Olivers Vater Gerhard ist eigentlich Buchhalter aus Burgwedel bei Hannover und hat noch nicht so viel von der Welt gesehen wie sein 42-jähriger Sohn. Das sollte sich nun ändern. Für das neue RTL-Format "Pocher und Papa auf Reisen" ging es für die beiden nach Thailand (der Trip hatte weit vor der Corona-Krise im Januar stattgefunden).
Rund elf Tage verbrachten sie Tag und Nacht gemeinsam in Bangkok, im Urwald oder auch an den beliebten Traumstränden Ko Samuis. Sein Vater stellte gleich klar: "Oliver lebt ganz anders als wir. Wir haben alles geordnet, wir haben Termine, die wir abarbeiten. Bei ihm ist das immer sprunghaft. Dann ruft er an und sagt, ich komme um zwölf, dann kommt er um vier."
Doch nun hatten die beiden ganz viel Zeit zusammen. Der Komiker war sich sicher: "Das Lustige ist, mein Vater würde am liebsten mein Leben führen. Und diesen bislang gut unterdrückten Wunsch werde ich meinem alten Herren erfüllen, mit einer Reise, die es in sich hat: Herausforderungen unglaublichen Ausmaßes, also zumindest für meinen Vater."
Einen gemeinsamen Urlaub hätten sie das letzte Mal vor 20 Jahren gemacht, stellte Papa Pocher fest. Damals ging es nach Zypern und wenn sie verreisen wollten, ging immer etwas schief: "Entweder er ist vom Baum gefallen, hat sich einen Arm gebrochen oder ist in die Baugrube gestürzt. Als Kind war er immer vorneweg, ist immer in die schnellsten Karussells gegangen, hat nie Angst gehabt." Pocher sei in der Schule, was die Klassenkameraden anbelangt, beliebt gewesen, aber bei den meisten Lehrern nicht.
Auch jetzt sollte es wieder turbulent werden. Denn die Glaubensrichtung der Zeugen Jehovas, der der 70-Jährige angehört, führte zu mehreren Diskussionen und einem großen Eklat.
Nach 13 Stunden Flug sollte für die beiden bei 35 Grad das Thailand-Abenteuer beginnen. Gerhard stellte gleich klar: "Meine Frau und ich sind ja Zeugen Jehovas. Wir haben nichts gegen Leute, die eine andere Religion haben. Aber ich würde mich auch hier nicht an irgendwelchen Gesprächen, Riten oder Gottesdiensten beteiligen, die hier abgehalten werden." Die wichtigste Religion Thailands ist der Buddhismus. Der sogenannten Theravada-Konfession gehören mehr als 90 Prozent der Bevölkerung des Landes an. Olli erklärte über sein Aufwachsen mit der Glaubensrichtung seiner Eltern:
Als sich die beiden ins Nachtleben von Bangkok stürzten, wurde deutlich, dass sie in Sachen Erziehung auf keinen gemeinsamen Nenner mehr kommen werden. Der Komiker sagte ernst: "Ich bin jemand, der von seinen Eltern grundsätzlich nicht viel bekommen hat. Ich musste immer Geld abdrücken. Ich habe meine Eltern deutlich mehr finanziert als umgekehrt. Ich habe damals 1000 Mark als Versicherungskaufmann bekommen und habe 400 Mark Miete gezahlt." Er sei noch nicht einmal 18 Jahre alt gewesen. Als sein Vater erklärte, das wäre eine reine pädagogische Erziehungsmaßnahme gewesen, entgegnete Olli, anscheinend leicht wütend: "Pädagogisch? Das ist Abzocke!"
Doch Gerhard pochte darauf, dass man das machen sollte, damit die Kinder lernen, mit Geld umzugehen. Die Kindheit war für seinen heute 42-jährigen Sohn somit schwer, wie dieser weiter ausführte: "Angesichts dessen, dass es bei den Zeugen Jehovas keinen Geburtstag, kein Weihnachten gibt, hielt sich die Anzahl der Geschenke, die ich von meinen Eltern bekommen habe, stark in Grenzen." Dies sei für Leute, die nicht viel für ihre Kinder ausgeben, die perfekte Religion. "Wenn alle deine Freunde Geburtstage und Weihnachten feiern, klar fragst du dich, was habe ich getan?", so Pocher junior. Man komme sich speziell vor und das nicht im positiven Sinn. Bei seinen Kindern mache er das nun anders.
