Für jedes Model war es einst der größte Traum, als Engel über den Catwalk von Victoria's Secret zu laufen. Topmodels wie Stella Maxwell, Elsa Hosk, Bella Hadid, Candice Swanepol oder Jasmine Tookes durften sich zu den Glücklichen zählen, die, wie es immer so schön hieß, zur Victoria's-Secret-Familie gehören. Doch nun enthüllt ein Bericht der "New York Times", wie es wirklich um das weltberühmte Unterwäscheimperium steht.
Unter dem Titel "Engel in der Hölle" wird eine Recherche der Zeitung präsentiert, bei der es um Frauenfeindlichkeit, Mobbing, Belästigung von Mitarbeitern und Models geht. Dem Unternehmen werden schwere Vorwürfe gemacht. Die Anschuldigen richten sich dabei besonders gegen den Besitzer des Dessouslabels Leslie Wexner. Nachdem die Vorwürfe gemeldet wurden, soll er nicht aktiv dagegen vorgegangen sein, sondern stattdessen die Anzeichen ignoriert haben. Auch Marketingchef Edward Razek soll in den Skandal involviert sein.
Der Castingdirektor soll das Model Bella Hadid im Jahr 2018 belästigt haben. Beim Umziehen habe er gesagt: "Lass das Höschen weg." Zur selben Zeit soll Razek auch einem Topmodel zwischen die Beine gefasst haben. Mehrere Zeugen hätten das bestätigt.
Der 71-Jährige hätte zudem im Jahr 2007 versucht, das Model Andi Muise zu küssen. Später folgten penetrante Nachrichten. Nachdem sie auf seine Versuche nicht eingegangen sei, durfte sie laut Bericht ein Jahr später nicht mehr als berühmter Engel auf den Laufsteg.
"Der Missbrauch wurde weggelacht und als normal abgetan", so eine Mitarbeiterin. Wer etwas dagegen tun wollte, soll bestraft worden sein. Im Bericht kommt Razek ebenfalls zu Wort. Er sagt:
Darüber hinaus wollte er keine detaillierte Liste zu den Vorwürfen kommentieren. Ein Sprecher von Inhaber Wexner lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht komplett ab.
Als besonders brisant wird dabei auch die Beziehung zwischen dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zu Wexner geschildert. Das Vermögen des 82-Jährigen soll von Epstein verwaltet worden sein. Er soll sich als Personalvermittler für Victoria's Secret ausgegeben haben, um dadurch junge Frauen anzulocken. Ein Model sagte dazu: "Es schien wie ein Casting zur Prostitution zu sein. Ich fühlte mich wie in der Hölle." Das Ganze soll sich zwischen den Jahren 1995 und 2006 ereignet haben.
Im Jahr 2007 beendeten Wexner und Epstein ihre Zusammenarbeit. Der Grund dafür war die Anklage wegen Sexualverbrechens, die von der Staatsanwaltschaft in Florida gegen den Investmentbanker erhoben wurde. Mitte der 1990er Jahre soll Wexner über die Machenschaften von Epstein informiert worden sein. Es soll keine Anzeichen gegeben haben, dass der Unternehmer zur damaligen Zeit aktiv dagegen vorgehen wollte. Erst später soll eine Anwaltskanzlei mit einer "gründlichen Prüfung" beauftragt worden sein.
Leslie Wexner soll derzeit in Erwägung ziehen, sein Amt abzugeben. Laut "Wall Street Journal" prüfe der 82-Jährige die Zukunft des Dessous-Herstellers. Die Luxus-Wäschemarke hatte zuletzt mit Umsatzeinbrüchen und der Konkurrenz von Online-Händlern zu kämpfen. Seit 1963 steht Wexner an der Spitze des Unternehmens.
(iger)