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Modeagentur-Chef äußert sich zu Wolfgang Joop – "in keinster Weise billigen"

ARCHIV - 07.02.2020, Nordrhein-Westfalen, K
Wolfgang Joop bekommt nach einem Spiegel-Interview einen Shitstorm ab.Bild: dpa / Henning Kaiser
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Wolfgang Joop rudert nach heftiger Empörungswelle zurück – jetzt reagiert ein Agenturchef auf sein Interview

17.11.2021, 17:12
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Wolfgang Joop, Modedesigner und ehemaliger Juror von "Germany's Next Topmodel", sorgte mit Aussagen über sexuellen Missbrauch in der Modebranche für einen Aufschrei in den sozialen Netzwerken. Nun hat sich der 76-Jährige für dieses Interview entschuldigt.

Im Gespräch mit dem "Spiegel" erzählte er, dass er bei Karl Lagerfelds Tod geweint habe, weil diese "Welt so wunderbar frivol und frigide" war. Und weiter sagte er:

"Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: Wir können auf dich verzichten."

Daraufhin erwiderte der Interviewer, dass das doch fürchterlich sei. Joop entgegnete so: "Ja. Aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt."

Sind Joop-Aussagen normal in der Branche?

Wolfgang Joop zeichnete mit seinen Aussagen ein düsteres Bild von der Modelbranche. Aus diesem Grund sprach watson mit Michael Fassl, Mitbegründer der Agentur "mf-mgmt". Watson wollte wissen, ob ihm Praktiken, wie die, die Wolfgang Joop in seinem Interview beschreibt, aus der Vergangenheit bekannt seien. Darauf antwortete Fassl:

"Nein, persönlich kann ich dieses Vorgehen nicht bestätigen, was bedeutet, dass ich so etwas nie mitbekommen und auch während meiner Zeit im Business nie gehört habe. Aber ob es so etwas, wo auch immer auf der Welt, gegeben hat oder noch immer gibt, weiß Herr Joop nach all den Jahren und der Erfahrung im Business bestimmt besser als wir alle zusammen. Fakt ist, dass wir uns, wie sicherlich alle seriösen Agenturen, von derartigen Praktiken distanzieren und diese in keinster Weise billigen."

Auf Nachfrage erklärte er außerdem, dass ihm auch noch von keinem Model Missbrauchsfälle gemeldet worden seien. In diesem Zusammenhang erklärte er: "Dies wäre auch gar nicht so einfach, da unsere Arbeitsweise bei 'mf-mgmt' (und auch Bulls Management) derartige Versuche fast unmöglich macht." Hinzu komme, dass jeder, der es versuchen würde, automatisch das Risiko eingehe, "insbesondere mit Hilfe der Instagram-Reichweiten unserer Models schnell mit dieser Art der Belästigung aufzufliegen und die Konsequenzen zu spüren bekommt."

Natürlich soll es erst gar nicht dazu kommen, dass Models belästigt werden und sich mit übergriffigen Männern herumschlagen müssen. Um das zu verhindern, werden bei "mf-mgm" bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, wie Michael Fassl gegenüber watson deutlich machte: "Unsere Models werden von einer Person aus unserem Team agenturseitig zu Shootings begleitet. Gerade Neukunden, aber auch Fotografen, mit denen wir das erste Mal arbeiten, schauen wir uns natürlich direkt vor Ort mit an. Selbiges gilt auch für Events, Modenschauen, Moderationen und jegliche andere Buchungen. Diese Handhabung praktizieren wir seit vielen Jahren, denn bei uns steht das Model an erster Stelle."

Joops Aussagen sorgen für wütende Reaktionen im Netz

Mit seinem Interview löste Wolfgang Joop eine Empörungswelle im Netz aus und wurde scharf kritisiert: "Wolfgang Joop findet laut 'Spiegel'-Interview also Zwangsprostitution gut oder wie soll man das verstehen?", fragte sich unter anderem ein User auf der Social-Media-Plattform empört. Andere Twitter-Nutzer forderten Aufklärung über mögliche Missbrauchsfälle in der Modebranche: "Ein weiterer Fall von 'Jeder hat es gewusst, aber niemand hat etwas getan'. Hoffentlich passiert jetzt was."

Und Autorin und Satirikerin Sarah Bosetti twitterte in diesem Zusammenhang ironisch:

"Joop ist eine Kunstfigur. Joop spricht nur aus, was viele denken. Radikale Feministinnen wollen Joop canceln. Feminazis sind neidisch, weil andere Leute Sex haben. Für euch liebe Patriarchatsfans, damit ihr euch den Quatsch nicht selber ausdenken müsst."

Später erklärte er im "Bild"-Interview seine kritischen Aussagen: "Die Models wollten Geld verdienen und dazugehören. Da war es doch besser, Kontakt mit reichen Männern zu haben, als an der Supermarktkasse sitzen zu müssen." Und darüber hinaus ergänzte er. dass die Dinge, die er angesprochen habe, nun einmal passiert seien. Außerdem stellte er klar: "Ich befürworte solche Fälle nicht."

"Ich möchte mich bei allen entschuldigen"

In der Nacht von Sonntag auf Montag meldete sich Joop auf Instagram noch einmal zu Wort und bat um Verzeihung:

"Ich möchte mich bei all denen entschuldigen, die ich im Zusammenhang mit meiner im 'Spiegel'-Interview vom 12.11. getätigten Aussage verärgert oder verletzt habe."

In seinem Kommentar zu vergangenen Zeiten der Modewelt habe er auf die Korruption und Frivolität der siebziger und achtziger Jahre der Branche hingewiesen, deren Bestandteil bedauerlicherweise auch der respektlose und missbräuchliche Umgang mit Models gewesen sei. Weiter erklärte er: "Meine Aussage bezüglich der Sünde in der Modewelt war im Kontext deplatziert. Hierfür möchte ich an dieser Stelle aufrichtig um Entschuldigung bitten und betonen, dass ich jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt damals wie auch heute zutiefst ablehne." Die respektvolle Behandlung eines jeden Menschen stehe für ihn innerhalb als auch außerhalb der Branche an erster Stelle.

Seine Entschuldigung nahmen ihm allerdings viele nicht ab und werfen dem Modedesigner Heuchelei vor. "'Im Kontext deplatziert' bedeutet: War dumm, es dem Spiegel zu sagen" und "Mist! Das Interview im 'Spiegel' hat mich als frauenfeindlich geoutet. Schnell zur Schadensbegrenzung zurückrudern", kommentierten zum Beispiel zwei User die Aussage von Joop.

(swi)

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