Klar, es ist nur Fernsehen. Und doch hätte man sich gerne einen gerechten, einen milden Quiz-Gott gewünscht, der einfach mal ein kleines Wunder vollbracht hätte. Die Sensation lag in der vorletzten Ausgabe von "Wer stiehlt mir die Show?" der aktuellen ProSieben-Staffel in der Luft. Und eigentlich war es diesmal nicht nur eine ganz große Überraschung, auf die man lange hoffen durfte, sondern auch auf einen kleinen Kuss, den Joko Winterscheidt Mark Forster auf die Nase gab – und der vor der Sendung bereits als "Lieblingsmoment der Show" durch die sozialen Medien geisterte.
Derart bestärkt spielte Mark Forster ("Heute hab ich Bock!") am Dienstagabend wie enthemmt, sammelte Punkte wie ein Weltmeister und wirkte fest entschlossen, Joko Winterscheidt erneut öffentlich zu demütigen. Etwas weniger kämpferisch, aber mindestens genauso gut aufgelegt: Riccardo Simonetti. Der sympathische Star-Influencer hatte es diesmal in der Hand, endlich auch im Konzert der ganz Großen mitzuspielen. Auch er punktete verdient und fleißig.
Und man hätte es ihm so gewünscht, dass auch er wenigstens einmal die Joko-Show übernehmen würde, um ihr seinen Stempel aufzudrücken. Hätte, wäre, wenn! Wieder war es dann doch nur ein Quizabend, und kein Wunschkonzert. Denn es kam alles etwas anders. Allerdings: Es war ein Abend mit Nervenkitzel pur. Und einigen unvergesslichen Aha-Momenten.
Vor allem dann, als man Anke Engelkes kindische-naive Freude beim Versteckspielen im Studio bestaunen durfte. Die Frau ist eine Wucht, wie sie in der Woche zuvor als Gastgeberin einer Show-Ausgabe in feinster und spektakulärster ESC-Manier unter Beweis stellte. Und sie ist sich für keinen Ulk zu schade. Um beim Hasch-mich-Spiel schneller flitzen zu können, wechselte sie sogar in Windeseile in sportliche Turnschuhe. "Ich muss raus aus den Prostituiertenstiefeln", sagte sie. Und ab ging die Luzie!
Ein Spiel des Abends war von "Wer wird Millionär?" inspiriert, womit sich ProSieben ganz offen bei der Konkurrenz bediente. Der Contest wurde mit "Ein Hauch von Jauch" angekündigt und tatsächlich gab es auch Telefon- und Publikumsjoker. Von ersterem machte Anke Engelke Gebrauch und wunderte sich, dass nur eine Nummer eingespeichert war – es war die eines Zuschauers im Publikum namens Jost, wie sich schließlich herausstellte. Pech für Anke: Bei der Frage "Welche Gürtelfarbe existiert nicht im Kampfsport Karate: Rot, weiß, braun oder grün", gab er mit "grün" die falsche Antwort vor. Richtig wäre "rot" gewesen.
Allerdings zog nicht nur Anke, sondern auch der Mann im grünen Glitzersakko mit dem farblich perfekt abgestimmten Augen-Make-up anerkennende Blicke auf sich. Und das Hoffen auf ein Wunder war groß. Simonetti spielte beherzt auf, hörte bei Musikaufgaben wieder gut hin und profitierte vom soliden Allgemeinwissen eines bayerischen Einser-Abiturienten.
Wichtiger noch: Auch Joko war – ohne dass er das ganz offen zugeben konnte – auf Simonettis Seite. "Wir wollen, dass das was wird", sagte der Moderator des Abends. Dann nämlich, als Riccardo Simonetti kurz vor Schluss die Chance hatte, Mark Forster trotz dessen beeindruckenden Punktevorsprungs doch noch einzuholen. Dank einer Runde mit durcheinander gewirbelten Sprichwörtern hatte der mehr Zähler als alle Konkurrenten zusammen auf dem Konto.
Doch man muss auch fair zugestehen: "Wer stiehlt mir die Show?" ist keine Veranstaltung, bei der die Chef-Aufgabe einfach so vom einen zum anderen durchgereicht wird. Es ist ein harter Wettbewerb und kein "Wer hat noch nicht, wer will noch mal"-Tingeltangel. So wird diese Staffel eben damit in der nächsten Woche damit zu Ende gehen, dass es wieder einmal nur zwei der drei Promi-Kandidaten schafften, Joko Winterscheidt zwischenzeitlich zu entmachten: Mark Forster und Anke Engelke!
Allerdings: Auch die Kampfmaschine Joko, gestählt bekanntlich ja auch aus den vielen "Duell"-Sendungen mit und gegen Klaas Heufer-Umlauf, war diesmal erkennbar gar nicht von eiskaltem Ehrgeiz in eigener Sache geprägt. Auch er hätte wohl gern gesehen, wenn einmal Riccardo bis zum Schluss weitergekommen wäre. Dafür ließ der Abend-Moderator, der selbst sogar Mitproduzent der Sendung ist, sogar eine spontane Regeländerung zu.
Für das berühmt-berüchtigte Teleprompter-Spiel, bei dem sich Mark Forster mit Simonetti messen musste, schraubte Joko spontan die Anzahl möglicher Punkte hoch. So blieb zumindest mathematisch die Hoffnung auf ein Wunder. Das trat dann doch nicht ein. Zu dominant war der kleine Mann mit der Kappe diesmal unterwegs. "Wir haben einen besorgniserregenden Punktestand", konnte Joko nur aufstöhnen. Mark Forster war kaum zu schlagen – jedenfalls letztlich doch nicht für Riccardo Simonetti
Die Aufgabe, den frechen Pfälzer an einem erneuten Komplett-Triumph zu hindern, musste dann der großmäulige Meister selbst übernehmen. Joko bewies in der Endrunde die bessern Nerven. Und er wusste auch tatsächlich mehr als Mark Forster. Doch die Erschöpfung war unverkennbar. "Ich bin so erleichtert", stöhnte Joko Winterscheidt nach dem gewonnenen Finale auf. "Ich kann's nicht in Worte fassen."