Olaf Scholz entdeckt TikTok für sich, Elton verlässt ProSieben, Christian Lindern plädiert für Überstunden. Ganz schön viel passiert, was Jan Böhmermann am Freitagabend im "ZDF Magazin Royale" kommentieren kann. Sein Thema der Woche ist stattdessen ein jahrzehntealtes: "Wie die Boomer, so sind ihre Brücken", erzählt Böhmermann von den "Babyboomer-Brücken", den 4000 maroden Autobahnbrücken Deutschlands.
Sie hätten bis zum Umfallen gearbeitet und seien den neuen Herausforderungen nicht gewachsen, sodass sie heutzutage nur noch Probleme machen, stellt Böhmermann fest. "Oder sagt man heute BrückInnen", fragt der Moderator sein Publikum, in dem fast nur Boomer sitzen.
Es ist einer der wenigen Momente, in dem Böhmermann in den 30 Minuten die Zuschauer:innen zum Lachen bringt, was möglicherweise auch an der Ernsthaftigkeit des Problems liegt. Das vergleicht der Moderator mit dem Humor von Eckhardt von Hirschhausen, Boomern, und Boulderhallen für frisch geschiedene Männer.
Die deutschen Brücken würden vor sich hin wackeln und bröckeln und das betreffe uns alle, fasst Böhmermann diverse Zeitungsartikel und WDR-Dokus zusammen. Woran das liegt? Die meisten Brücken seien in den 60er- und 70er-Jahren gebaut worden, also zu Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie überhaupt nicht für die Belastung von heute angedacht waren.
Die letzten zwanzig Jahren seien diese Brücken vernachlässigt worden, erklärt ein Verkehrswissenschaftler. Denn im Wahlkampf würde der Bau von neuen Brücken mit "sexy Spartenfotos", wie Böhmermann sagt, besser funktionieren als die Renovierung und Sperrung von einer alten Brücke.
Die Ingenieure würden fehlen und auch der Autobahn GmbH des Bundes mangelt es an Personal. Schnell entlarvt Böhmermann, dass im Imagefilm der besagten GmbH des Verkehrsministeriums statt deutschen Brücken Clips eines Autobahnkreuzes der thailändischen Hauptstadt Bangkok gezeigt werden. Darüber ganz theatralisch: "Unser Leben fließt durch deine Adern".
Auch Verkehrsminister Volker Wissing würde sein Brückenziel verfehlen, stellte bereits der Bundesrechnungshof fest. Bis 2032 sollten 4000 Autobahnbrücken saniert werden, behauptete Wissing vor zwei Jahren. "Problem gelöst", äußerte sich der Minister damals zuversichtlich und wird nun zum Gespött für Böhmermann.
Um von den Brücken abzulenken, will Wissing "viele Millionen" in Flugtaxis investieren, vermutet Böhmermann. "Damit kann man sich den Lüdenscheider LKW-Stau von oben anschauen oder die überflutete Brücke bei Erftstadt", scherzt der und schlüpft am Ende der Sendung selbst in eine Bauarbeiterweste.
Neben ihm im Splitscreen zu sehen ist die Talbrücke Nuttlar, eine "deutsche Ingenieurskunst", so Böhmermann. "Zündung", schreit er, bevor die Brücke zu Boden kracht – zumindest in der Animation. Die höchste Brücke NRWs sollte man künftig eher meiden, gibt der Showmaster seinem Publikum noch mit auf den Weg.