Der Prozess gegen Sean Combs ist auf acht Wochen angesetzt. An den ersten fünf Verhandlungstagen stand Sängerin Casandra Ventura im Mittelpunkt. Die Hauptzeugin berichtete von jahrelanger Gewalt und sexuellen Übergriffen.
Eine Kanzlei vertritt derzeit 120 mutmaßliche Opfer, darunter 25 Minderjährige. Combs bestreitet alle Vorwürfe. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Die wichtigsten Entwicklungen der ersten Prozesswoche sind hier zusammengefasst. Eine Übersicht der Anklage gegen Sean Combs mit allen Vorwürfen findest du weiter unten im Artikel.
Mittlerweile befindet sich der Prozess gegen Sean "Diddy" Combs in der zweiten Woche. Am 21. Mai wurden weitere Zeugenaussagen erwartet. Laut "People" sagte eine Sexualtrauma-Psychologin aus, die zuvor im Prozess gegen R. Kelly wegen Sexhandels und im Prozess gegen Harvey Weinstein ausgesagt hatte.
Dawn Hughes erklärte im Zeugenstand, dass manche Opfer mitunter Monate oder Jahre warten würden, bevor sie den Missbrauch melden. "Je enger die Beziehung zum Täter ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man etwas preisgibt", gab sie an.
Hughes erklärte, finanzielle Abhängigkeit sei ein Grund, der es einem Opfer schwer machen könne, eine missbräuchliche Beziehung zu verlassen.
Die forensische Psychologin war einst auch im Zivilprozess gegen Johnny Depp und Amber Heard als Zeugin geladen. Die Anwälte von Combs wollten zuvor ihre Aussage im Zeugenstand verhindern und gaben an, dass ihre "Aussage eine als Sachverstand getarnte Plädoyer-Tätigkeit sei".
Besondere Aufmerksamkeit lag am Prozesstag auf George Kaplan, er ist der ehemalige Assistent des Rappers. Kaplan gab vor Gericht an, er habe "Flaschen mit Babyöl" und "einmal braunes kristallisiertes Pulver auf der Ablage des Waschbeckens im Badezimmer" weggeräumt.
Bei seiner Tätigkeit wäre es auch darum gegangen, "sein öffentliches Image zu schützen". Dies sei ihm ein Anliegen gewesen. Die "Bild" berichtete, dass er laut eigener Aussage 80 bis 100 Stunden pro Woche gearbeitet habe, für ein Jahresgehalt von 125.000 Dollar. Der 34-Jährige sagte, er habe mehrmals täglich mit seinem Chef in Kontakt gestanden, neben Kleidung oder Essen auch Drogen organisiert.
"Ich habe MDMA besorgt", sagte er aus. Kaplan habe oft nicht gewusst, was genau er abgeholt habe. Sean "Diddy" Combs habe ihn unter Druck gesetzt. "Fast jeden Monat drohte er mir mit Rausschmiss", merkte er an. Er sei auch für die Ausstattung und das Aufräumen von Hotelzimmern zuständig gewesen, in denen es Gleitgel, Kerzen, Babyöl oder Alkohol gegeben habe.
Im Prozess gegen Rapper Sean "Diddy" Combs sagte nun die Mutter seiner früheren Freundin Cassie Ventura aus. Regina Ventura sprach laut "Page Six" gegenüber den Geschworenen in New York über Drohungen und Gewalt, die von Combs gegen ihre Tochter ausgegangen seien.
Combs habe seiner damaligen Freundin und dem Rapper Kid Cudi körperliche Gewalt angedroht. Grund dafür sei gewesen, dass er sich von den beiden betrogen gefühlt habe, erklärte Regina Ventura.
Die Mutter von Cassie gab zu verstehen, dass sie sich "körperlich krank" gefühlt habe, als sie von den Drohungen gegen ihre Tochter erfahren habe. Auch habe es einen Erpressungsversuch durch Combs gegeben, als er und ihre Tochter in einer Beziehungspause gewesen seien.
Der Rap-Star habe damit gedroht, Videos zu veröffentlichen, auf denen Cassie bei Sexpartys des Rappers zu sehen sei. Der Künstler und Unternehmer habe 20.000 Dollar verlangt, um angebliche Ausgaben auszugleichen, erklärte die Mutter der Sängerin. Da sie und ihr Ehemann das Geld nicht hatten, sollen sie einen Kredit für ihr Haus aufgenommen haben.