Nachdem die beiden eine Massage auf den Straßen Bangkoks genossen hatten, sollte es dann (vorerst) wieder harmonisch zugehen. Sie traten nämlich in einer Travestie-Show auf. "Die alten 'Let’s Dance'-Zeiten werden direkt hier wieder wach. Das habe ich ganz gut hinbekommen. Ich bin top in Form, habe gerade einen unfassbar guten Körper und freue mich, das dem asiatischen Publikum präsentieren zu können", freute Olli sich. Für Pocher war der Auftritt mit seinem Vater der skurrilste Moment in seinem Leben. Gerhard stellte fest:
Danach amüsierte sich der TV-Star: "Meine Erfolgsgeschichte ist um ein weiteres Kapitel reicher. Ich habe für mich mit dieser Show einen neuen Tiefpunkt setzen können. Das Lustige ist, dass mein Vater da noch mitmacht. Ich hätte nie und nimmer damit gerechnet, dass er das wirklich komplett durchzieht. Am Ende ist es wahrscheinlich mit das Lustigste, was ich wirklich seit langem gemacht habe."
Doch die Laune sollte ihm schon am nächsten Tag vergehen, als sie nach Chiang Mai, in Thailands hohem Norden reisten. Denn dort sollten sie eine Nacht mit 40 Mönchen in einem Kloster verbringen.
Pocher erklärte auf dem Weg dahin: "Ich finde das grundsätzlich immer interessant, auch die Religion kennenzulernen, weil das oft ein prägendes Element der ganzen Gegend ist. Hier drin wird uns jetzt einer der Mönche empfangen, dann geben die uns Aufgaben, die man hier verrichtet und dann können wir hier übernachten." Sein Vater sagte prompt:
Olli entgegnete genervt: "Ich musste den Kram mitmachen. Ich weiß das wohl ganz genau."
Der Alltag als Kind hätte bei ihm so ausgesehen, dass seine Familie ein bis zweimal die Woche von Haus zu Haus gegangen sei oder mit dem "Wachturm" in der Fußgängerzone stand:
Sein Vater, der heute immer noch missioniert, sagte enttäuscht: "Also Olli hat seine eigene Entscheidung getroffen, die Zeugen Jehovas zu verlassen. Das bedauern wir natürlich. Aber jeder hat einen freien Willen und kann sich entscheiden, wie er möchte."
Und tatsächlich: Pochers Vater weigerte sich trotz laufender Kamera, das Kloster zu betreten. Das begründete Gerhard schließlich mit folgenden Worten: "Ich gehe auch in Deutschland in kein Gotteshaus rein. Das ist eine persönliche Entscheidung, die ich getroffen habe. Es geht mir um die richtige, die wahre und die falsche Religion. Für mich ist der Buddhismus nicht die richtige, sondern die falsche Religion."
Das Thema war für ihn gelaufen und der 70-Jährige lehnte die Gastfreundschaft der Mönche ab. Und das, nachdem Olli Pocher und sein Vater alles bis hierher gemeinsam gemacht hatten.
Da wurde Pocher junior stinksauer. Er machte seinem Vater schwere Vorwürfe: "Die Argumentationskette ist immer so unfassbar dümmlich. Dann heißt es immer, nein, ich mache das nicht, ich bete keine anderen Götter an. Niemand sagt, dass du jetzt hier beten sollst." Doch Gerhard sah das anders:
Doch für Olli war damit der Streit noch nicht beendet und er wütete später: "Es ist der Klassiker, es ist die Religion. Da braucht man auch gar nicht anfangen, groß darüber zu reden. Mein Vater macht das nicht." Und weiter:
"Fresse halten": keine netten Worte vom Sohnemann in Richtung Vater.
Dennoch war Oli nach dem Abgang des Vaters, der zurück ins Hotel fuhr und später ein Fish-Spa genoss, düster gestimmt. Er mache die Reise, um mit ihm viel Zeit zu verbringen und er wolle ihn auch gar nicht in irgendeiner Art und Weise verärgern. Und natürlich hätte er es lieber gehabt, wenn er dageblieben wäre. Somit meditierte er mit den Mönchen allein.
Den Rest der Reise setzte das Vater-Sohn-Gespann dann aber wieder gemeinsam fort. Und bei der Feuer-Massage, dem Besuch eines Dorfes im Dschungel oder beim Auflegen anlässlich einer Moonlight-Party am Strand kamen sie sich schnell wieder näher.
Oliver Pocher stellte nach der großen Reise versöhnlich fest: "Wir haben schon jetzt so viel Zeit gemeinsam verbracht, wie in den letzten Jahren zusammen. Man freut sich schon, wenn man merkt, dass es ihm Spaß macht. Irgendwie war es wirklich schön, er ist sehr unkompliziert. Für seine 70 Jahre ist er erstaunlich fit und gut dabei." Sie hätten deutlich mehr zueinander gefunden und seien auf einem guten Weg. Und Papa Pocher sagte nach dem wilden Trip abschließend: "Ich bin schon ein bisschen wehmütig. Das war hier mit Olli eine nette Gemeinschaft. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben und sich um mich gekümmert."
RTL zeigt "Pocher und Papa auf Reisen" am 19. und 26. Juni um 20.15 Uhr.
(iger)