Schon zu Beginn seines Auftritts bei "Wer wird Millionär?" wischte sich Olaf Beck mit der Hand über das Gesicht. "Ich bin mit den Nerven völlig am Ende", gestand der Hamburger. "Jetzt schon?", war der Moderator erstaunt. Dann staunte Günther Jauch gleich noch mal. Denn der Director of Human Relations bei einer Hotelgruppe erklärte: "Ich muss erstmal die Brille wechseln."
Dann wurde Jauch klar, dass es um Nah- und Fernsicht ging. "Haben Sie schon mal etwas von Gleitsichtbrillen gehört?", erkundigte er sich. Das hatte Olaf Beck aufgegeben, nachdem er beim Einparken eine Wand touchiert hatte. "Hallo, jetzt erkennen wir uns", begrüßte der Moderator den Kandidaten erneut, als dieser die neue Brille aufgesetzt hatte.
Die erste Kuriosität aus dem Leben des 55-jährigen Gastes: Er ist bereits 40-mal umgezogen. "Manchmal innerhalb derselben Stadt", berichtete er. Das brachte sein Beruf mit sich – ebenso wie unterhaltsame Erlebnisse mit prominenten Hotelgästen. Von denen erzählte er allerdings erst später. Die eigentliche Sensation in seinem Leben war nämlich nicht das "Date" mit Kylie Minogue, sondern sein erfolgreicher Kampf gegen eine Sucht, unter der mehr als 1,6 Millonen Deutsche leiden. Bei Günther Jauch hat Olaf Beck sein Coming-out in Sachen Alkoholismus. Der Kandidat konnte dies mit Stolz tun, denn er hat den Teufelskreis seit Jahren erfolgreich durchbrochen.
Eingeleitet wurde seine Schicksalsbeichte durch ein Bild, welches Olaf Beck vor vielen Jahren zeigte. Er war nicht wiederzuerkennen. Er müsse erst mal durchatmen, erklärte er, denn das Bild dokumentiere "nicht nur figürlich, sondern auch gesundheitlich eine schwere Zeit". Aufgenommen wurde es "um die 2000er-Wende, kurz bevor ich geschafft habe, mein Leben zu verändern, das waren 165 Kilo im Endstadium".
Nun wiege er 95 Kilo und sei "relativ fit, glaube ich". Das Publikum honorierte die Leistung mit Applaus. "Das war nicht einfach nur futtern, sondern auch psychische Probleme?", bohrte Jauch nach. "Ja, da ich offen damit umgehe: Ich war acht Jahre schwerer Alkoholiker", bekannte Olaf Beck. "Ich habe das angefressen, zum Alkohol dazu." Jauch war beeindruckt. Er wisse, dass eine Heilung schwer und die Rückfallquote hoch sei. Olaf Beck ist nicht nur seit Jahren "clean", die Abstinenz fällt ihm auch nicht mehr schwer.
Aufgrund seiner eigenen Leidensgeschichte fiel dem Hotelangestellten die Antwort auf die 4.000-Euro-Frage leicht: "Was kann nach § 44 StGB ausdrücklich angeordnet werden, wenn so die Verhängung einer Freiheitsstrafe vermieden werden kann?" Taschengeldkürzung, Fernsehentzug, Nachsitzen, Fahrverbot? Wieder schnaufte Olaf Beck tief durch, erinnert an seine dunkel getrübte Vergangenheit: "Fahrverbot", wusste er. Er habe dies selbst erlebt. "Ich habe das Schlimme gemacht – ich bin mit Alkohol Auto gefahren", gestand er. Er habe "Gott sei Dank keinen geschädigt außer mich und das Auto". Danach stand eine MPU an, auch bekannt als "Idiotentest", so Jauch.
Nach der 8.000-Euro-Frage stand dem Moderator der Sinn nach Smalltalk: "Leute aus Hotels haben immer lustige Geschichten zu erzählen", forderte er den Gast auf. Der berichtete, dass Kylie Minogue vor einem Konzert bei seinem Hotel anreiste. Damals war er Hotelmanager und wollte den prominenten Gast persönlich kennenlernen. "Sie plauderte mit mir, als ob ich ein guter Freund wäre", erinnerte er sich. Die Sängerin habe ihn gefragt, ob er mit ihr frühstücken würde. "Dann habe ich mit Kylie Minogue gefrühstückt. Ich konnte natürlich nicht essen, weil ich so angespannt war von dieser zauberhaften Frau", berichtete Olaf Beck. "Und um das aufzulösen und nicht zu langweilen: Sie hat bis zum Ende gedacht, ich sei der Sicherheitschef des Hotels", so die Pointe. Ihre Autogrammkarte habe er bei einem seiner 40 Umzüge verloren.
"Wir gehen auf 16.000 Euro, mich besorgt, dass Sie noch vier Joker haben. Aber da kriegen wir schon ein bis zwei weg", mimte Günther Jauch den diabolischen Hüter der Million. "Nach einem Roman welchen Autors benannte sich die Band, die 1968 mit 'Born To Be Wild' ihren wohl größten Hit hatte?" Günter Grass, Hermann Hesse, Theodor Fontane, Franz Kafka? Erst grübelte der Gast, dann murmelte er "Stepp... Steppenwolf". Das war korrekt, doch er traute seiner Intuition nicht und schob den Zusatzjoker nach. Eine Dame im Studio wusste: Hermann Hesse, denn der hatte den "Steppenwolf" geschrieben.
Jauch wollte eine weitere Hotelgeschichte hören. Olaf Beck berichtete brav, dass er Mitte der 90er Jahre auf dem Hotelflur Windeln der Kelly Family entdeckt hatte. Volle Windeln wohlgemerkt. Während Jauch diese Tatsache als stumme Aufforderung zum Aufsammeln deutete, glaubte Olaf Beck offenbar im Zweifel an das Gute im Menschen: "Ich glaube, die sind eher rausgefallen beim Transport." Ja, ne, klar... Ob Olaf Beck noch weiteres Promi-Insiderwissen ausplaudern und ob er das Studio als Millionär verlassen wird, erfahren die Zuschauer erst am kommenden Montag.
Thomas Sachsenmaier, 34 Jahre alt und Radiomoderator aus Heilbronn, war der Überhangkandidat vom letzten Montag. Er ging mit 16.000 Euro. Zahnärztin Anne Kunde aus Celle erspielte 64.000, ebenso wie Julian Wöhner-Schneider aus Nürnberg.