Sechs deutsche Musiker kämpfen auch in diesem Jahr beim Vorentscheid "Germany 12 Points" um die Teilnahme am ESC-Finale. Während andere Nationen ihre Kandidaten bereits im vergangenen Mai bekannt gaben, entscheidet sich bei uns erst am 4. März, wer für Deutschland ins Rennen geht.
Die Liste der ausgewählten Bewerber für das Ticket nach Turin gab der NDR am Donnerstagmittag auf dessen Internetseite und in den sozialen Medien bekannt. Nicht mit dabei: Die deutsche Metalcore-Band "Eskimo Callboy". Die Entscheidung sorgte bei vielen für große Empörung.
Die 2010 gegründete deutsche Band aus Castrop-Rauxel hatte im Dezember auf ihren sozialen Netzwerken bekanntgegeben, sich mit ihrem Song "Pump It" beim ESC-Vorentscheid beworben zu haben. Allein bei Youtube wurde das Video der Band 8,1 Millionen Mal aufgerufen und schoss auf Platz 31 der deutschen Single-Charts. Der Youtube-Kommentarspalte zufolge galt das Sextett als DER Favorit – sogar über Deutschlands Grenzen hinaus.
Umso größer war die Enttäuschung, als "Eskimo Callboy" nicht unter den sechs deutschen ESC-Kandidaten war. Noch am Donnerstag starteten Fans eine Petition, um die Band per Wildcard als siebten Act doch noch zum deutschen Vorentscheid zu bringen. Mehr als 31.000 Menschen haben bereits unterschrieben.
In dem Text zur Petition heißt es unter anderem:
Auf der Pressekonferenz zum Vorentscheid sagt Alexandra Wolfslast, Leiterin der deutschen ESC-Delegation und Jury-Mitglied, dass die Band sehr, sehr weit gekommen sei. Nach langen Diskussionen habe es aber "leider nicht gereicht". Die Musiker sollten sich 2023 noch mal bewerben.
Über das Auswahlverfahrens für den Vorentscheid heißt es auf der Website der ARD: "Zum ersten Mal waren schon im Vorfeld die Radio-Popwellen der ARD integraler Bestandteil des Auswahlverfahrens. Die Jury besteht aus Musikexpertinnen und -experten dieser Hörfunkprogramme sowie aus Alexandra Wolfslast, Chefin der deutschen ESC-Delegation."
Die Kommentare der User auf der Facebookseite von ESC Kompakt waren deutlich: "So ist das, wenn biedere Radiosender die Beiträge für den deutschen ESC-Vorentscheid auswählen." Oder: "Italien hat es vorgemacht, wie man den ESC rockt! Mut zur Lücke und weg vom schmalzigen Einheitsbrei! Aber Deutschland kriegt es natürlich wieder nicht gebacken und lässt 'Musikexperten' von Dudelfunksendern die Vorauswahl treffen!"
Ins Rennen schickt der NDR stattdessen unter anderem Emily Roberts mit "Soap" oder Malik Haris mit "Rockstars".
"Da hätte man mit 'Pump it' mutig sein können, dafür gibt's wieder nur Mainstream-Schrott und am Ende einen letzten Platz", kommentierte ein User die Entscheidung bei Twitter.
Die Band und besonders ihr Band-Name sind allerdings nicht unumstritten. Im Laufe des Jahres 2021 ernteten die sechs Mitglieder vermehrt Kritik wegen politisch inkorrekter Texte. In einem aktuellen Statement bezieht die Band um Nico Sallach Stellung zu den Kontroversen und deutet an, mit einem neuen Namen ins neue Jahr 2022 zu starten und sich ausdrücklich von jeglicher Form von Diskriminierung zu distanzieren.
Die ESC-Entscheidung nahm die Band zumindest mit Humor auf. Am Abend veröffentlichte sie ein Video bei Youtube, in dem zu sehen ist, wie ein angeblicher NDR-Mitarbeiter den Musikern die schlechte Nachricht überbringt.
"Leider überzeugt die Musik von Eskimo Callboy nicht. Sie ist nämlich nicht radiotauglich. Deswegen ist Eskimo Callboy nicht dabei", verkündet der vermeintliche NDR-Mitarbeiter im Video. Der Clip endet mit dem eingeblendeten Hashtag #ECnot4ESC.
(abd)