Ein Hin und Her bei den Beschlüssen rund um Ostern, ein echtes Chaos aus Öffnungsversprechen und Warnungen vor strengeren Maßnahmen – die Corona-Politik der Bundesregierung bringt derzeit echte Schnitzer hervor, der Konsens unter den Ministerpräsidenten scheint dahin.
Diese Situation brachte Moderatorin Maybrit Illner in dieser Woche dazu, zu fragen: "Panisch durch die dritte Welle – Deutschland auf der Notbremse?"
Gemeinsam mit Journalistin Düzen Tekkal kritisierte Maybrit Illner die niedrige Impfquote in Deutschland. Bürgermeister Michael Müller bezeichnete die Kritik als falsch. Und Karl Lauterbach warf der Insel Mallorca Trickserei bei Aussagen über eine mögliche neue Corona-Mutation vor.
Das waren die Gäste bei "Maybrit Illner" am 25. Februar 2021:
Ginge es allein nach Karl Lauterbach, stünde uns ein erneuter harter Lockdown für rund zwei Wochen bevor. Bei "Maybrit Illner" schloss der SPD-Gesundheitsexperte sich der Meinung des RKI-Chefs Lothar Wieler an: Entweder wir warten ab und bekommen dann einen harten und langen Lockdown, oder wir reagieren mit strengen, aber dafür kürzeren Maßnahmen.
Karl Lauterbach erklärte: "Wir sind in einer komplett instabilen Lage und das muss erstmal abgefangen werden. Das werden wir ohne Lockdown nicht schaffen." Direkt zu Beginn der Sendung forderte der Epidemiologe eine nächtliche Ausgangssperre, die 14 Tage lang gelten soll. In dieser Zeit sollten Unternehmen verpflichtet werden, regelmäßige, betriebliche Testungen vorzubereiten.
Diesen Vorschlag hatte Lauterbach auch für die vergangene Ministerpräsidenten-Konferenz gebracht, wo er offenbar überhört bzw. überstimmt wurde. "Das wäre eine unbequeme Arznei gewesen", gab Lauterbach zu, "aber wir hätten am Ende einen Erfolg gehabt."
Der Lockdown als einzige Lösung für die Pandemie, damit zeigte sich ein Großteil der an diesem Abend anwesenden Gäste unzufrieden. Journalistin Düzen Tekkal bemängelte dazu noch einmal die schleppend vorangehenden Impfungen. "Der Impfstoff ist doch da", meinte Tekkal. Vielmehr würden sich allein in Berlin Hunderttausende aufgrund eines Imageschadens nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen.
Mit Verweis auf Millionen in Italien gefundene Impfdosen warf Moderatorin Illner ein:
Diesen Kommentar jedoch griff Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sofort auf und hielt dagegen: "Nein, er ist nicht da, Frau Illner." Alle Impfstoffe, die derzeit vorhanden seien, seien bereits verimpft oder an Krankenhäuser oder Lehrer vergeben.
Selbst mit einer großen Menge an neuem Impfstoff dauere es eben seine Zeit, bis dieser an die Menschen gebracht werden könne. Die Kritik, dass Hunderttausende Impfdosen herumliegen würden, wies Müller zurück.
"Es ist ja noch absurder", stellte Maybrit Illner daraufhin fest, "dass die Politik die Menschen nach Mallorca schickt und dann feststellt, dass die bei ihrer Rückkehr auch getestet werden müssen." Die Regierung habe damit einen Fehler begangen, den sie nach einem Jahr Pandemie längst hätte erkennen müssen, so die Moderatorin.
An dieser Stelle waren sich einmal alle in der Runde einig: Keine Reisen innerhalb Deutschlands möglich, aber Urlaub auf Mallorca – diese paradoxe Situation sei den Bürgern nicht vermittelbar.
Karl Lauterbach ging noch einen Schritt weiter und warf der Insel Mallorca vor, falsche Angaben über eine mögliche neuere und gefährlichere Virus-Variante zu machen, die ursprünglich aus Brasilien stamme.
Lauterbach glaube den offiziellen Aussagen der mallorquinischen Regierung nicht, die Mutation P1 sei noch nicht auf der Insel angekommen. Lauterbach zeigte sich überzeugt: "Ich glaube, dass die mittlerweile längst P1 haben."
Lauterbachs Fazit: "Ich glaube denen kein Wort! Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht!"
Um in einem letzten Satz das Thema der Sendung noch einmal aufzugreifen: Panisch, so zeigte die Diskussion an diesem Abend, scheint das Regieren in der Corona-Pandemie nicht zu sein. Planlos jedoch schon. Außerdem ist klar: Ein noch größeres Hin und Her kann die Bundesregierung bei sinkendem Vertrauen in die Maßnahmen sich in Zukunft auf keinen Fall leisten.