Annette Dittert beschrieb in der "Tagesschau" die chaotischen Szenen im Londoner Unterhaus, nachdem Liz Truss ihren Rücktritt bekanntgegeben hatte.bild: screenshot / tagesschau
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21.10.2022, 11:5921.10.2022, 14:16
Liz Truss war nur sechs Wochen als britische Premierministerin im Amt. Sie war Nachfolgerin von Boris Johnson, der im Juli nach einer ganzen Reihe von Skandalen zurückgetreten war. Jetzt ist Truss ebenfalls zurückgetreten. In Großbritannien herrscht nun ein einziges Durcheinander. Die chaotischen Szenen im Londoner Unterhaus beschreibt ARD-Korrespondentin Annette Dittert in der "Tagesschau" – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Annette Dittert zitiert stellvertretenden Fraktionschef: "Fucking furious"
Mit ihrer Beschreibung der Regierungskrise in London hat sie in den sozialen Medien für Aufsehen gesorgt. Vor allem in Großbritannien selbst geht ein Ausschnitt aus der gestrigen Ausgabe der "Tagesschau" viral, in dem Dittert Kraftausdrücke des stellvertretenden Fraktionschefs der konservativen Partei, Craig Whittaker, zitiert.
Annette Dittert ist Journalistin und Dokumentarfilmerin.Bild: IMAGO / Future Image
So beschreibt die Korrespondentin die Lage in London:
"Es kam zu Handgreiflichkeiten in der Lobby, da wo abgestimmt wird. Regierungsmitglieder sollen andere Tory-Abgeordnete physisch in die richtige Box gezogen haben. Dann hieß es plötzlich, es gebe doch keinen Fraktionszwang, obwohl das vorher angekündigt worden war. Woraufhin dann der stellvertretende Fraktionschef das Parlament mit den Worten verließ: 'I am fucking furious and I don‘t fucking care anymore'. Ich übersetze das jetzt zwar nicht, aber das ist eine Partei, wo wirklich jede Disziplin zusammengebrochen ist."
Unruhen bei Abstimmung im Unterhaus
Denn am Mittwochabend, am Tag bevor die Premierministerin ihren Rücktritt angekündigt hat, gab es noch eine Abstimmung zu Fracking-Rechten. Die oppositionelle Labour-Partei hatte einen Antrag gestellt, der ein Gesetzgebungsvorhaben zum Fracking-Verbot einleiten sollte. Während der Abstimmung sollen Abgeordnete in den entsprechenden Abstimmungsraum gezwungen habe. Der Labor-Abgeordnete Chris Bryant sagte anschließend, dass konservative Abgeordnete nicht frei und ungehindert abstimmen hätten können.
Bis kurz vor der Abstimmung soll es Unklarheiten darüber gegeben haben, ob es sich aus Sicht der Tories um eine Vertrauensabstimmung handelte. Wäre das der Fall gewesen, hätten Abgeordnete, die sich nicht an die Fraktionsdisziplin, also das einheitliche Abstimmen, halten und anders als ihre Fraktion abstimmen, mit einem Ausschluss aus der Fraktion rechnen müssen.
Clip mit Schimpfwörtern wird auf Twitter geteilt
Auf Twitter sieht man nur eine verkürzte Version der Aussage von Annette Dittert. Da die meisten Briten natürlich kein Deutsch verstehen, ist der Clip hauptsächlich auf das Zitat "I am fucking furious and I don't fucking care anymore" beschränkt. Ein User schreibt dazu: "Die deutschen Fernsehnachrichten darüber, was in der britischen Politik passiert, sind erstaunlich".
Der Tweet hat inzwischen mehr als 100.000 Likes und auch auf anderen Accounts wird das Video geteilt. Annette Dittert wird von zahlreichen Nutzer:innen gefeiert: "Es ist urkomisch, wer sagt, die Deutschen sind nicht lustig", kommentiert ein User.
Im Tweet wird zudem angemerkt, dass man kein Deutsch verstehen müsse, um das Video anzuschauen. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es allerdings nötig, den Kontext zu kennen – denn ohne diesen könnten die Briten davon ausgehen, dass die Schimpfwörter aus dem Mund der Reporterin stammen und der Satz ihrer persönlichen Meinung entspricht. In den Kommentaren weisen jedoch viele User:innen darauf hin, dass sie nur ein Mitglied der Tories zitiert.
Annette Dittert stellt klar, dass es sich um ein Zitat handelt
Dittert stellt das auf ihrem Twitter-Account auch noch einmal klar. Sie postet einen Screenshot der britischen Zeitung "Daily Mail", in der ein Artikel über sie zu sehen ist. "Ich habe es endlich in die 'Mail' geschafft. Danke an all die lieben Menschen, die diesen Clip viral gemacht haben und nur eines muss klargestellt werden: Ich habe nicht selbst geflucht, ich habe nur einen verzweifelten Tory zitiert", schreibt sie dazu.
Für die Briten ist es allgemein verwunderlich, dass im deutschen Fernsehen Kraftausdrücke erlaubt sind. Im britischen TV sind Schimpfwörter vor 21 Uhr verboten. Trotzdem ist es natürlich auch in Deutschland eine Seltenheit, dass in der "Tagesschau" geflucht wird. Als Annette Dittert ihre Berichterstattung auf Twitter geteilt hat, merkte sie an: "Das erste Mal überhaupt, dass ich im deutschen Fernsehen auf Englisch fluche."
Lupita Nyong'o gewann 2014 für ihre Nebenrolle in "12 Years a Slave" einen Oscar. Die Auszeichnung bekam sie am Anfang ihrer Karriere. In einem Interview mit "People" sagte sie im Juli dazu: "Ich hatte viel über den Fluch des Oscars für die beste Nebendarstellerin gehört. Viele Menschen, die ihn gewonnen hatten, hatten danach keine großen Projekte mehr."