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"Lanz": Virologin mit scharfen Worten zu Kimmichs Impf-Meinung

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Virologin Jana Schroeder begrüßt die Impfdebatte um Fußballer Joshua Kimmich.Bild: screenshot zdf
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Virologin bei "Lanz": Kimmich-Debatte ums Impfen ist wichtig – für Unaufgeklärte

27.10.2021, 15:22
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Virologin Jana Schroeder sagt, dass die Debatte um den ungeimpften FC-Bayern-Spieler Joshua Kimmich gut ist – denn sie ist repräsentativ für viele Menschen in Deutschland, die nicht geimpft und möglicherweise nicht aufgeklärt genug sind. Außerdem stellt eine Klima-Aktivistin bei Markus Lanz am Dienstagabend klar, dass die Anforderungen an "Fridays for Future" als Jugendorganisation viel zu hoch seien. Ein Politikwissenschaftler fordert dagegen Unionspolitikern Wiebke Winter auf: Die ökologische Zukunft ist ihre Aufgabe.

Mit diesen Gästen spricht Markus Lanz am Dienstagabend:

  • Dr. Jana Schroeder, Virologin
  • Albrecht von Lucke, Publizist und Politologe
  • Wiebke Winter, Politikerin und Mitbegründerin der Klima-Union
  • Carla Reemtsma, Umweltaktivistin

Der deutsche Fußballprofi Joshua Kimmich ist nicht geimpft – und darüber diskutiert gerade das ganze Land. Gerechtfertigt? "Das Problem ist, dass er einem wissenschaftlichen Irrglauben aufgesessen ist", sagt Virologin Jana Schroeder. Deswegen sei es gut, dass die Debatte aufgekommen ist – sie sei repräsentativ für einige, die noch nicht aufgeklärt sind. Langzeitfolgen seien aber nicht zu erwarten, betont die Ärztin. Zudem sei es historisch nicht vorgekommen, dass eine Nebenwirkung später als zwei Monate nach der Impfung auftrat.

Kimmich-Debatte: "Wir müssen Personen relativieren"

Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke findet es wichtig, die Debatte auch darauf zu lenken, dass Kimmich ein Fußballer ist, kein Experte für Impfungen, was wiederum seine Aussage als weniger fundiert darstelle. Kimmich hat einerseits mit seinem Mitspieler Leon Goretzka die Initiative "We Kick Corona" gegründet, die mit Spenden Impfungen in Entwicklungsländern unterstützt, andererseits lässt er selbst sich aktuell nicht impfen. Das stelle seine Glaubwürdigkeit in Frage, so Lucke. "Die Debatte ist überzeichnet. Wir sollten die Personen relativieren", findet der Publizist.

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Albrecht von Lucke ist der Meinung: Kimmich ist Fußballer, seine Aussage wenig fundiert.Bild: screenshot zfd

Zurück zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Man habe mittlerweile eine Beobachtungsdauer der Impfstoffe von einem Jahr, betont Schroeder und unterstreicht deren Wirksamkeit.

"Bei dieser milliardenfachen Verimpfung hätten wir schon ein Signal bekommen müssen."
Virologin Jana Schroeder

Die Impfdurchbrüche – also symptomatische Erkrankungen nach der vollständigen Impfung – würden zwar zunehmen, das sei aber nicht überraschend, so Schroeder. Die Impfquote steige, der Fremdschutz lasse mit der Zeit nach, die Antikörper würden sich zurückentwickeln. Trotzdem sei zu bedenken, dass Impfdurchbrüche weniger effizient infizieren – die Viruslast sei da, doch der infektiöse Zeitraum wesentlich kürzer.

Freiheit erklären – doch die Gefahren existieren noch immer

Für die über 70-Jährigen hat die Ständige Impfkommission eine Boosterimpfung bereits empfohlen. "Doch ist es eine Boosterimpfung oder ist es eine Komplementierung des Impfschemas?", stellt Schroeder in Frage. Es gebe schließlich viele Impfstoffe, die dreifach dosiert verabreicht werden. Die Boosterimpfung für alle sei eine politische Diskussion, so die Ärztin. Sie vermutet: Wenn es die Impfstoffknappheit in ärmeren Ländern nicht gäbe, hätte man vermutlich bereits früher gesagt, dass drei Impfdosen für alle nötig seien.

Doch wann kommt der Zeitpunkt, an dem die Pandemie in Deutschland vorbei ist, will Lanz wissen. "Es gibt gute Gründe, die epidemische Notlage irgendwann für beendet zu erklären", sagt von Lucke und verteidigt damit den Standpunkt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, auch mit Blick auf die scheidende Regierung. Doch ein Freedom Day habe eine "problematische Intonation". Man könne zwar damit die Freiheit erklären, doch die Gefahren des Virus' existieren weiterhin.

