Die Inflation kickt. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern Europas. Es gibt zahlreiche Menschen, die deshalb zunehmend Probleme haben, ihr Leben ausreichend zu finanzieren. Die Situation treibt viele von ihnen in die Verzweiflung. So auch eine Frau, deren Video derzeit auf Tiktok viral geht. Innerhalb von nur vier Tagen verzeichnet es 4,9 Millionen Views und Tausende Kommentare. Ihre Tränen und Vorwürfe treffen offenbar den richtigen Nerv. Die Reaktionen? Heftig. Einig ist man sich auf Social Media zu dem Thema aber offenbar nicht.
Abbie Palmer ist 30 Jahre alt und arbeitet Vollzeit als Kundendienstmanagerin. Trotzdem musste sie kürzlich frustriert den Supermarkt verlassen. Als die Britin davon erzählt, bricht sie in Tränen aus. "Ich war im Aldi und habe daran gedacht, wie meine Mutter früher um diese Jahreszeit die Weihnachtsschränke zu füllen pflegte", schildert sie in einem Video auf Tiktok. Sie selbst habe nicht mehr die finanziellen Mittel, das Weihnachtsfest ausgiebig zu feiern.
In dem Video erzählt sie unter Tränen von ihrer finanziellen Lage: Obwohl sie Vollzeit arbeitet, verbleiben ihr im Monat, nach Abzug aller Fixkosten, rund 600 Pfund Sterling (umgerechnet circa 694,11 Euro). Die Mutter von zwei Kindern sagt in einem anderen Video, dass sie zu Weihnachten normalerweise 300 Pfund (rund 348 Euro) für jedes ihrer Kinder ausgebe, dieses Jahr jedoch nur 100 Pfund (circa 116,06 Euro) zusammen.
Die Mutter beginnt die Aufnahme mit den Worten: "Das ist für Rishi Sunak (Anm. d. Red.: der britische Premier)." Abbie macht ihrem Ärger gegen die Regierung Luft – "weil ihr da steht und über Personen wie mich sprecht". Personen wie sie: Damit meint sie Mütter, die arbeiten und sogar in einer staatlich unterstützten Wohnung leben. Ihr bleibe trotzdem kein anderer "Luxus" als ihr Handyvertrag.
Mit den 600 Pfund, die ihr nach Abzug aller Fixrechnungen übrig bleiben, müsse sie etwa Treibstoff für ihr Auto bezahlen, um zur Arbeit zu kommen. Dazu komme der Einkauf von Lebensmitteln und alle anderen Dinge, die so anfallen. Das Geld reiche für nichts anderes: "Ich habe kein Sky oder so etwas. Wenn ich nicht bezahlen kann, habe ich es nicht. Ich lebe völlig im Rahmen meiner Möglichkeiten – aber es reicht immer noch nicht."
Sie spare jeden Monat 100 Pfund, um die Kosten für die Autoversicherung bezahlen zu können. Nun seien diese jedoch so weit gestiegen, dass sie finanziell aufgeschmissen sei, auf jährlich 1800 Pfund statt bisher 1200. Damit verblieben ihr künftig monatlich deutlich zu wenig zur freien Verfügung.
Das Geld reicht Abbie zufolge nicht einmal, um dringende Arzttermine wahrzunehmen. Geschweige denn für einfache Weihnachtsgeschenke. Nun müsse sie selbst auf Essen verzichten und sei auf der Suche nach einem zweiten Job, um das Leben zu finanzieren.
Sie macht der Regierung schwere Vorwürfe. "Parlamentarier brauchen keine 40-Pfund für das Mittagessen! Sie sollten ein Sandwich und eine Tüte Chips essen wie wir alle!", meint sie. 40 Pfund seien eine Frechheit, das gebe sie nicht einmal in der gesamten Woche für das Essen aus. Abbie nennt es eine "Schande", wie viel Politiker:innen in Großbritannien verdienen, wie Energieunternehmen "Milliarden" einsacken, während so viele fleißige Normalbürger "leiden" würden.
Die Reaktionen sind vielfältig. So gibt es auf der einen Seite heftige Kritik an der 30-Jährigen. "Geldprobleme trotz 600 Pfund NACH Fixkosten" würden darauf hindeuten, dass Palmer wohl eher "Hilfe mit Geldmanagement" brauche, schreibt eine Person. Mehrere Menschen machen sich über die "Luxusprobleme" lustig, einige werden beleidigend.
Doch zahlreiche User:innen haben auch Verständnis und Mitleid mit Abbie. "Ich verstehe nicht, wie manche Leute sagen können, 600 Pfund seien genug? In Zeiten dieser Wirtschaft reichen die gerade einmal für zwei Wochen, gerade für das Wichtigste", schreibt etwa eine Person. Einige schildern bei Social Media, dass sie sich in einer ähnlichen Situation befinden. Andere sagen, sie wüssten auch keinen Ausweg mehr. Abbie selbst hat in den vergangenen Tagen zahlreiche weitere Videos hochgeladen und damit auf Kritiker:innen reagiert.