklärungen für die viel zu dunkle Drachenschlacht: Monster glaubhaft zu animieren, ist teuer. Aber je dunkler die Bildumgebung ist, desto weniger Details müssen die CGI-Teams herstellen. Kompliziertere Hintergrundgestaltung können sie sich ebenfalls größtenteils schenken. Das spart Geld. Blockbuster wie "Godzilla 2: King of Monsters" nutzen diesen unbeliebten "Trick" ebenfalls.
Außerdem konnten die Verantwortlichen hinter "Game of Thrones" ihre Serie nicht an jedes TV-Gerät in den Millionen Wohnzimmern einzeln anpassen. Bei vielen Fans waren die Drachen durchaus gut erkennbar. Im Kino, deren Leinwände standardisierter sind, gibt es dieses Problem nicht.
Gut, dass "House of the Dragon" technische Fragestellungen wie diese von vorneherein umgeht.
Zurück zum "Tanz der Drachen". König Viserys ist erst seit wenigen Tagen tot. Die Kriegsparteien ziehen seither möglichst viele Häuser als Verbündete auf ihre Seite. Der Tod von Rhaenyras Sohn Lucerys durch Aemonds Drachen Vhagar verhärtete die Fronten zusätzlich. Durch einen fehlgeschlagenen Mordauftrag starb auf Seiten der Grünen der junge Jaehaerys.
Der Krieg ist unvermeidlich und entlädt sich in Folge vier in einer ersten größeren Schlacht. Einer Drachenschlacht. Die bei Tageslicht stattfindet!
Insgesamt treffen drei Drachen mit ihren Reiter:innen aufeinander: Aegon auf Seerauch, Rhaenys auf Meraxes und Aemond auf Vhagar, der älteste und größte Drache von Westeros. Es ist eine Entschädigung, die so bildgewaltig wie blutig ausfällt – und in den letzten Momenten nochmal eine heftige Wendung bereithält, die hier nicht gespoilert werden soll. Nachdem das persönliche Gespräch zwischen Alicent und Rhaenyra in der vorigen Episode keinen allzu positiven Lauf genommen hat, ist es wohl nur konsequent, dass es jetzt zum Äußersten kommt.
Ja, bei der Inszenierung und Darstellung von Schlachten warf das Fantasy-Universum schon häufig den Sparmodus an. Wenn es aber darum geht, wichtige Charaktere zu opfern, haben "GoT" und "HotD" noch nie halbe Sachen gemacht.