Im Anschluss habe sie den Betrag an ein Konto von Combs' Firma überwiesen. Fünf Tage später wäre plötzlich das Geld zurückgebucht worden.
Darüber hinaus präsentierte die Mutter von Cassie Ventura der Jury Fotos, die sie 2011 in ihrem Haus in Connecticut von ihrer Tochter aufgenommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt sei Cassie Ventura von Combs körperlich misshandelt worden. Mit den Aufnahmen wollte sie die Blutergüsse dokumentieren.
Ein zentrales Beweismittel im Prozess ist ein Video aus dem Jahr 2016, das zeigt, wie Combs seine damalige Partnerin Cassie Ventura im Flur eines Hotels körperlich angreift.
Am sechsten Prozesstag wurden Bilder als offizielle Beweismittel aufgeführt. Sie sollen unter anderem Verletzungen zeigen, die aus dem Hotel-Angriff resultieren, berichtet "Bild". Die Aufnahmen dokumentieren Hämatome an Cassie Venturas Körper, eine Wunde über ihrem Auge und eine geschwollene Lippe.
Dawn Richard, früheres Mitglied der von Combs gecasteten Girlgroup "Danity Kane" und spätere Mitstreiterin im Projekt "Diddy-Dirty Money", sagte laut "People" am Montag, dem 19. Mai im Zeugenstand aus. Ihre Aussagen drehen sich vor allem um ein mutmaßliches Gewaltverbrechen im Jahr 2010.
Damals sei sie mit Combs, Cassie Ventura und mehreren Prominenten in einem Restaurant gewesen. Unter den Anwesenden seien unter anderem der Sänger Usher, der Musikproduzent Jimmy Iovine und der Rapper Ne-Yo ebenfalls mit dabei gewesen. Dort, so Richard, habe sie beobachtet, wie Combs Cassie Ventura in den Magen schlug. Ob die anderen Anwesenden den Vorfall ebenfalls mitbekamen, sei unklar.
"Er hat ihr in den Magen geschlagen", sagte Richard aus. Auf die Frage, warum sie nicht früher darüber gesprochen habe, erklärte sie, Combs habe sie bedroht. Sie habe Todesangst gehabt: "Er sagte, er würde mich töten, wenn ich mit jemandem darüber rede."
Richard erinnerte sich zudem an einen Streit zwischen Combs und Ventura, bei dem Combs laut ihrer Aussage "mit der Faust in ihr Gesicht geschlagen" habe. Ventura sei daraufhin weinend ins Badezimmer geflüchtet, während Combs wütend davongelaufen sei.
Nach Dawn Richard trat Kerry Morgan in den Zeugenstand. Sie habe Ventura als Teenagerin bei einem Model-Shooting kennengelernt und seitdem engen Kontakt zu ihr gehabt. Morgan berichtete von einem Vorfall im Jahr 2013 auf Jamaika.
Sie habe Cassie "gutturale" und "erschreckende" Schreie ausstoßen hören, bevor sie gesehen habe, wie Combs sie an den Haaren durch das Haus schleifte. Auch in Venturas Wohnung in Hollywood sei es zu Gewalt gekommen.
Morgan sagte aus, sie habe die Freundschaft zu Ventura 2018 beendet, nachdem sie selbst von Combs angegriffen worden sei. Er habe sie von hinten gewürgt und ihr "einen Holzbügel wie einen Bumerang um den Kopf geschleudert".
Die Anklage gegen Diddy umfasst unter anderem Sexhandel, Erpressung, Nötigung und organisierte Kriminalität. Laut Staatsanwaltschaft soll Combs über Jahre hinweg ein Netzwerk betrieben haben, in dem Frauen und Männer unter Drogen gesetzt, missbraucht und zur Teilnahme an sogenannten "Freak-Offs" gezwungen wurden – exzessive Sexpartys, die oft gefilmt und zur Erpressung genutzt wurden.
Bei Durchsuchungen seiner Anwesen wurden unter anderem Drogen, illegale Waffen und über 1000 Flaschen Gleitmittel sichergestellt.
Die Verteidigung will ihren Mandanten im Laufe des Prozesses mit der Argumentation entlasten, dass weder Gewalt in Beziehungen noch sexuelle Vorlieben automatisch strafrechtlich relevant seien. Es gehe um Konsens zwischen Erwachsenen. Combs' Team räumte jedoch ein, dass der Musikproduzent ein "komplizierter Mensch" mit einem Hang zu Drogenkonsum, Jähzorn und exzessivem Lebensstil sei.