Während das Dschungelcamp-Spektakel jedes Jahr schon nach zwei Wochen wieder vorbei ist, zieht sich ein anderes TV-Highlight bei RTL über Monate hinweg: "Let's Dance" verlangt den teilnehmenden Profis und Promis einiges ab.
Mit dem Start der mittlerweile bereits 17. Staffel wird ein Problem des erfolgreichen Formats aber immer offensichtlicher. Den diesjährigen Cast als langweilig zu bezeichnen, ist fast noch eine Untertreibung.
Ohne der Besetzung zu nahe treten zu wollen: Die Namen der Promis sorgen erst einmal ganz überwiegend für Schulterzucken. Und das soll keineswegs bedeuten, dass es immer die ganz großen Stars sein müssen.
Ein positives Beispiel aus der letzten Staffel: Anna Ermakova. Den Namen der Becker-Tochter kannten zwar irgendwie alle, aber das war es auch schon. Ihre natürliche, bodenständige Ausstrahlung machte das Publikum sofort neugierig auf mehr. Die Fans der Show wollten wissen, wofür sie steht – ganz unabhängig von ihrem berühmten Vater. Nun dürfte sie in Deutschland sogar beliebter sein als eben dieser.
Dass Anna Ermakova dann tatsächlich auch sensationelle Leistungen auf dem Parkett zeigte, war die Kirsche auf der Torte. Es ebnete den Weg für eine echte Heldinnen-Reise bei "Let's Dance", fast wie aus einem Märchenbuch. Auch für die RTL-Verantwortlichen war das natürlich ein Best-case-Szenario, das sich nicht planen ließ.
Eine vergleichbare Dramaturgie ist 2024 vor Staffel-Start nur schwer vorstellbar. Sophia Thiels Lebensgeschichte (die Fitness-Bloggerin litt lange unter Essstörungen und hat noch immer mit Komplexen zu kämpfen) birgt zwar Potenzial für Emotionen, im Gegensatz zu Ermakova kommt die 28-Jährige aber nicht "aus dem Nichts".
Daneben sind Influencer:innen, die plötzlich in großen TV-Shows auftreten, grundsätzlich immer auch mit Vorurteilen und Klischees konfrontiert (Stichwort: Sie verdienen viel Geld ohne "echte" Arbeit. Videos drehen und Streams veranstalten kann jeder). Das dürfte es für Sophia Thiel umso schwieriger machen, die Gunst des Publikums zu gewinnen.
Lina Larissa Strahl und Eva Padberg dagegen gehören von vornherein nicht gerade zu den Promi-Damen, über die sich viele fragen: Was macht die eigentlich gerade?
Wiederum andere aus dem Cast (Ann-Kathrin Bendixen, Maria Clara Groppler, Tony Bauer) sind bislang überhaupt nur einer Bubble bekannt. Sie müssen sich erst einmal einen Namen machen.
Und dann gibt es dieses Jahr noch eine besonders auffällige Kategorie: Promis aus der zweiten Familienreihe. Sie lassen sich bislang nur über berühmte Verwandte erschließen – ohne aber so geheimnisvoll wie Anna Ermakova zu sein. RTL setzt jetzt verstärkt auf das Prinzip "Sohn von", "Bruder von" oder "Schwester von". Nicht immer wird das aufgehen. Die Beispiele der neuen Staffel:
Giovanni Zarrella nahm bereits an "Let's Dance" teil, schaffte es immerhin ins Halbfinale. Sarah Connor würde die Show sicherlich bereichern, hat aber womöglich einfach nicht die Kapazitäten im Terminkalender, sich wochenlang an eine aufwändige TV-Produktion zu binden. Und warum ausgerechnet Gabriel Kelly und nicht ein Kelly aus der älteren Generation? Joey Kelly beispielsweise scheint für praktisch jedes TV-Format offen zu sein.
Die zunehmende Beteiligung von Promi-Verwandtschaft stimmt in jedem Fall ein bisschen wehmütig im Sinne von: So könnte es auch sein.
Einen Lichtblick gibt es dann aber doch: Biyon Kattilathu. Ironischerweise gehörte er nicht direkt zum Cast, sondern rückte für Simon Brunner nach, der aus persönlichen Gründen absagen musste. Der Motivationscoach ist schon jetzt ein polarisierender Charakter, im Verlauf der Staffel dürfte er immer wieder für Diskussionen sorgen.
Das Besondere: Aufgrund Biyons bloßer Beteiligung erhält RTL garantiert jede Woche gratis einen Promo-Schub – durch niemand Geringeren als Oliver Pocher, der die Darbietungen des 39-Jährigen bei Social Media sicherlich immer wieder hämisch kommentiert.
Zur Erinnerung: Biyon Kattilathu ist ein Bekannter von Oliver Pochers Ex Amira, was den Comedian seit Monaten auf den Plan ruft. Oliver kreierte mit dem "Dalai Karma" sogar eine Parodie-Figur in Anlehnung an Biyon. Nun erhält Letztgenannter eine große Plattform – und könnte viele Menschen auf seine Seite ziehen. Dazu ist es nicht einmal unbedingt nötig, dass er Pochers Namen erwähnt.
Somit ist es vor allem Biyon Kattilathu, auf dem vorab die Hoffnungen ruhen. Notfalls muss eben, wie so oft, Joachim Llambi mit seinen Knallhart-Urteilen den Karren aus dem Dreck ziehen. In der Belanglosigkeit verschwinden, dürfte "Let's Dance" auch mit einem schwachen Cast erst einmal nicht.
Dennoch besteht die Befürchtung: Die "guten" Promis sind langsam "aufgebraucht". Vielleicht ist eine Pause für die Show gar nicht einmal die schlechteste Idee.