Die wichtigste (Quiz-)Frage des Abends konnte sich Joko Winterscheidt am Ende selbst beantworten. "Wer stiehlt mir die Show?", wollte der Moderations-Lulatsch im Zweireiher scheinheilig von den Mitspielern und dem Studiopublikum wissen. Dann reckte er die Faust und begann zu brüllen: "Niemand!"
Wieder einmal – das zweite Mal in Folge in der neuen Ausgabe der mit Abstand genialsten Quizshow im deutschen Fernsehen – durfte sich der Mann, der ja eigentlich besiegt und entmachtet werden sollte, im Konfetti-Glitzerregen sonnen. Allerdings: Es war am Dienstagabend bei ProSieben ein hauchdünner Glück-gehabt-Sieg!
Wie es dazu kam? Zunächst einmal: wegen überraschend schlapper Herausforderer. Fahri Yardim und Olli Schulz, die sich in der Auftaktfolge der neu besetzten Staffel so derb aufgeführt hatten, wollten diesmal keine Krawallbrüder mehr sein, sondern geläutert brave Mitspiel-Schäfchen. Der Schauspieler aus Hamburg spielte diesmal – anfänglich zumindest – Lämmchen: "Ich bin heute auf Liebe eingestellt", versicherte der "Jerks"-Star Fahri.
Und auch der Musiker Olli war mehr an kosmischer Harmonie im Studio als an brachialem Triumphzug interessiert. Er unterbrach sogar das Quiz-Treiben, um gemeinsam mit dem gesamten Studio – Publikum, Techniker, Mitspieler, Musiker der sensationellen "The Mighty Winterscheidts"-Band, einfach mit allen! – zu meditieren. Es sollte eine "klangdynamische Schale" werden – durch Singen und Summen. Das Siegen hatte Schulz, der schließlich als Erster rausflog, darüber offenbar ganz vergessen. Allerdings ärgerte er sich dann doch: "Ich bin wirklich der dümmste Prominente."
Fahri Yardim hatte zunächst auch gar keinen Anlass zum Pöbeln. Die erste Spielstufe entschied er sogar als Sieger – und sammelte eine der drei möglichen Münzen ein. Die dürfte dann letztlich der Schauspiel-Kollegin Nilam Farooq ("Mein Blind Date mit dem Leben") an entscheidender Stelle gefehlt haben. Der "Tatort"-Star realisiert erst viel zu spät, dass eine Rolle als freundlich bemühtes Unschuldslamm ihn diesmal eher bremsen als weiterbringen würde. Und so kam es dann auch: Er verließ als zweiter Verlierer die Show!
Blieb die geballte Frauen-Power, die Joko Winterscheidt fast in die Knie zwang. Besonders gut lief es diesmal für die 30-jährige Wildcard-Kandidatin Marina aus München. Sie verblüffte immer wieder mit Schlagfertigkeit – und einem exzellenten Musik-Gehör. Damit sammelte sie viele Sympathiepunkte ein, vor allem bei den männlichen Mitspielern, die ihr beide den Gesamtsieg gegönnt hätten. "Marina, du hast es dir verdient", sagte etwa Fahri Yardim, als feststand, dass Marina und Nilam das Halbfinale bestreiten würden.
Doch letztlich blieb die ganz große Sensation, dass einmal ein No-Name die Show übernehmen würde, auch diesmal aus. Vielmehr kämpfte sich Nilam Farooq ins Schluss-Duell vor, das wie üblich von Katrin Bauerfeind moderiert wurde. Joko muss dann ja selbst Rede und Antwort stehen – und aufs Bluffen setzen.
"Spannender kann ein Finale nicht sein", tönte Bauerfeind kurz vor Schluss, als es zu einem völlig verdienten Punkte-Gleichstand vor der allerletzten Frage gekommen war. Nilam Farooq wusste nicht nur vieles, sie agierte auch geschickt beim Spiel mit den Münzen. Doch dann dachte sie dummerweise einmal zu sehr um die Ecke.
Woran sie denkbar knapp und fast schon tragisch scheiterte, war die Frage danach, was die von Elon Musk gegründete Firma mit dem sonderbaren Namen "The Boring Company" doch tatsächlich hauptsächlich baut. Nilam setzte richtigerweise auf die Deutung über ein albernes deutsch-englisches Wortspiel. Doch in Wirklichkeit stellt "Boring" keine "Bohrer" her. Die Firma bohrt – wie Joko ahnte – Tunnel. Knapp daneben ist eben auch vorbei.
"Krasse Herleitung", staunte der Bis-auf-weiteres-Moderator dann aber doch über seine extrem starke Gegnerin. Mit dem allerletzten Punkt des Abends hatte Joko gerade noch den Kopf aus der Schlinge gezogen. Gut möglich, dass er in der nächsten Woche endlich "bestohlen" wird. Zeit wird's!