Gegen den Frontmann der deutschen Rockband Rammstein sind in der vergangenen Woche Vorwürfe laut geworden, die Schlagzeilen reißen seitdem nicht ab. Die Band äußerte sich dazu zunächst mit einem kurzen Statement bei Social Media. "Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschließen, dass sich, was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat", hieß es darin. Und weiter: "Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt."
Am 2. Juni gab schließlich der Verlag Kiepenheuer & Witsch bekannt, die Zusammenarbeit mit Sänger Till Lindemann zu beenden. Einen Tag danach veröffentlicht die Band eine weitere Stellungnahme.
Das aktuelle Statement ist weitaus ausführlicher als das vorige und auf der offiziellen Homepage von Rammstein zu finden. "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst", teilt die Band mit.
Weiter ist zu lesen: "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne."
"Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit", schreibt die Band außerdem. Dann folgt ein Anliegen an die Fans:
Das Statement schließt mit dem Satz: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."
Kiepenheuer & Witsch hatte sich am Tag zuvor auf ein umstrittenes Video von Till Lindemann berufen, bei dem es sich anscheinend um den Clip zum Song "Till The End" handelt. Man habe Kenntnis von einem Porno-Video erlangt, "in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch 'In stillen Nächten' eine Rolle spielt".
Das "Till The End"-Video stammt bereits aus dem Jahr 2020 und zeigt Lindemann bei diversen sexuellen Aktivitäten. "Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornografischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem 'lyrischem Ich' und dem Autor/Künstler vom Autor selbst verhöhnt", gab der kurz "Kiwi" genannte Verlag zu verstehen.
Lindemann hatte bei dem Verlag 2020 sein Buch "100 Gedichte" veröffentlicht, das damals aufgrund von Schilderungen von Gewaltfantasien Kritik auf sich zog. Damals verwies "Kiwi" auf die Trennung zwischen Autor und lyrischem Ich sowie die Kunstfreiheit im Allgemeinen.
Aktuell befinden sich Rammstein auf Tour, die bislang wie geplant vonstatten geht.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.