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"Stern TV": Moderator Hallaschka lässt wichtige Chance in Show verstreichen

Moderator Steffen Hallaschka

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Steffen Hallaschka sprach bei "Stern TV" über die Insolvenz von Galeria-Kaufhof.Bild: rtl+ / Stern TV Spezial - So teuer ist Deutschland
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"Stern TV": Hallaschka spricht mit Galeria-Kaufhof-Gekündigten – und nutzt wichtige Gelegenheit nicht

06.04.2023, 10:40
Kilian Beck
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Anja Sabrowski vergräbt ihr Gesicht in ihrem Schal. "Es zerbricht mich", sagt die Gelsenkirchener Betriebsrätin von Galeria Kaufhof unter Tränen. Sie ist eine der 4000 gekündigten Mitarbeiter:innen des Unternehmens in Deutschland. Die Konsequenzen der Insolvenz der seit Jahren kriselnden Warenhauskette ist das politische Thema der "Stern TV"-Sendung vom Mittwochabend.

Ein Besuch bei Daniela Paulsen, einer 54-jährigen alleinerziehenden Mutter und ihrer 13-jährigen Tochter Finja: Sie stehen stellvertretend für die vielen Schicksale der Entlassenen. Paulsen hat mit 15 ihre Ausbildung im Warenhaus begonnen und hat seitdem nirgendwo anders gearbeitet. "Es ist, als ob ein Teil der Familie und das zweite Zuhause weg ist", sagt sie, ihr Fahrrad durch die Paderborner Innenstadt schiebend. Ende Juni, wird sie diesen Weg nicht mehr gehen, dann, so Betriebsrätin Sabrowski, würden die Mitarbeiter:innen der 52 geschlossenen Filialen entlassen.

Der Duisburger Mitarbeiter Dirk Voss weist darauf hin, dass Angestellte bereits auf Lohn verzichtetet und bereits einige Entlassungswellen überstanden hätten. Erinnerung: Galeria-Kaufhof kämpft seit Jahren, wie alle Warenhausketten, gegen die roten Zahlen – mit allen Konsequenzen, die das für Beschäftigte hat.

Cross-Promotion für Tim Raues neues Reality-Format auf RTL

Die Sendung ist ein ganz bunter Themenmix, vom Veggieschnitzel-Test, zur Debatte über ein E-Scooter-Verbot angestoßen durch Pläne für selbiges in Paris, Cross-Promotion für die neue RTL-Show "Raue – Der Restaurantretter" und der Galeria-Kaufhof-Insolvenz.

ARCHIV - 05.12.2022, Berlin: Sternekoch Tim Raue (l) und seine Ehefrau Katharina bei einem Pressetermin anl�sslich der neuen RTL-Staffel �Der Restaurantttester�. Tim Raue hat ein neues Gemeinschaftspr ...
Tim Raue und seine Frau Katharina bekommen eine eigene Koch-Sendung.Bild: dpa / Jörg Carstensen

Der Veggieschnitzel-Test endet damit, dass kaum jemand an der Imbissbude merkt, dass kein Fleisch in der Panade steckt. Die obligatorische Straßenumfrage zum E-Scooter-Verbot zeigt viele genervte Menschen in deutschen Innenstädten, aber auch einige, die sich nur bessere Regeln für die Cityflitzer wünschen. Für ihre neue Reality-Show ist das Ehepaar Raue – bestehend aus Spitzenkoch Tim und Marketingfachfrau Katharina – im Studio. Sie geben Einblicke in die Dreharbeiten zur ersten Folge.

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"Eine Insolvenz allein reicht als Kündigungsgrund nicht aus"

Trotz allem will "Stern TV" nach eigenen Angaben "ganz viel Information" liefern – also erstmal zurück dazu: Ob die aktuelle Schrumpfkur die Probleme von Galeria-Kaufhof lösen kann, diese Frage wagt Moderator Steffen Hallaschka im Studiogespräch mit Anja Sabrowski nicht mal zu stellen. Die Gewerkschafterin berichtet dort von "angespannter Stimmung" und als sie und ihre Kolleg:innen von ihren Entlassungen erfahren haben, "hat auch erstmal keiner mehr was gesagt".

Enttäuschung, Wut und Angst machen sich im Beitrag und im Studio breit. Daraus zieht Hallaschka die Frage: Darf Galeria-Kaufhof Kündigungen mit Insolvenz begründen? Rechtlich eigentlich nicht so einfach, aber dann irgendwie auch doch. Arbeitsrechtlerin Nicole Mutschke ist zugeschaltet und erklärt: "Eine Insolvenz allein reicht als Kündigungsgrund nicht aus."

