Das britische Sorgenkind Prinz Andrew feiert heute seinen 60. Geburtstag. Doch die große Sause bleibt diesmal aus. Der Grund dafür ist seine Verwicklung in den Missbrauchsskandal rund um Jeffrey Epstein. Andrew galt immer als Lieblingssohn von Queen Elizabeth II.
Zu den Lieblingen des Volkes zählte der Herzog von York hingegen nie. Der Grund: Ungeschicktes Verhalten und Affären auf dem politischen Parkett – etwa als er mitten in der Wirtschaftskrise Bankerboni verteidigte – ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Derzeit wird Andrew vorgeworfen, dass er bei den Ermittlungen in den USA gegen Epstein sein Wort nicht halte und bei der Aufklärung nicht helfe.
Virgina Giuffre behauptet zudem, dass sie als Minderjährige von Epstein zum Sex mit dem Prinzen genötigt worden sei. Andrew weist die Vorwürfe vehement zurück. Nach einem katastrophalen BBC-Interview, mit dem er eigentlich seinen Ruf wiederherstellen wollte, ließ der Prinz seine royalen Aufgaben ruhen. Auch seine Beförderung zum Admiral liegt auf Eis. Andrews Popularität hat einen Tiefpunkt erreicht.
Bei watson erklärt der renommierte Adelsexperte Jürgen Worlitz die Hintergründe.
"Prinz Andrew ist im Königshaus immer einer gewesen, der sich nicht als der Fleißigste ausgezeichnet hat. Er hat schon sehr früh wenig gearbeitet und sich ausgeklinkt. Andrew war ein Marineoffizier und hat sich für das Land der Wirtschaftsförderung verschrieben. In dieser Funktion ist er ab und an mal angeeckt. Ihm wurden Kunkeleien mit Ölscheichs, Industriellen nachgesagt."
"Er wird beschuldigt, in einen Sexskandal in Amerika verwickelt zu sein. Jetzt machen viele natürlich einen Bogen um ihn herum und die Queen verfügte bereits zusammen mit Charles und sicherlich auch mit William, dass er erstmal keine offiziellen Verpflichtungen mehr wahrnimmt. Prinz Andrew ist also bis auf Weiteres kalt gestellt.
Da er sowieso nicht so arbeitsfreudig war, wird ihn das am wenigsten stören. Womit er aber am allermeisten ein Problem haben wird, ist, dass er jetzt keine Beförderung als Ehren-Admiral erhält. Er war Marine-Offizier mit Leib und Seele und da wäre es für ihn eine Genugtuung gewesen, den höchsten Dienstgrad zu erreichen und den bekommt er erstmal nicht."
"Der Fall von ihm ist in erster Linie seiner Ungeschicktheit in dem Fernsehinterview geschuldet. Er hat sich dort zu sehr versucht rauszuwinden. Strafrechtlich kann man ihm noch nichts nachweisen. Besonders die moralische Seite nimmt aber einen großen Stellenwert ein. Dem Prinzen wird auch vorgeworfen, dass er nach dem Bekanntwerden des Skandals von Jeffrey Epstein nicht mit dem Mann gebrochen hat, sondern weiter mit ihm befreundet war. Diesen Fehler machen jetzt offenbar einige nicht, denn sie wollen im Moment nicht mit Andrew befreundet sein."
"An seinem Geburtstag gibt es eine private Feier. Ich nehme an, dass ihm die engsten Verwandten schon persönlich gratulieren werden. Es wird sicherlich auch in einem der Paläste oder in seinem Haus eine Feier geben – mit seinen Töchtern, womöglich auch mit William, Kate und der Queen.
Vielleicht geht Andrew auch zu ihr, weil Prinz Philip gebrechlich ist. Das ist allerdings nicht bekanntgegeben worden. Was wir wissen ist, dass es einen privaten Rahmen gibt. Die Glocken der Westminster Abbey werden läuten. Wenn solche Ehrentage sind, dann ist das in Großbritannien so üblich – losgelöst von der gegenwärtigen Situation. Das ist die einzige offizielle Komponente."
"Es hätte möglicherweise eine Feier gegeben, bei der sich die Familie auch auf dem Palastbalkon gezeigt hätte oder an anderer öffentlicher Stelle. Das Volk hätte ihm Blumen oder andere Präsente schenken können. Im besten Fall wäre er noch mit einer Briefmarke geehrt worden.
Großbritannien hat durch das Commonwealth eine ganze Menge von Staaten, die gerne Sonderbriefmarken drucken. Das hätte ihn sicherlich alles sehr gefreut. Andrew hätte sich vermutlich auch gerne mit seiner Ex-Frau Fergie, den beiden Töchtern und den Schwiegersöhnen, der eine wird es bald, öffentlich gezeigt."
"Die Regierung hat immer dann Einfluss, wenn sie zahlen soll. Aus diesem Grund kamen die Verbote der Festbeflaggung von der Downing Street. Eine öffentliche Feier mit Publikumskontakt hätte zudem hohe Sicherheitsvorkehrungen erfordert. Wir wissen, dass so etwas nicht ein paar Hundert Pfund, sondern gleich Hunderttausende kosten würde.
Die Regierung setzt sich bei so einer Übernahme dem Vorwurf aus, dass einem Menschen, der ins Zwielicht geraten ist, eine öffentliche Ehrung zuteil wird, die dann auch noch Staatsgelder verschlingt. Das alles zahlt nicht die Krone allein und aus diesem Grund wäre das schon wieder ein Imageschaden, den im Moment die Regierung am allerwenigsten gebrauchen kann."