Abendessen mit der Familie, Liebesnest mit der Freundin, Unterricht an der Schauspielschule – in den guten Momenten scheint alles so einfach. Cut: Drogen auf dem Club-Klo, Ausraster in der Table-Dance-Bar und Blamage auf der Bühne – in den schlechten wird es dafür umso düsterer.
"9 Tage wach" ist die Verfilmung des Bestsellers, den Ex-"GZSZ"-Star Eric Stehfest über seine Vergangenheit als Crystal Meth-Abhängiger geschrieben hat. Am Sonntagabend zeigte Pro Sieben den Film erstmals im TV.
Eindrucksvoll spielt Jannik Schürmann darin den heute 30-jährigen Stehfest, wie er als Süchtiger aufgeputscht in Clubs tanzt, sich beim Entzug am Boden liegend übergibt und emotional aufgewühlt eine Waffe an seine Schläfe drückt.
Freude, Wut, Erfolg, Verzweiflung, Talent, Such: Der Film strotzt vor Kontrasten und der Zuschauer spürt parallel zu den Emotionen, die Stehfest durchlebt, den endlosen Sog, den die Droge auf ihn ausübt. Seit er 14 sei nehme er Crystal Meth, wie er bei der Anamnese in der Entzugsklinik zu Protokoll gibt. "Nur einer von zehn schafft es", erklärt ihm der Arzt. "Überraschen Sie mich, Herr Stehfest."
Während es zu Beginn des Films Club-Nächte sind, in denen Stehfest zu Meth greift, sind es zu Zeiten seiner Schauspielausbildung emotionale Tiefen, die ihn rückfällig werden lassen. Beispielsweise als er fürchtet, dass seine schwangere Freundin ihn betrügt und sie in einer Table-Dance Bar ertappt, in der sie heimlich arbeitet.
Eine besondere Rolle in dem Drama nimmt Stehfests Mutter ein, die von Heike Makatsch gespielt wird. "Ich hab dich lieb" und "du schaffst das", sind Sätze, die man von ihr immer wieder hört. In seiner dunkelsten Stunde wendet er sich an sie. Im Gegensatz zu ihr steht der Stiefvater, der sich als strenger Erzieher installiert und zu Stehfest keine gute Beziehung hat.
Am Ende des Films behält seine Mutter recht. "Er ist bis heute clean", steht weiß auf schwarz am Ende der 100 Minuten über Stehfest. Zu diesem Zeitpunkt ist dem Zuschauer klar, wie viel diese Worte wirklich bedeuten. Man hat trotz aller Eskapaden eine Sympathie für Stehfest entwickelt und hofft, dass er es auch bleibt.