Stars, die als Stars verkleidet sind und singen – Die RTL-Show "Big Performance" geht ins Finale. Über die letzten Folgen hat die Jury gerätselt, wer unter den Masken steckt, einige Promis sind schon rausgeflogen und enttarnt. Unter den Zuschauern in den sozialen Medien gibt es auch schon feste Vermutungen, wer die erschreckend echt wirkenden Masken von Mick Jagger, Adele und Tom Jones trägt. Doch die Jury tappt unfassbar ahnungslos im Dunkeln – bis sie am Ende dann doch auf einmal erstaunlich richtig liegt.
Als Erster darf Mick Jagger auf die Bühne. Er startet mit "Sympathy for the Devil". Die Lehre dieses Auftritts: Wer sich mit dem Teufel einlässt, muss für Überraschungen gerüstet sein. Gerade als die Performance von Playback planmäßig zu echtem Gesang durch den geheimen Star umschaltet, fliegen ihm in hohem Bogen die falschen Zähne aus dem auffällig großen Mund. Geistesgegenwärtig fängt er sie auf und steckt sie einfach wieder rein. "Das ist das Beste, was ich den letzten 14 Jahren im Fernsehen gesehen habe", sagt Jurorin Michelle Hunziker und meint den Verlust und Fang des Gebisses. Aber auch die Performance lobt sie.
Wer Guido kennt, weiß, dass "Chapeau" bei ihm höchste Anerkennung ist. Musikalisch sei er "fast auch ein Sänger". Bei Guido klingt auch sowas sogar nett. Für eine weitere Staffel würde eine Jury, die etwas ehrlicher formuliert, dem Format gut tun. Bei den drei Juroren ist alles super, toll oder eben "chapeau", selbst wenn es auch für jeden hörbar nicht so ist. Vielleicht wollen sie auch einfach die Promis nicht vergraulen.
Einen Kalauer zu den fliegenden Zähnen kann sich natürlich auch Moderator Daniel Hartwich nicht verkneifen: "Das passiert dem echten Mick Jagger auch mal", mutmaßt er.
Als es ans Raten geht, hat Guido den Comedian Thomas Hermanns im Kopf. Ihn hat er am Tag vor der Sendung zuvor angerufen und Hermanns ging nicht dran. Ein weiteres Indiz: "Der hat auch einen großen Mund." Motsi tippt hingegen erst auf "Matze Knoppe" (sie meint Comedian Matze Knop). Sie ist sich sicher, dass es ein Biodeutscher ist, weil sie seinen beim Tanzen im Takt pieksenden Zeigefinger als "German Move" identifiziert hat. Später legt sie sich dann auch aufgrund der Bewegungen doch auf den Comedian Martin Schneider fest. Genau wie Michelle.
Nach Performances und Abstimmungen in der Show steht fest, dass Mick Jagger nur auf Platz drei landet und damit ausscheidet. Also Zeit, die Maske abzunehmen. Und wirklich steckt Martin Schneider drunter. Michelle findet, "vielleicht die beste Maske, die wir je hatten". Motsi flehte schon beim Abschminken: "Nicht kaputt machen bitte." Und wirklich: Von dieser Maske geht eine seltsame Unheimlichkeit aus. Sie wirkt ebenso echt wie künstlich. Wirklich cringe. Findet auch Schneider selbst. "Ich habe selbst ein gruseliges Gefühl gehabt."
Es bleiben Tom Jones und Adele.
"Tom Jones" liefert so richtig ab. Mit Hüftschwung und mehr oder minder lässig entkleideter Weste singt er "It’s not unusual", "Help yourself" und "Thunderball". Aber er stapelt tief und verweist auf die Backgroundtänzerinnen. "Die Mädels haben auch ein bisschen von mir abgelenkt." Doch die Jury ist sich einig über die Performance: "Wenn jemand verschmolzen ist, dann Tom Jones", schwärmt Michelle vom Promi und seiner Rolle. "Dass Du von Woche zu Woche noch besser singst – wenn Du kein Sänger bist!" schwärmt Michelle. Erst tippt sie halbherzig auf Matthias Reim, später auf Uwe Ochsenknecht. Motsi ist ja sowieso im Grundzustand euphorisch: "Du warst so schüchtern" – nun würde er mit einer "Hammerstimme" überzeugen. "Ich glaube, ich bin dein größter Fan."
Guido mutmaßt weiter: "Noch eine Woche länger und Du kannst hier jeden haben". Das findet offenbar auch Michelle: "Alles so erotisch, so sexy" und tippt auf Uwe Ochsenknecht, genau wie Motsi. Guido tippt ziemlich unvermittelt auf Moritz Bleibtreu – man hat den Eindruck, nur der Dramaturgie wegen.
Bei der finalen Abstimmung im Studiopublikum landet Tom Jones mit knappen 48 Prozent auf Platz 2. Auf dem Schminkstuhl dann die wenig überraschende Enthüllung: Es ist wirklich Schauspieler Uwe Ochsenknecht. Seine Augen hätten ihn verraten, sagt Michelle. "Wann hast Du mir jemals so lang in die Augen geschaut", wundert sich Ochsenknecht.
Adele ist also die Siegerin. Sie hat mit "Send my love" Jury und Publikum begeistert und Michelle findet, "ihre Persönlichkeiten sind ineinander verschwommen, eine Einheit geworden". Das hatte sie bei Tom Jones allerdings auch schon so gesagt. Siehe oben.
"Du hast das fantastisch gemacht, wie immer, darum liebt man dich einfach", sagt Motsi. Und auch Guido stimmt eine Lobeshymne an: "Du hast etwas, das man nicht lernen kann. Als er dich geschaffen hat, hat der liebe Gott einen guten Tag gehabt." Daher würde man sogar ihre Bühnenschuhe vergessen, bei denen man an "Heilsarmee" denke. "Bestimmte Dinge tut man nicht", sagt Guido und meint "Adele singen". Da könne man nur verloren gehen". Aber sie hat es gemeistert. "Respekt und Chapeau." Am Ende tippen er und Motsi auf Patricia Kelly, Michelle auf Maite Kelly.
Und es ist Patricia Kelly. Sie habe nach der ersten Maskenprobe gezweifelt, ob sie den Vertrag für die Sendung wirklich unterschreiben solle, sie habe Panik bekommen, gibt Patricia Kelly zu. "Ich liebe Adele. Es ist zum Schluss keine musikalische Reise mehr gewesen, sondern eine persönliche. Ich habe meine Ängste überwunden, dadurch bin ich freier geworden." Was immer das auch heißen mag.
Für viele Zuschauer war die Auflösung, wer hinter den Masken steckt, keine große Überraschung mehr. Und Patricia Kelly ist auch nicht gerade ein Publikumsliebling.
Dazu war auch kein kritischer Ton der Jury an den Gesangsdarbietungen zu hören, sondern ausschließlich ziemlich fettes Lob. Und die Ahnungslosigkeit nehmen die Zuschauer der Jury auch nicht ab.
Und so teilen sie ein kleines bisschen gemein aus. Bei Motsi geht es mal wieder darum, dass sie zu laut, zu nervig, einfach zu viel ist.
Der tief dekolletierten Michelle Hunziker, der so mancher offenbar nicht immer in die Augen schaute.
Es sah aus wie ein Muskel, der hervortritt. Vielleicht war es aber auch nur ein seltsamer Schatten. Dafür spricht: Später in der Sendung war davon nichts mehr zu sehen.
Geradezu eingeschossen haben sich die Twitter-User auf Guido Maria Kretschmer, der die Corona-Zeiten vielleicht etwas zu gemütlich verbracht hat.