Seit Dezember 2022 ist Boris Becker aus britischer Haft entlassen, der einstige Tennis-Star war aufgrund von Insolvenzstraftaten schuldig gesprochen worden und saß mehrere Monate hinter Gittern. Nun aber blickt er wieder nach vorn, unter anderem nahm er seinen Experten-Job bei Eurosport wieder auf. Derweil stehen gleich mehrere Dokumentationen über Beckers Leben an – eine davon feierte nun sogar schon Premiere auf der Berlinale.
"Boom! Boom! – The World vs. Boris Becker" beschäftigt sich weitgehend mit seiner Tennis-Karriere und auch den unschönen Facetten des Erfolgs. Unter anderem spricht Becker von seiner zurückliegenden Tabletten-Abhängigkeit. Seine Ex-Frau Barbara kommt zu diesem Thema ebenfalls zu Wort.
Boris Becker war noch ein Teenager, als er überraschend erstmals das prestigeträchtige Wimbledon-Turnier gewann und plötzlich zum Weltstar avancierte. Mit seinen 17 Jahren war das damalige Talent von den Ereignissen überrumpelt. "1987 konnte ich mit dem Druck, ständig abliefern und siegen zu müssen, nicht mehr umgehen", sagt er in "Boom! Boom!" (via "Bild"). Weiter gesteht er:
Rat suchte er daraufhin beim deutschen Teamarzt. Das Ergebnis: "Er meinte, er habe leichte Schlaftabletten für mich. Ich könne dadurch sechs Stunden schlafen und fühle mich wieder gut." Die Einnahme der Tabletten sollte für Becker allerdings schon bald schlimme Folgen haben.
"Sie waren stark und machten süchtig. Man wacht nicht nach fünf oder sechs Stunden erholt auf. Man ist wie benebelt. Irgendwann konnte ich ohne die Pillen nicht mehr schlafen", erzählt er. Sein drastisches Fazit in der Doku: "Ohne die Pillen war ich nachts wach. Ich unterhielt mich mit Leuten, ging aus, trank. Ich lebte nicht das Leben eines Profisportlers."
Konkret blickt Becker auch auf das Wimbledon-Finale 1990 gegen Stefan Edberg zurück: "Ich wachte um 11.30 Uhr völlig benebelt auf, das Spiel begann schon um 14 Uhr." Zwar gelang ihm im Verlauf des Matches ein Comeback, in Satz drei und vier holte er auf – "doch dann wurde ich nervös." Am Ende triumphierte doch Edberg, und Becker haderte mit sich und den Pillen: "Ich dachte nur: 'Du blöder Idiot. Du hättest ihn schlagen können.'"
Barbara Becker, mit der die Tennis-Legende zwischen 1993 und 2001 verheiratet war, äußert sich in der Serie ebenfalls zu der damaligen Abhängigkeit ihres Ex-Partners. Doch ihre Erinnerungen sind andere. "Für mich waren Drogen immer der Teufel. Ich habe auch nie verstanden, warum Boris die Pillen nahm", gibt sie an. Sie ergänzt: "Ich wusste nur, dass er das eigentlich nicht wollte. Also spülte ich sie die Toilette hinunter. Erzählt er die Geschichte anders?"
Dies ist tatsächlich der Fall, denn laut Becker schloss er zwei Jahre früher mit den Tabletten ab, als es seine Ex in Erinnerung hat. Genau darauf nimmt der 55-Jährige auch explizit Bezug, und beharrt auf seiner Version:
Der Regisseur Alex Gibney hat dazu übrigens auch eine Meinung. Er lässt den Widerspruch in "Boom! Boom!" offen stehen: "Wir erinnern uns an Dinge nicht unbedingt, wie sie waren, sondern wie wir sie uns wünschen. Wenn Boris also seine Version der Sache mit den Schlaftabletten erzählt, warum sollte ich ihm dann widersprechen?"