"Es wäre ganz fatal, den Eindruck zu erwecken: Wenn wir die Notlage nicht mehr haben, ist die Corona-Pandemie beendet."
Publizist Albrecht von Lucke

Politische Führung ist weiterhin in der Pandemie gefordert – wie etwa im Klimaschutz. Aber auch und dort werden Parteien von der Jugendorganisation "Fridays for Future" weiter unter Druck gesetzt. Ihre Forderungen seien nicht radikal, widerspricht Aktivistin Carla Reemtsma Moderator Lanz, sondern das seien die wissenschaftlich fundierten Maßnahmen, die nötig sind, um die Erderwärmung zu stoppen. Das heißt zum Beispiel? "Keine neuen Bundesstraßen und Autobahnen", sagt Reemtsma und appelliert an den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln.

E-Autos seien zwar eine nachhaltige Lösung, doch allein wegen der begrenzten Rohstoffe könne es nur deutlich weniger Elektrofahrzeuge geben als derzeitige Verbrennungsmotoren. Die deutsche Automobilindustrie habe die Umstellung auf die E-Mobilität begriffen, sagt von Lucke. Er findet, "Fridays for Future" müsste die Forderung nach sozialer Umverteilung stärker formulieren – und wie Verzicht und soziale Härten aufgefangen werden können.

"Die Anforderungen, die an 'Fridays for Future' als Jugendprotestbewegung gestellt werden, sind einfach absurd."
Klimaaktivistin Carla Reemtsma

"Fridays for Future" habe eine Studie in Auftrag gegeben, die belegen sollte, mit welchen Maßnahmen eine Klimaneutralität bis 2035 machbar sei, erklärt Reemtsma. Diese Ziele habe der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung formuliert, und eine Jugendorganisation müsse dem mit einer Studienbeauftragung nachgehen, kritisiert die Aktivistin.

Publizist zu Unions-Politikerin: "Sie sind gefordert"

Zurück zu den Kosten des Klimaschutzes: Wiebke Winter, Politikerin und Mitbegründerin der Klima-Union, will das Wort Verzicht lieber nicht in den Mund nehmen plädiert für einen gemäßigteren Weg. "Wir müssen die Menschen mitnehmen", sagt sie. Deutschland komme nicht voran, wenn man auf dem Weg zur Klimaneutralität viele Menschen verliere, weil sie nicht mitmachen wollen.

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Klimaaktivistin Carla Reemtsma und CDU-Politikerin Wiebke Winter haben zwar die gleichen Ziele - doch die Ansätze unterscheiden sich.Bild: screenshot zdf

"Wir werden von der Natur transformiert, wenn wir nicht aufpassen". sagt von Lucke. Winter als junge Politikerin sei gefordert, eine klimaneutrale Zukunft zu realisieren. "Wir müssen den gegenwärtig Lebenden ein Stück weit ihre Rechte einschränken, damit die Zukünftigen diesen Spielraum haben. Diese Frage müssen Sie als Ökologin in der CDU schon vorbringen", geht von Lucke Winter an. Die ist der Meinung, dass besonders im Bereich der Energie viel Transformationsbedarf besteht: "Wir sollten diesen großen Hebel bewegen, bevor wir den Menschen sagen, dass sie kein Auto mehr haben dürfen."

FFF-Aktivistin: "Ökoterrorismus ist eine komplett absurde Vorstellung"

Steht die Klimaaktivistin Reemtsma also für einen deutlich radikaleren Weg? In einem "taz"-Interview hatte Reemtsma von einer "Radikalisierung der Aktionsformen" gesprochen, zitiert Lanz. "Der Schulstreik war ziviler Ungehorsam und es können auch andere Aktionen von sozialem Ungehorsam zeugen", kommentiert sie. Als Beispiel nennt sie die Blockaden vor den Ampel-Parteizentralen, nachdem das Sondierungspapier den Erwartungen der Klimaschutzbewegung nicht gerecht geworden sei.

Der Hungerstreik sei eine "Radikalisierung", widerspricht von Lucke Reemtsma, eine Blockade vor der SPD-Parteizentrale sei das nicht. Doch könnten weitere Schritte folgen, könnte es irgendwann einen "Ökoterrorismus" geben, fragt Lanz? "Das ist eine komplett absurde Vorstellung", antwortet Reemtsma. Sie würden doch zwar Aktionen zivilen Ungehorsams nutzen, doch das immer friedlich. Und die gemäßigte CDU-Politikerin Winter? "Wir können uns keine Radikalisierung leisten", findet sie.

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