
Sam Dylan bringt alle gegen sich auf: Publikum, Mit-Camper, Moderatoren. Steckt eine Strategie dahinter?Bild: rtl
Meinung
29.01.2025, 14:3729.01.2025, 15:39
Manche Sätze müssen in jeder Reality-Show mindestens einmal vorkommen. "Jetzt fallen die Masken" oder "Jetzt zeigt er sein wahres Gesicht". Es ist der schlimmste Vorwurf, den Teilnehmer:innen anderen machen können. Zweifel an charakterlicher Aufrichtigkeit wiegen auch im wahren Leben schwer. In einer Reality-Show ausgesprochen, werden sie zu einer öffentlichen Anklage. Wer nachweislich nur spielt und zu seinem Vorteil die Integrität der Reality ankratzt, gehört ausgesondert.
Meist spielen Reality-Kandidat:innen etwas vor, um sich in einem besseren Licht darzustellen. Dass Sam Dylan in der aktuellen Dschungelcamp-Staffel mit Fake-Vorwürfen konfrontiert wird, wirkt deshalb erstmal widersprüchlich. Warum sollte jemand gehasst werden wollen?
Sam Dylan im Dschungelcamp: ein großes Schauspiel?
Weil Reality-Shows nun mal so funktionieren. Am Ende einer Staffel "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" trägt zwar irgendjemand die Dschungelkrone. Es gibt aber immer ein paar versteckte Sieger:innen – diejenigen, mit der meisten Screentime. Und Screentime kriegt man nicht mit Umarmungen. Die Dschungelcamp-Kameras schwenken zu Konflikten, Lästereien, Mobbing, Beef, Konfro. Also dorthin, wo es knallt. Und Sam Dylan ist ein Pyromane erster Güte.
Die Fake-Vorwürfe gegen den Kandidaten existieren schon seit der ersten Folge. Und es gilt auch weiterhin, dass der Umgang mit Sam Dylan fragwürdig ist. Aber ab der fünften "IBES"-Folge ist doch etwas anders: Sam Dylan ist zu einer Karikatur des Reality-Quälgeistes geworden. Seine Verfehlungen häufen sich in einem Ausmaß, dass die Frage erlaubt sein muss: Kann jemand wirklich so unausstehlich sein? Oder steckt mehr dahinter? Und was bedeutet das eigentlich fürs Dschungelcamp?
Sam Dylans bizarre Make-up-Aktion
In Folge vier und fünf der Staffel konzentrierte sich alles auf die Regelverstöße der Stars. Es wurde geschmuggelt, unerlaubt gepennt, Zigaretten getauscht und dergleichen. Die Konsequenz: Die Kandidat:innen verloren ihre geliebten Luxus-Artikel.
Es kommt heraus, dass einer der Stars einen seiner Luxusgegenstände nicht vollständig abgegeben hat: Sam Dylan. Er behielt, nach eigenen Angaben versehentlich, einen Teil seines Make-up-Etuis. Genüsslich fügt die Dschungelcamp-Regie Aufnahmen ein, die Sam Dylan eindeutig überführen. Vor einem Versehen kann danach nicht mehr die Rede sein.

Sam Dylan performt im Dschungel-Telefon.Bild: rtl
Sam Dylan ist der erfahrenste Reality-Darsteller des Casts. Er war vor dem Dschungelcamp in sechs großen Formaten zu sehen. Geht ein solcher Profi wirklich davon aus, dass sein Vergehen der Totalüberwachung in Australien verborgen bleibt?
Sam Dylans Verweigerung in den Dschungel-Prüfungen
Mit wenig kann man sich bei Mit-Camper:innen und Publikum unbeliebter machen, als mit kampfloser Kapitulation vor Dschungelprüfungen. Sam Dylan brach bis Tag fünf sämtliche Prüfungen vorzeitig ab.
