Boris Becker wurde wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Tennis-Star sitzt seine Freiheitsstrafe momentan im "HM Prison Huntercombe" in der Nähe von London ab. Die Verurteilung ist nicht nur für den 54-Jährigen ein großer Schock – sondern auch für seine Ex-Frau Lilly Becker.
2009 hatten sich die Tennislegende und das Model das Ja-Wort gegeben, ein Jahr später kam ihr gemeinsamer Sohn Amadeus auf die Welt. Obwohl ihre Ehe nach neun Jahren in die Brüche ging, steht Lilly ihrem Ex-Mann weiterhin zur Seite.
Besonders schmerzhaft ist für sie im Zusammenhang mit der Gefängnisstrafe das Schicksal des 12-jährigen Amadeus. In einem Interview mit der britischen Zeitung "Daily Mail", gestand sie: "Unserem Sohn zu sagen, dass sein Vater im Gefängnis ist, ist das Schlimmste, was ich je tun musste."
Die Frage danach, wie man einem Kind von der Inhaftierung des eigenen Elternteils erzählen solle, brachte die gebürtige Niederländerin zum Verzweifeln. "Mein Instinkt sagte mir, dass ich es so sagen sollte, wie es ist: 'Dein Vater ist im Gefängnis. Er hat Mist gebaut'. Aber das kann man einem zwölfjährigen Kind doch nicht sagen."
Schlussendlich wandte sie sich an eine enge Freundin der Familie, die bereits in einer Kindestagesstätte unterrichtet hatte und Amadeus kannte. Mit ihrer Hilfe fand sie einen Weg, ihrem Sohn die Nachricht auf eine Art zu überbringen, die "nicht zu brutal für ihn" war.
"Ich werde nie vergessen, wie ich in seine blauen Augen sah – so blau wie die von Boris – und wie sie sich von links nach rechts und wieder zurückbewegten", erinnerte sich Lilly im "Daily Mail"-Interview. Sie hatte ihrem Sohn die Nachricht in seinem Spielzimmer überbracht – einem Ort, an dem er sich sicher fühlte. "Er war fassungslos. Er konnte es einfach nicht begreifen."
Noch am Abend vor der Urteilsverkündung verbrachte der Zwölfjährige die Nacht bei seinem Vater – ohne überhaupt von seiner Anklage zu wissen. "Ich sagte: 'Willst du weinen?' Und er sagte sehr schnell: 'Nein.' Dann sagte ich: 'Willst du allein sein?' Und er sagte: 'Ja', und wir gingen nach unten. Er kam 20 Minuten später wieder runter", berichtete das Model.
Ihrer Aussage nach soll es Amadeus inzwischen besser gehen und er würde neugierige Fragen über seinen Vater und dessen Leben im Gefängnis stellen.
"Ich muss so gut es geht antworten, aber es ist nicht fair, dass ich in dieser Lage bin. Es ist nicht fair, dass Amadeus in dieser Lage ist." Ihr Sohn habe sich gerade erst mit der Trennung seiner Eltern abgefunden. "Eines Tages wird Boris die Fragen seines Sohnes beantworten müssen, ihm in die Augen schauen, so wie ich es getan habe."
Weiter kritisierte sie: "Ich bin diejenige, die den Dreck wegmachen muss. Es sind immer die Frauen, die den Dreck wegmachen müssen." Lilly wünscht sich, dass Boris Verantwortung für seine Taten übernimmt.
"Ich kann es kaum erwarten, dass er wieder herauskommt und in Ordnung bringt, was er kaputt gemacht hat. Wie wird er das anstellen? Amadeus wird dreizehneinhalb Jahre alt sein, wenn er rauskommt. Das ist ein so wichtiges Alter, in dem sie sich so sehr verändern. Vielleicht erkennt er seinen Vater nicht wieder."
Lilly habe außerdem Aggressionsprobleme entwickelt, auf die sie ihr Sohn immer wieder aufmerksam mache. "Ich neige dazu, wütend zu werden, und wenn ich das tue, sagt er: 'Mama, werde nicht zu Godzilla. Mama, du brauchst eine Umarmung.' Er sollte nicht in dieser Position sein."
Seit der Inhaftierung seines Vaters soll Sohn Amadeus unter Trennungsängsten leiden. "Wenn ich das Haus verlasse, fragt er: 'Wann kommst du wieder?'", offenbarte Lilly. Doch sie konnte auch etwas Positives aus Boris' Inhaftierung ziehen: "Mein Sohn ist mein bester Freund geworden. Wir helfen uns gegenseitig", berichtete die 45-Jährige. "Er ist ein großartiger Junge, der auch merkt, wenn mir das alles zu viel wird."
(fw)