In der Netflix-Show "My Next Guest Needs No Introduction" von David Letterman spricht Billie Eilish mit der Late-Night-Legende über das Großwerden im Rampenlicht, ihre musikalischen Anfänge und Einflüsse, aber auch ihr Leben mit dem Tourette-Syndrom.
In der Streaming-Show soll das Publikum Künstlern und Berühmtheiten auf eine möglichst menschlichen Ebene begegnen. Mal besucht der Ex-Showmaster seine Gäste zu Hause, mal am Arbeitsplatz, aber manchmal geht es auch zum gemeinsamen Go-Carting in die Rennhalle. So zumindest ist das mit Billie Eilish. Als die Sängerin und der Moderator sich aber zum klassischen Interview in zwei Sesseln gegenüber sitzen, fällt dem 75-Jährigen plötzlich eine schnelle Bewegung der Musikerin auf, bei der sie das Gesicht verzieht. Darauf angesprochen, klärt die 20-Jährige auf: Das ist das Tourette-Syndrom. "Wenn ihr mich lange genug filmt, werdet ihr eine Menge Ticks sehen", fügt sie hinzu.
Bei anderen Menschen löst Billies Krankheit häufig Belustigung aus, weil ihre Ticks als Versuch lustig zu sein wahrgenommen werden. Die "Happier Than Ever"-Sängerin tut sich aber schwer mit einer solchen Reaktion und gibt zu, dass sie sich durch diese Art von Rezeption beleidigt fühlt.
Letterman selbst gesteht, er wisse absolut gar nichts über Tourette. Aber gut für ihn, denn die Grammy-Gewinnerin spricht sehr gerne darüber und gibt gleich Einblicke in ihr Leben mit der Krankheit. Seit ihrer Diagnose im Alter von elf Jahren sei das Tourette-Syndrom für sie immer noch "unglaublich verwirrend". Alles fing damals an mit intensivem Blinzeln. Heute zählen zu ihren primären Ticks, die sie den ganzen Tag über erlebt, Ohren-Wackeln, das Heben der Augenbrauen, Kiefer-Klicken oder das Anspannen von Muskeln. Lauter Dinge, die in einer normalen Unterhaltung nicht groß auffallen, doch die Musikerin gibt zu verstehen, für sie sind die Ticks "unglaublich anstrengend".
Da ist es auch keine große Überraschung, dass der Superstar auf die Frage des Moderators, ob sie denn die Krankheit manchmal verfluche, mit einem glasklaren "Ja" antwortet. Zumindest früher. Mittlerweile sieht es etwas anders aus bei der 20-Jährigen, erklärt sie. "Angefreundet" habe sie sich mit ihrem Tourette und pflege nun einen selbstbewussten Umgang mit der Krankheit.
Interessant: Beim Performen auf der Bühne treten keine Ticks auf. Die Sängerin erklärt, dass jegliche Form von Aktivität die Konzentration erfordert, die Ticks verschwinden lässt. Und so kommt es auch, dass Tourette häufig bei anderen gar nicht groß auffällt. "So viele Leute haben es, bei denen du es nie wissen würdest", sagt die Oscar-Preisträgerin. So verhält es sich scheinbar auch mit anderen Stars, denn Eilish verrät, zu ihrer eigenen Überraschung habe sich eine Vielzahl an Künstlern bei ihr gemeldet und gesagt: "Auch ich habe Tourette". Outen wolle sie diese aber nicht.
(ckh)