Lilly Becker und Maurice Dziwak mutmaßten, ihr Mitstreiter ziehe dabei nur eine Show ab, um Aufmerksamkeit zu generieren. Rafi Rachek musste in der "Stunde danach" die Angst seines Partners öffentlich beglaubigen.
(Ein interessanter Moment: Er hoffe, hatte Sam Dylan an Tag zwei gesagt, dass man ihm die Angst auch angesehen habe. Hätte er vielleicht doch noch dicker auftragen sollen?)
Das Verhalten gegenüber seinen Mit-Campern
Dieses Verhalten addiert sich zu Sam Dylans fast schon sportlich anmutender Bereitschaft, wirklich jede sich bietende Gelegenheit für einen Streit wahrzunehmen. Egal, ob es um die Betten- oder Nachtwachenverteilung geht, Sam Dylan nimmt erstmal eine Gegenhaltung ein. Während Kandidatinnen wie Anna-Carina Woitschack ihr Schicksal entspannt abnicken und quasi vollkommen hinter der Sam-Dylan-Show verschwinden.
Natürlich spielt Sam Dylan eine Rolle, aber ...
Ein paar Dinge dazu. Erstmal: Welche Echtheits-Ansprüche dürfen wir eigentlich an Reality-Stars stellen? Selbstredend zeigen sich diese Menschen vor einem Millionenpublikum nicht, wie sie wirklich sind. Man kann, wenn wir schon dabei sind, auch mal fragen, was das eigentlich genau bedeuten soll, also in welchen Situationen man sich wirklich und wahrhaftig authentisch darstellt, als exakte Repräsentation des inneren Selbst?
Das dürfte auch in Privatkontexten eher selten vorkommen und bei öffentlichkeitsgeschulten Personen so gut wie nie. Etwas Selbstinszenierung gehört überall dazu.
Was also ist gemeint, wenn wir Sam Dylan Fake nennen? Bis zu einem gewissen Grad wird von Reality-Persönlichkeiten eingefordert, etwas exaltierter aufzutreten, als sie es abseits einer TV-Show tun würden. Sonst wären Shows wie "Das Sommerhaus der Stars" oder das Dschungelcamp auch ziemlich öde.
Aber natürlich gibt es da Grenzen. Bestenfalls ist die Reality-Variante von Sam Dylan eine sanfte Ableitung des echten Sam Dylan. Und keine nahezu vollständige Verkünstlichung, hinter der man nichts Echtes mehr erkennt.
Warum unter Fake-Vorwürfen am Ende alle leiden
Das Reality-Genre lebt von der Naivität seines Publikums. Wir schließen einen Vertrag mit diesen Shows ab: Wir glauben erstmal alles. Weil, sonst könnten wir ja auch eine Serie gucken, die uns bessere, spannendere, bösere, da vollständige ausgedachte Figuren bietet.
Eine Reality-Show muss authentisch bleiben. Gegen Unterstellungen, bei der Dramatik des Dschungelcamps nachzuhelfen, wehrt RTL sich stets entschieden. Man weiß um die Fragilität des Formats.
Wie also umgehen mit Sam Dylan? Der Mann will – vermutlich – in erster Linie sein Publikum unterhalten. Bestimmt hat er noch andere Interessen, doch uns geht es erstmal um das, was bei uns ankommt.
Und das löst Abwehrreaktionen aus. Aber nicht die Abwehrreaktion, auf die Sam Dylan abzielt. Es ist nicht der Charakter Sam Dylan, der uns nervt. Es ist die Tatsache seiner Performance selbst.
Tom Cruise zählt zu den erfolgreichsten Hollywood-Stars. Besonders für seine "Mission: Impossible"-Reihe ist er berühmt. Seit 1996 verkörpert er darin die Rolle von Ethan Hunt, ein Außendienstagent. Der Schauspieler ist bekannt dafür, die waghalsigen Stunts in seinen Action-Blockbustern selbst zu übernehmen. Bereits sieben Teile sind bisher erschienen.