Dass "Hamilton" ein Erfolg werden würde, war spätestens klar, als es Barack und Michelle Obama 2009 im Weißen Haus vor Begeisterung kaum auf den Sitzen hielt, während Lin-Manuel Miranda den Song "My Shot" rappte.
Damals war das Lied nur eines von vielen aus Mirandas Projekt "The Hamilton Mixtape". 2016 bis 2020 wurde daraus ein Broadway-Stück mit Einflüssen aus R'n'B und HipHop.
Im Stück geht es um den Aufstieg des ersten Gründervaters Alexander Hamilton, der an der US-Verfassung mitwirkt und auf seinem Weg zahlreiche historische Persönlichkeiten trifft. Darunter George Washington, den ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Erfolg des Broadway-Musicals war überragend: Eintrittskarten für die Aufführungen in Originalbesetzung waren kaum zu bekommen und wurden für Hunderte Euro gehandelt.
Nun kommt das Erfolgsmusical auch nach Deutschland: In der Stage-Theaterbühne in Hamburg findet am Donnerstag, den 6. Oktober, die Premiere statt – auf Deutsch. Ob das funktionieren kann?
Viele Fans stehen der deutschen "Hamilton"-Version skeptisch gegenüber und die meisten Deutschen kennen sich wahrscheinlich nicht sonderlich gut mit der amerikanischen Gründungsgeschichte aus.
Watson erklärt dir, worum es im Musical "Hamilton" geht.
Hamilton, ein Waisenkind aus der Karibik, geht nach New York und schließt sich aus Überzeugung den Revolutionären an. Er kämpft im Unabhängigkeitskrieg gegen das Britische Empire, wo er sich schnell als Stratege bewährt. Nach dem Krieg steigt Hamilton als enger Vertrauter George Washingtons zum Finanzminister der Vereinigten Staaten auf, scheitert am Ende aber an seinen Neidern und einer Liebesaffäre. Die zunächst etwas trocken klingende Geschichte steckt tatsächlich voller Intrigen, Liebe, Kämpfe und Scheitern und wird im Musical in zwei Akten erzählt.
Die Geschichte beginnt in der Karibik, wo Hamilton ein Leben als Waise führt. Als er nach New York auswandert, lernt er wichtige Persönlichkeiten wie Aaron Burr kennen und schließt sich hochmotiviert den Revolutionären an. Dazu gehört John Laurens, der die Sklaverei abschaffen will, der extravagante Franzose Marquis de Lafayette und der Schneiderlehrling Hercules Mulligan.
Später, als die Revolution in vollem Gange ist, kämpfen Hamilton, Aaron Burr und ihre Freunde in der Armee gegen die Briten für die Unabhängigkeit Amerikas. Als General George Washington strategische Hilfe braucht, um den Krieg zu gewinnen, wendet er sich an Hamilton. Obwohl dieser lieber aktiv kämpfen will, ergreift er die Position und wird so vom Einwandererkind zum Adjutanten des späteren amerikanischen Präsidenten.
Im Winter 1780 lernt Hamilton auf einem Ball Eliza Schuyler kennen und heiratet sie bald darauf. Beruflich läuft es für Hamilton trotz Eheglück nicht gut: Er bekommt kein eigenes Kommando zu befehligen, der Offizier Charles Lee wird ihm vorgezogen.
Doch Lee trifft schlechte Entscheidungen in der Schlacht und verliert sein Amt. Hamiltons enger Freund Lafayette rückt nach, was Lee dermaßen verärgert, dass er üble Gerüchte über Hamilton verbreitet.
Hamilton will seinen Widersacher zur Rechenschaft ziehen, doch Washington verbietet es. Um die Situation zu entschärfen, bietet sein Freund Lauren an, sich anstelle Hamiltons mit Lee zu duellieren. Zwar gewinnt Lauren, doch Hamilton wird von General Washington zur Strafe für seinen Ungehorsam vorerst nach Hause geschickt, wo er erfährt, dass seine Frau schwanger ist.