Kritik an Galeria-Kaufhofs Sozialplan

Ordnet aber ein, wieso die Kündigungen bei Galeria-Kaufhof doch höchstwahrscheinlich rechtens sind. Und zwar kann großflächig betriebsbedingt gekündigt werden, wenn der Betriebsrat einbezogen wird, ein Interessensausgleich darüber gefunden wird, wer gehen muss, und ein Sozialplan ausgearbeitet wurde, der regelt, was nach der Kündigung geschieht. Und genau diesen Sozialplan kritisiert Sabrowski als "sehr traurig", wegen der aus ihrer Sicht mauen Abfindung von maximal zwei Monatsgehältern.

Hallaschka fragt hier nicht nach, mit welcher Forderung die Betriebsrätin in die Verhandlungen gegangen ist. Der Zeit geschuldet, führt Juristin Mutschke aus, dass es in dem Ganzen vielleicht auch etwas Gutes gebe. Sie glaube, die meisten der 4000 Entlassenen würden "schnell wieder einen Job finden". Sabrowski ist über das ganze Gespräch immer wieder den Tränen nahe und entgegnet abschließend, dass viele ihrer entlassenen Kolleg:innen wie sie Jahrzehnte im Unternehmen gewesen seien.

ARCHIV - 08.11.2019, Nordrhein-Westfalen, K
Hallaschka verpasste eine wichtige Gelegenheit.Bild: dpa / Henning Kaiser

Schwieriger Arbeitsmarkt für Gekündigte?

Nun sei der Arbeitsmarkt des Alters wegen schwierig und außerdem gebe es im Einzelhandel einen besonders großen Anteil an sogenannten Mini- und Midijobs. "Diese sind für unsere Kollegen selten eine Alternative", sagt sie und hat keine Zeit mehr auszuführen, warum genau. Deswegen kurz: Mini- und Midijobs sind nicht voll sozialversicherungspflichtig, aufgrund geringerer Arbeitszeit meist schlechter bezahlt und außerdem häufig unsicherer als die Regelbeschäftigungsverhältnisse, aus denen die meisten Gekündigten kommen dürften.

Statt sie ausreden zu lassen, muss Hallaschka die Sendung abmoderieren und versucht sich mindestens etwas unbeholfen an einem lösungsorientierten Schluss: Er preist Anja Sabrowski als Arbeitskraft an.

Zu wenig Zeit für die Betriebsrätin

Allgemein ist die Berichterstattung über die Kündigungswelle bei Galeria-Kaufhof recht gefühlig gehalten. Eindrücklich gefühlig, die vielen Menschen, die nun bald ohne Job dastehen werden, gehen einem nahe – nur ist es inhaltlich wenig mehr. Ein Duisburger Mitarbeiter spricht auch Ursachen der Insolvenz an und glaubt an "Managementfehler". Das Management von Karstadt-Galeria-Kaufhof, der Muttergesellschaft der Warenhauskette, findet hingegen nicht statt.

Und im Gefühligen lässt Hallaschka im Interview einiges liegen. Wann hat man schon mal eine Betriebsrätin im Interview, die frei von der Leber weg und ohne Sorge über das künftige Vertrauensverhältnis zur Geschäftsführung reden kann und anscheinend auch will? Eine seltene Chance, die vom Sendungsende jäh abgewürgt wird. Mal abgesehen davon, dass kaum über Ursachen der Insolvenz gesprochen wurde.

Kulinarische Stunde bei "Stern TV"

Einen Gutteil der Sendung nimmt hingegen das leibliche Wohl ein: Tim Raue erklärt in den Auszügen seiner Realityshow einer schwäbischen Vereinslokalwirtin, wie sie ein Jägerschnitzel zubereitet: "Jägerschnitzel ist für mich alles, was man im Wald findet."

Er und seine Partnerin Katharina werden dabei begleitet, wie sie das Vereinslokal der Wirt:innen Edwin und Marion auf der schwäbischen Alb vor der Pleite retten wollen. Und um "helfen und retten", geht es ihnen in ihrer Sendung, man wolle Gastronom:innen helfen, sich selbst zu helfen. Tim Raue kümmert sich ums Kulinarische. Katharina Raue um die Aufmachung und das Wohlfühlen rund ums Essen.

Rund ums Essen wohl fühlt sich auch "Stern TV"-Reporterin Angelika Schneider, die sich die diebische Freude an ihrem Drehtermin zum Veggieschnitzel-Test etwas anmerken lässt. Sie gibt Kund:innen einer Imbissbude ein Schnitzel zum Mittagessen aus, die wissen nicht, dass das vegan ist. "Schmeckt wie Hühnchen", ist eine beliebte Antwort auf die Frage, was die Leute glauben, was sie essen. Dauerhaft auf Fleisch verzichten, will wegen dieses Erlebnisses trotzdem niemand im Beitrag. Eine Kundin meint, "die Neandertaler haben ja auch gejagt und Fleisch gegessen".

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