Luke Mockridge bezieht einen Großteil seiner Inspiration und Ideen aus seiner Kindheit und von Kindern. Für seinen missratenen und viel diskutierten Auftritt im Fernsehgarten, ließ sich der Comedian Witze von Kindern über alte Menschen ("Sie haben graue Haare und sie riechen immer nach Kartoffeln") diktieren, in seiner "Great Night Show" hat er auch immer wieder Kinder als ferngelenkte Akteure dabei.
"Catch! Die deutsche Meisterschaft im Fangen" beruht sogar auf einem Kinderspiel: Fangen. Mit "Catch!" hat Mockridge sogar den Grimme-Preis gewonnen. Dabei entwickelte er das Kinderspiel nur weiter – mal mit Hürden, mal auf Stegen, mal im Schlamm. Sat.1 machte daraus eine knapp dreistündige Freitagabendshow mit ordentlich Werbepausen.
Für die Zuschauer wird eine Rivalität zwischen dem einstigen "Turnfloh" Hambüchen und Mockridge inszeniert. "Ich hab' nur ein Ziel: Fabian Hambüchen zu zerstören", kündigt Teamkapitän Luke Mockridge gleich zu Beginn im Wrestler-Style an. Dabei waren die beiden mal in einer Mannschaft. Aber weil Sat.1 vermutlich nicht genug Promis gefunden hat, die mitmachen wollten, haben sie nun beide eigene Teams. "Wir sind als Team gestartet. Dann haben sich unsere Wege auseinanderdividiert und jetzt sind wir beinharte Konkurrenten", beschwört Mockridge nochmals Dramatik herauf.
Hambüchen kontert locker: "Mit Luke war ich letzter. Ohne Luke war ich schon mal Zweiter. Da ist noch Luft nach oben und ohne ihn geht was", zeigt sich das Turn-Ass und amtierender Fang-Vize-Meister gelassen, gibt jedoch zu bedenken: "Aber Luke ist auch ein Dieb. Er hat mir Dean geklaut." Es geht um Footballer Dean Tanwani (22) von den Cologne Crocodiles, der 2019 für Team Fabian lief und nun für Team Luke an den Start geht. "Ich habe ihm tatsächlich Dean geklaut", gibt Mockridge zu und witzelt weiter: "Fabian hat ihn entdeckt. Und er war so toll, dass ich ihn mit sehr, sehr viel Geld zu mir ins Team geholt hab – danke für diese Entdeckung!"
Im zweiten Fangspiel, dem Backstage Run, kommt es zum direkten Showdown zwischen Hambüchen und Mockridge. Doch Hambüchen schafft es nicht, Mockridge zu fangen. Am Ende liegen sie beide erschöpft auf dem Boden, keuchen, können vor Atemnot nicht sprechen.
Momente wie diese, wo niemand reden kann, die authentisch rüberkommen, sind authentische Fernsehmomente. Groß. Aber es gibt sie zu wenig in der Sendung. Insgesamt ist es eine sehr öde Show. Macht soviel Spaß, wie fremdem Nachwuchs auf dem Spielplatz beim Sandkuchenbacken zuzuschauen.
Luke Mockridge hat nichts vom unbedingten Willen zum Sieg eines Stefan Raab, die Parcours sind viel langweiliger als bei "Ninja Warrior", die Rivalität zwischen Hambüchen und Mockridge wirkt noch gespielter als die zwischen Joko und Klaas beim "Duell um die Welt". "Catch!" ist aus bekannten Versatzstücken neu und schlecht zusammengesetztes Fernsehen.
Das sieht man auch daran, dass die anderen Mitspieler zu Nebenfiguren werden. Von Sängerin Vanessa Mai erfährt man, dass sie eher Verstecken als Fangen spielt. Und zwar mit ihrem Hund. Nach dem Schlammlauf ist Vanessa Mai natürlich von oben bis unten mit Schlamm beschmiert. Und sie hat sich am "A…." (sie spricht es nicht zu Ende) weh getan. Aber es gibt eine Ecke im Studio, in der die Teilnehmer mit einem Wasserschlauch gereinigt werden. Studio-Moderatorin Andrea Kaiser lässt sich die Gelegenheit für eine schmierige Bemerkung nicht entgehen: "Vanessa Mai abspritzen, da träumen viele von." Vanessa Mai lacht, als sie das hört, aber Luke Mockridge tut empört: "20.15 Uhr, Andrea!", erinnert der Show-Erfinder seine Moderatorin an die Sendezeit.
Der vier Grad kalte Schlamm, übrigens einer der besseren Parcours, scheint alle zum Schlechtesten zu inspirieren: Co-Moderator und Ethno-Comedian Simon Pearce scherzt über den schwarzen, mit braunem Schlamm beschmierten Footballer Dean Tanwani: "Mein erster Gedanke: Dean, Du hättest Dir wenigstens eine Hose anziehen können." Aber wenn jemandem diese tendenziell rassistische Bemerkung durchgeht, dann wohl ihm. Sein verstorbener Vater kam aus Nigeria.
Als Luke Mockridge im Halbfinale mit seinem Team rausfliegt, witzelt er noch, dass sie sich doch in Saudi-Arabien vorbereitet und mit Pferdeanabolika gedopt hätten – sein hünenhafter Team-Kollege Dean wäre eigentlich nur 120 Zentimeter groß und Koreaner. Bis vor kurzem konnte Mockridge wenigstens noch mit politisch inkorrekten Witzen provozieren. Aber das ist ja leider nicht mal geschmacklos, sondern einfach nur langweilig.
Am Ende gewinnt das Team von Ex-Fußballprofi David Odonkor die Show. Und Luke hat sich aus seinen Konkurrenten ein Team für die "Catch!"-EM zusammengepickt: Die Parcour-Athleten Norman Lichtenberg, Patrick "Peet" Peter, Silke Sollfrank und Mockridge himself (s. Bild oben).
Langweiliger kann es dort eigentlich nicht werden.
Sie treten am 17. Januar bei der "Catch!"-EM an gegen: Die Teams von geht Nikeata Thompson (39, Choreografin, England), Beatrice Egli (31, Sängerin, Schweiz) und Johannes Sumpich (33, alias Sänger Josh, Österreich).