Warum haben Finanzminister Christian Lindner und seine Frau Franca Lehfeldt am vergangenen Wochenende auf Sylt eigentlich kirchlich geheiratet? Schließlich bestätigte der katholisch getaufte FDP-Politiker, dass er mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten ist. Und auch seine Frau soll laut Medienberichten kein Mitglied mehr der evangelischen Kirche sein.
Lindner hat sich jetzt gegen Vorwürfe gewehrt, er habe nicht aus religiösen Gründen gehandelt, sondern die evangelische Kirche St. Severin auf Sylt nur als Kulisse benutzt. "Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist. Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig", sagt Lindner gegenüber dem evangelischen Magazin "chrismon" und deutet damit seinen Glauben an etwas Überirdisches an.
Auch die Entscheidung des Paares, den Philosophen Peter Sloterdijk in der Kirche als Trauredner einzusetzen, hatte Fragen aufgeworfen. "Natürlich war es ein richtiger Traugottesdienst mit Predigt. Peter Sloterdijk hatte ich nach hinführenden Gedanken gefragt. Er hat den Gottesdienst bereichert, geprägt hat ihn die Pastorin", erklärt Lindner.
Doch damit noch nicht genug der Rechtfertigungen: Einige Kirchenmitglieder hatten kritisiert, dass Lindner durch die Hochzeit eine Dienstleistung in Anspruch nehme, die von Kirchengeldern finanziert wird, ohne, dass er seinen Beitrag dazu leiste. "Wenn zwei Seelen um Segen bitten, sollte man nicht die finanziellen Gegenleistungen thematisieren", sagt der Minister. Seiner Auffassung nach sei ein Gottesdienst keine Dienstleistung, für die man eine Rechnung ausstelle.
Ob er selbst nun erwäge, wieder in die Kirche einzutreten, wird Lindner in dem Interview noch gefragt. "In meine frühere Konfession nicht", stellt er klar und meint damit die katholische Kirche. Die evangelische Pastorin hätte ihn und seine Frau aber beeindruckt und ihn in seinem "Nachdenken bestärkt", verrät Lindner.
(nik)