"Haus des Geldes" zog die Netflix-Abonnenten über Jahre hinweg in seinen Bann, am 3. Dezember jedoch kam die Serie zu ihrem Ende. Die Fan-Sympathien waren stets auf die Räuberbande konzentriert, immer wieder schlug die Show auch systemkritische Töne an – der Professor beispielswurde wurde als Idealist gezeichnet, der Kapitalisten und der Regierung mit seinen Coups eben auch eine Lektion erteilen wollte. Unterstrichen wurde jener Ansatz nicht zuletzt durch den häufigen Einsatz von "Bella ciao", einer Hymne der antifaschistischen, anarchistischen, kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegungen.
Achtung, es folgen Spoiler zum "Haus des Geldes"-Ende!
Im Finale allerdings tritt zunehmend der Egoismus der Figur zutage, und nicht alle sind damit einverstanden. Bei "Reddit" macht ein Fan seiner Enttäuschung Luft.
"Kann ich einfach mal sagen, dass ich enttäuscht und frustriert darüber bin, dass Sergio letztendlich nur als Dieb geschrieben wurde, weil es ihm im Blut liegt?", beschwert sich "camikiacon" auf der Plattform und spielt darauf an, dass der Bruder (Berlin) und Vater des Professors ebenfalls Kriminelle waren. Zur näheren Begründung führt der Nutzer aus:
Tatsächlich spielt der Professor im Finale mit dem Schicksal seiner Crew, als er unter Druck mit Colonel Tamayo verhandelt und diesem eine Wahl lässt. Immerhin: Der Plan geht auf und die noch lebenden Räuber sehen einem Leben in Freiheit entgegen.
"Sarah_Jimin" stimmt dem Thread-Ersteller zu und macht dabei noch auf ein in ihren Augen grundsätzliches Problem der Serie aufmerksam: "Alles, was mit der Serie aufgebaut wurde, ging am Ende verloren, weil sie es überstürzt haben. Es ging nur darum, die Bande mit einem Happy End zu Gewinnern zu machen."
"SnooShortcuts9182" wirft allerdings bei "Reddit" ein, es sei viel realistischer, den Professor einfach nach seinen persönlichen Instinkten handeln zu lassen als ihn an eine "Ideologie" zu ketten. Zur Begründung schreibt er: "Ich meine, es ist schön, dass die Show-Autoren ein bisschen Weltanschauung usw. hinzugefügt haben, aber letztlich ist ein Dieb nur ein Dieb und es gibt kaum eine Entschuldigung dafür, es sei denn, jemand hungert."
Ein weiterer Fan unterschreibt diese Gedanken und bestätigt, dass der Idealismus des Professors ohnehin "weit hergeholt" gewesen sei. Und weiter heißt es an der Stelle: "Es ist nicht so, dass sie politische Reformen forderten oder gegen irgendetwas Bestimmtes protestierten, sie stahlen nur Geld für sich selbst, damit sie sich auf Privatinseln zurückziehen konnten." Um "den Widerstand" sei es somit von vorneherein nicht wirklich gegangen.
"Nastie22" ist schließlich der Meinung, das Ende passe sehr wohl zum rebellischen Professor und meint damit besonders das Fake-Gold, das Tamayo sogar wissentlich als solches annimmt. Damit habe der Professor die "Lächerlichkeit des Systems" endgültig offengelegt, denn: "Das gefälschte Gold macht für die spanische Wirtschaft keinen Unterschied, weil [außer Tamayo] niemand weiß, dass es nicht echt ist und es als Kredit akzeptiert wird. Am Ende wird nur der Stolz des Staates verletzt."
"camikiacon" allerdings gibt sich mit den Einwänden nicht wirklich oder nur teilweise zufrieden. Er entgegnet: "Ich stimme zu, dass es auf diese Weise realistischer ist, aber die Idee eines Widerstands, insbesondere im heutigen politischen Klima, erscheint mir einfach zwingender. 'Bella ciao' verliert auf diese Weise seine Bedeutung."
(ju)