Lafayette wird im Verlauf des Unabhängigkeitskriegs zu einem der wichtigsten Generäle und auch Hamilton bekommt endlich sein langersehntes Kommando und darf zurück an die Front. Nach der Schlacht um Yorktown kapitulieren die Briten, der Krieg ist nun zu Ende, die Vereinigten Staaten von Amerika sind endlich unabhängig. Hamilton und Burr kehren nach New York zurück, um ihr Studium zu beenden und ihre Karriere als Anwalt zu verfolgen.
Im Sommer 1787 wird Hamilton als Delegierter zur Philadelphia Convention gewählt und schreibt die Federalist Papers. Der neu gewählte Präsident Washington bietet Hamilton den Posten des Finanzministers an und Hamilton akzeptiert, trotz Elizas Bitte, es nicht zu tun. Der ehemalige Freund Burr wird zunehmend eifersüchtig auf Hamiltons Erfolge.
1789 kehrt Thomas Jefferson aus Frankreich in die Vereinigten Staaten zurück und hilft bei der Ausarbeitung der Konföderationsartikel, dem Vorläufer der amerikanischen Verfassung. Jefferson wird Außenminister und gleich in eine Intrige um Hamilton hineingezogen.
James Madison, der Mitverfasser der Federalist Papers und spätere Präsident will Jeffersons Hilfe, um Hamiltons Finanzplan zu verhindern. Es kommt zu einer Rap-Debatte, doch Washington verlangt einen Kompromiss zwischen den beiden.
Wegen all der Arbeit hat Hamilton kaum Zeit für seine Kinder und seine Frau Eliza, die darunter sehr leiden. Während seine Familie im Sommerurlaub außerhalb von New York ist, beginnt Hamilton eine Affäre mit einer verheirateten Frau, Maria Reynolds. Als ihr Ehemann dies herausfindet, erpresst er Hamilton und verlangt Geld, das dieser zähneknirschend zahlt.
Immerhin zahlt sich Hamiltons harte Arbeit in der Politik aus, der verlangte Kompromiss wird geschlossen: Damit Jefferson seinen Finanzplan unterstützt, wird Washington D.C. die neue Hauptstadt Amerikas. Burr, Jefferson und Madison dagegen werden immer neidischer auf Hamiltons Erfolg und dessen gute Verbindungen zum Präsidenten George Washington.
Doch bereits 1797 wird der als schwach eingeschätzte John Adams zum Präsidenten gewählt. Die Streitigkeiten zwischen Hamilton und Adams zerstören die Föderalistische Partei. Und es kommt noch schlimmer: Hamiltons Zahlungen an den gehörnten Ehemann werden von seinen Widersachern entdeckt und für staatliche Veruntreuung gehalten.
Zwar klärt Hamilton seine Feinde über die wahre Begebenheit dieser Zahlungen, nämlich seines Ehebruchs mit Maria Reynolds, auf, doch er hat nun Angst um seinen Ruf. Zu Recht: Die nun öffentlich gewordene Affäre beschädigt sein Ansehen massiv.
Auch privat geht es zunehmend bergab: Hamiltons geliebter Sohn Philip wird bei einem Duell mit einem Jungen getötet, der seinen Vater beleidigt hat.
Politisch unterstützt Hamilton schließlich seinen ehemaligen Konkurrenten Thomas Jefferson bei der Präsidentenwahl, jedoch überwiegend aus Ärger über seinen früheren Vertrauten Aaron Burr, statt aus Überzeugung. Jefferson wird statt Burr zum Präsidenten gewählt. Burr fordert daraufhin Hamilton zu einem erneuten Duell heraus – unweit der Stelle, an der Hamiltons Sohn starb...
Wie das schicksalshafte Duell ausgeht und Hamiltons Geschichte endet, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten – für alle, die das Musical noch sehen wollen.