Afghanistan-Reise: Youtuber The Great Hans kassiert heftigen Shitstorm

In Afghanistans Hauptstadt Kabul hat sich das Leben seit der Machtübernahme der Taliban drastisch verändert.Bild: AP / Siddiqullah Alizai

Deutscher Youtuber kassiert Shitstorm nach Reise durch Afghanistan

Leonie Daumer

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Die schrecklichen Bilder von der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gingen im August 2021 um die Welt: Menschen, die sich vor Verzweiflung an schon abhebende Flugzeuge klammerten, endlose Schlangen an Grenzübergängen und die schwer bewaffneten Mitglieder der Terrorgruppe, die ganz offensichtlich von nun an das Sagen in dem asiatischen Binnenland hatten.

Vor allem die Situation für Frauen hat sich aufgrund der radikal islamistischen Ausrichtung der Taliban seit ihrer Machtübernahme drastisch verschlechtert: Schrittweise wurde Afghan:innen der Zugang zu Arbeit und Bildung verwehrt, ihre Bewegungsfreiheit wurde eingeschränkt, politische Aktivist:innen werden verfolgt.

Auch wenn sich Afghanistan seitdem laut Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in einer der "der größten humanitären Notlagen weltweit" befindet, ist ein gewisses touristisches Interesse nicht abgebrochen. Vor allem Reisende, die gerne von sich behaupten, sich besonders für wenig frequentierte und beliebte Reiseziele zu interessieren, zieht es trotz der schwierigen Umstände nach Afghanistan.

Der deutsche Youtuber Daniel Großhans sorgte nun für ordentlich Aufsehen. Seinem Channel "Radreise unlimited" folgen mehr als 100.000 Menschen. Sie alle sehen dabei zu, wie er mit seinem Fahrrad durch die Welt reist. Doch nun hat er einen regelrechten Shitstorm auf sich gezogen wegen der Art und Weise, wie er Afghanistan in einem seiner Videos beschrieben hatte. Nachdem auch sein Antwortvideo viral gegangen ist, hat sich Daniel Großhans, genannt Danny, zu einem drastischen Schritt entschlossen.

Deutscher Youtuber erzählt "die Wahrheit über Afghanistan"

In einem Youtube Short namens "Die Wahrheit über Afghanistan", das fast eine halbe Million Menschen erreichte, erzählt Danny von seinen Erfahrungen während der Radreise durch Afghanistan. Er spricht darin über die extreme Armut, über Kinderarbeit und die Tatsache, dass Frauen vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen sind.

Danny betonte jedoch auch, dass ausnahmslos alle seine "Begegnungen mit den Menschen hier extrem positiv" verlaufen seien. Die Afghan:innen seien sehr gastfreundlich und kommunikativ und würden "trotz all der schwierigen Umstände, mit denen sie leben müssten, eine hohe Lebensfreude" ausstrahlen.

Dafür hagelte es vor allem von Frauen auf Social Media viel Kritik. Der Vorwurf: Danny würde mit seiner privilegierten Sicht eines Mannes ausblenden, dass seine Afghanistan-Reise für viele Frauen unvorstellbar wäre und sie nicht eine solche Behandlung wie Danny erwarten könnten.

Youtuber Thegreathans wehrt sich gegen Vorwürfe

In einem zweiten Video legte Danny deswegen nochmal nach und holte sich dafür Unterstützung von einer anderen, weiblichen Reise-Influencerin. Valerie vom Kanal "journeyious" berichtet darin von ihren eigenen Reiseerfahrungen in Afghanistan. Sie hätte nicht erwartet, so "mega respektvoll" behandelt zu werden und hätte bis auf kleine Einschränkungen eine "unglaublich tolle Zeit" in Afghanistan gehabt.

Mit dem Verweis auf zahlreiche andere Reise-Influencerinnen, die dasselbe erzählen könnten, erklärt Danny die Aussage, man könne als Frau nicht einfach so eine Reise wie er machen, für widerlegt.

Reise-Influencer löscht Youtube-App

Nach der Veröffentlichung des Videos zeigte sich Danny auf Instagram zunächst selbstsicher, postete ein Meme, demzufolge Valerie es den kritischen Kommentaren gezeigt hätte. Bis zum nächsten Morgen hatte Dannys Antwortvideo jedoch ebenfalls mehrere Hunderttausend Views und über 500 Kommentare erhalten.

"Wenn man davon absieht, dass Frauen weder arbeiten noch alleine reisen dürfen und aus der Öffentlichkeit quasi verbannt werden, ist es bestimmt 'ganz toll' da", heißt es in einem Kommentar.

"Wirklich widerlegt hast du die Aussagen jetzt nicht. Selbst wenn die Frau sagt, dass ausländische Frauen respektvoll behandelt werden, sehen viele halt wie die Frauen, die dort leben, behandelt werden und das ist halt einfach nicht okay", erklärt ein anderer Nutzer.

Für afghanische Frauen wäre eine Radreise wie Dannys undenkbar.Bild: AP / Ebrahim Noroozi

Es gab jedoch auch viele positive Kommentare, die sich für Dannys Aufklärungsarbeit bedankten. Für den Youtuber reicht es erst einmal trotzdem: Auf Instagram postete er eine Story, wie er kurz davor ist, die Youtube-App zu löschen. Dazu schrieb er: "Mit der Masse an Views kommt einfach eine riesige Masse an Schrott-Meinungen und -Kommentaren und vor allem Ausländerhass."

Danny kündigte an, sich vorübergehend keine Kommentare mehr durchzulesen und auch keine weiteren Youtube Shorts hochzuladen. Die hitzige Diskussion unter seinem Video wird aber wohl erst einmal weitergehen.