Seit die Irin Shelby Lynn vor über zwei Wochen nach einem Rammstein-Konzert in Vilnius schwere Anschuldigungen erhob, reißen die Schlagzeilen um Sänger Till Lindemann nicht ab. "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben", ließ die Band in einem Statement verlauten, und betonte daneben: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."
Vor einigen Tagen beendete der Verlag Kiepenheuer & Witsch die Zusammenarbeit mit Till Lindemann. Nun steht ein Projekt eines anderen Rammstein-Mitglieds erst einmal still.
Am Dienstagabend hätte bei Radio Eins eigentlich ein vorproduzierter Radio-Beitrag mit Keyboarder Christian "Flake" Lorenz laufen sollen. Der Musiker betreibt bei dem Radiosender das Format "Des Tastenfickers Podcast". Doch die Fans warteten diese Woche vergeblich, stattdessen wurde eine ganz andere Sendung ausgestrahlt.
Offiziell abgesagt wurde der Flake-Podcast nach Angaben der "BZ" vorab nicht, doch vor der Sendung gab es einen Hinweis an die Zuhörenden. "Da Rammstein auf Tour sind, hatten wir eine vorproduzierte Sendung eingeplant." Dies erscheine jetzt bei der Debatte rund um Lindemann allerdings unangebracht, hieß es. Und weiter:
Wann genau der Podcast zurückkehrt, wurde bei der Gelegenheit nicht bekannt gegeben. Komplett eingestellt ist das Format offenbar jedenfalls nicht.
Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben schon in mehreren Belangen für Veränderungen gesorgt. So gab es bei den vergangenen München-Konzerten keine "Row 0" mehr. Zudem spielte die Band den Song "Pussy" nicht, bei dem früher eine Penis-Kanone zum Einsatz kam.
Derweil verkündete die Berliner Landespolitik Auflagen für die kommenden Konzerte in der Hauptstadt. Berlins Innensenatorin bekräftigte, dass es keine Aftershow-Partys geben wird. Iris Spranger (SPD) sagte im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses: "Die Vorwürfe wiegen so schwer, dass ich dem Schutz und der Sicherheit der Frauen absoluten Vorrang gegeben habe und die Mietverträge, die angestanden hätten für die Aftershow-Partys, unterbunden habe."
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.