Warum auf die Bühne laufen, wenn man auch aus einem roten Diamant, der unter der Decke schwebt, erscheinen kann? Und warum nur singen und tanzen, wenn man beim Singen doch auch kopfüber von einem Trapez baumeln kann?
Am Samstagabend hat Das Erste den Konzertfilm zu Helene Fischers "Rausch"-Arena-Tour gezeigt und ein für alle mal klar gemacht, wer in Deutschland in Sachen Bühnenshow die Hosen – Verzeihung – die Röckchen und Glitzerbodies anhat.
Helene Fischer umgeben von einem Kreis aus Feuer oder im Zentrum eines Wasserspiels, in dessen Tropfen plötzlich ihr Gesicht erscheint – bei ihrer Show, die sie in Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Cirque du Soleil geplant hat, blieb den Zuschauer:innen mehr als einmal die Spucke weg.
Besonders eindrucksvoll waren die Momente, bei denen sich die Sängerin ihren zahlreichen Akrobat:innen anschloss, mutige Fallübungen am Trapez performte oder auf einer fliegenden Leiter über das Publikum schwebte.
Für einen regelrecht magischen Moment à la Disney sorgte ihr Auftritt mit ihrem Ehemann Thomas Seitel. Als Helene Fischer in einem feenhaften, grünen Kleid das Lied "Hand in Hand" sang, kam der Artist und Vater ihrer Tochter plötzlich an einem Band aus einer Rauchwolke geschwebt.
Gemeinsam flogen die beiden umrundet von Wassertropfen, die von der Decke fallen, über die Bühne. Mal trug er sie auf Händen, mal schwebten sie Hand in Hand. Dabei sang die Schlagerqueen Zeilen wie: "So steh'n wir hier Hand in Hand. Tief verbunden, ein ganzes Leben lang."
Selbst denjenigen, die keine Schlagerfans sind, ringt so viel Körperkontrolle gepaart mit Live-Gesang Respekt ab.
Dass sie auch noch klassisch Schlager kann – ganz ohne Akrobatik – zeigte die Sängerin zu Beginn der zweiten Hälfte ihrer Show. Da zog sie kurzerhand auf eine Mini-Bühne in der Mitte der Arena um und performte mit ihrer Band ein Best of der letzten 17 Jahre.
Die Gelegenheit abseits der Hauptbühne nutzte die Schlagerqueen auch, um ihren Fans ganz nah zu sein. Da flogen Kuscheltiere und Helene Fischer las Schilder ihrer Fans laut vor. Auf einem stand:
Ein nettes Angebot, fand die Schlagerqueen, lehnte jedoch ab. Ihre Begründung: Wenn sie sich jetzt zu sehr entspanne, könne sie den Rest der Show nicht mehr spielen.
Ein Geschenk nahm sie dann aber doch persönlich an. Vier junge Frauen in der ersten Reihe reichten der Sängerin ein paar pinke Socken auf die Bühne.
Die Besonderheit: Auf die Socken war das Gesicht ihres Ehemannes gedruckt. "Kann ich gut gebrauchen!", freute sich Helene Fischer. Die Fans erklärten die Auswahl des Geschenks gut hörbar für alle mit den Worten: "Weil er so süß ist!"
"Das stimmt!", antwortete die Sängerin schlicht. Direkt anziehen wollte sie die Socken dann aber trotz Aufforderung aus der Menge doch nicht.
Und dann war da noch ein Schild, dem Helene Fischer besondere Aufmerksamkeit schenkte. Darauf stand: "Liebe Helene, hilfst du mir bitte bei meinem Coming Out?" Eine Frau, die alleine zu ihrem Konzert gekommen war, reckte es in die Luft. Sie wolle ihre Homosexualität gegenüber ihren Eltern outen.
Das sei nun ja geschehen, erklärte die Sängerin – schließlich werde das Konzert im Fernsehen übertragen. "Ich freu mich sehr für dich", erklärte sie. Und weiter: "Du sagst deinen Eltern, wehe, die reagieren ganz doof!"
Alles ein Zufall oder doch gut geplant? Um ihre Worte zu untermauern, spielte Helene Fischer als nächstes den Song "Regenbogenfarben" und schwang dabei eine Regenbogen-Flagge. Danach nutzte sie die Gelegenheit und appellierte an ihre Fans, man solle jeden so leben lassen, wie er ist. "Für jeden ist Platz", rief die Sängerin.
Im Rahmen ihrer "Rausch – Die Arena-Tour" hat Helene Fischer 2023 insgesamt 71 Konzerte gespielt und dabei mehr als 750.000 Tickets verkauft. Nach diesem Mega-Erfolg nimmt sie sich eine Auszeit. Ihr nächstes Bühnenprogramm hat sie für 2026 geplant.