Die aktuelle Tournee der Band Die Ärzte ist in vollem Gange: Am 1. September ging es in der Stadthalle Offenbach los, seitdem bespielen die Punkrocker Stadthallen in ganz Deutschland – darunter auch Berlin, Köln, Potsdam, Bremen oder Hamburg.
Letzteres fand sowohl am 4. als auch 5. Oktober in der Edel-Optics-Halle statt. Ein Moment hat hierbei für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wie ein Video zeigt, hat Gitarrist und Sänger Farin Urlaub seine Fans mit einer außergewöhnlichen Ansage überrascht.
Politische Aussagen sind zunächst keineswegs ungewöhnlich für die Ärzte. Im Gegenteil: Songs, die den meisten hier wohl als Erstes in den Sinn kommen, dürften etwa "Schrei nach Liebe" sein, der sich klar gegen rechts positioniert, oder auch "Deine Schuld", das sich mit Klimapolitik auseinandersetzt.
Und: Wer schon einmal auf einem Konzert der Punkrocker war, weiß, dass nicht allein die Musik im Vordergrund steht. Einen guten Anteil der Zeit nehmen Zwischenmoderationen der drei Band-Mitglieder ein, die vor allem scherzhaft daherkommen und der Belustigung dienen – politische Ansagen kommen jedoch auch hier immer wieder zum Vorschein.
Dass die Ärzte sich auch hierbei stets gegen rechte Ideologien stellen, wird längst niemanden mehr überraschen. Mit der erwähnten Ansage hingegen, zu der es nun auf dem Hamburger Konzert kam, dürften viele nicht gerechnet haben.
Der Moment, von dem hier die Rede ist, beginnt, als Farin Urlaub während einer Moderation auf dem erwähnten Hamburger Konzert erzählt, dass "20 Prozent der erwachsenen, mündigen Bürger in unserem Land der AfD ihre Stimme geben" würden.
Die Fans dürften ungefähr ahnen, worauf der Musiker dabei hinaus will: Vermutlich wird er in wenigen Sekunden einen der vielen politischen Songs der Band ansagen, woraufhin der entsprechende Auftakt beginnt. Diesmal geht es jedoch in eine etwas ernstere Richtung, als die meisten Fans von ihm möglicherweise gewohnt sind.
"Man könnte da sehr viel gegen sagen", fährt der Musiker fort, "aber die Menschen sind offenbar sehr unzufrieden, fühlen sich extrem unverstanden und denken, dass es damit besser wird." Letzteres könne er sich allerdings nicht vorstellen, denn wie er weiter erklärt, sei er bereits in vielen Ländern gewesen, in denen keine Demokratie herrscht. Dem fügt er schließlich hinzu:
Der darauffolgende Appell des Sängers ist deshalb ungewöhnlich, weil die Ärzte für gewöhnlich ihre Ansichten so klar zum Ausdruck bringen, dass kaum mehr Spielraum für diejenigen bleibt, gegen die sie sich richten. In diesem Fall war es jedoch anders. Der Sänger ergänzt:
"Der erste Reflex ist ja immer, nie wieder mit den Menschen reden, aus dem Telefonbuch löschen ... aber vielleicht sollte man den Menschen mal zuhören." Dabei macht er gleichzeitig klar, dass er der erste sei, "der sagt: Nazis raus und alles scheiße". Das ändere jedoch nichts an den erwähnten 20 Prozent.
"Die Menschen, die AfD wählen wollen", fügt der 59-Jährige schließlich hinzu, "wären die, die am meisten unter der AfD-Politik leiden würden. Vielleicht sollte man das mal ein bisschen mehr erklären."
(ras)