Knapp 62.000 Menschen haben sich in Deutschland bis dato mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt regelmäßige Handhygiene – und einen Mindestabstand von ein bis zwei Metern zwischen Personen. Doch nach wie vor nimmt die Ausbreitung des Virus zu. Auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, die mit ihrem Bildungsauftrag in diesen Tagen besonders für Informationen und Aufklärung sorgen müssen, spüren die Auswirkungen der Corona-Krise.
Die Talkshow-Verantwortlichen von ARD und ZDF ergriffen in den vergangenen Wochen bereits weitreichende Maßnahmen, um Moderatoren, Gäste und das Team zu schützen.
Bevor in den TV-Studios allerdings gehandelt wurde, hatte erst die Ärztin Claudia Spies Gastgeberin Anne Will vor zwei Wochen auf einen Verstoß gegen die Regeln des Robert-Koch-Instituts aufmerksam machen müssen. Der Abstand zwischen den Talk-Gästen? Viel zu gering! Als Spies dies anmerkte, hatte Will lediglich erklärt: "Wir rücken auseinander."
Aus der in der Sendung entstandenen Situation habe man beim verantwortlichen NDR seine Schlüsse gezogen, wie eine Sendersprecherin watson anschließend erklärte. Man werde die Gäste im Studio künftig nicht nur anders platzieren, sondern auch das "Anne Will"-Studio umbauen.
Andere ARD- und ZDF-Talkshows schlossen sich dem an. Nicht ganz so glimpflich kam übrigens ProSieben davon. Dort hagelte es Show-Absagen! Nachdem zwei "Masked Singer"-Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden waren, pausiert das Musikratespiel nun bis 14. April.
Die Hygienevorschriften wurden bei allen Sendungen verschärft, doch die Corona-Krise ist noch lange nicht auf dem Höhepunkt. Wie gehen die Sender angesichts des anhaltenden exponentiellen Wachstums der Neuerkrankungen also mit der Thematik um? Wie interpretieren sie die Empfehlungen des RKI? Und welche Pläne haben sie für die Zukunft der Politik-Talks? Watson hat erneut mit den Verantwortlichen der großen Talkshows gesprochen.
In der vergangenen Woche waren unter ZDF-Mitarbeitern drei Fälle einer Corona-Infektion bestätigt worden. Die Politiktalks von Markus Lanz und Maybrit Illner stehen aber nicht auf der Kippe, wie ein Sendersprecher watson versicherte. Es gebe keinerlei Überlegungen, die Shows auszusetzen. Die betroffenen Mitarbeiter befänden sich in häuslicher Quarantäne.
Für den Tagesbetrieb beim Mainzer Sender bedeutet die momentane Lage konkret, dass für die ZDF-Talks nach wie vor die Anzahl der Gesprächsgäste reduziert wird, damit der empfohlene Mindestabstand eingehalten werden kann. Der Sendersprecher erklärt:
Bei "Markus Lanz" kommen zudem sowohl Studio-Schalten als auch Skype-Schalten zum Einsatz – je nachdem, wo sich der Gesprächsgast befindet.
Bei den Kollegen von der ARD wird in punkto Skype-Schalten schon weiter gedacht, wie ein Sendersprecher watson sagt. So würde man für das Talkformat "Maischberger – Die Woche" bereits einzelne Gäste zuschalten. Sendungen, die völlig auf Gäste im Studio verzichten und nur noch mit Live-Schalten arbeiten, seien derzeit zwar noch nicht geplant – aber auch nicht völlig undenkbar:
Weiter heißt es aus der "Maischberger"-Redaktion: "Die Skype-Schalte ist immer ein Kompromiss, über den die Redaktion von Fall zu Fall entscheidet. Der Gesprächsfluss mit Talkgästen und den Zuschauern ist nicht optimal. Deshalb erwägen wir redaktionell, wie schon in manchen Situationen zuvor, ob eine Skype-Schalte sinnvoll ist."
So hätte die Moderatorin in der vergangenen Woche via Video-Call mit einer Corona-Patientin gesprochen, die sich in häuslicher Quarantäne befand. "Das war technisch nicht anders zu organisieren, aber eine Bereicherung für die Sendung."
Auch bei "Anne Will" bereitet sich das TV-Team "auf verschiedene Szenarien vor". Welches davon eintritt und welche Maßnahmen in den kommenden Sendungen umgesetzt werden, entscheidet die Redaktion "je nach aktueller Lage neu".
Und sonst gilt grundsätzlich wie auch bei anderen ARD-Formaten: "Hygienevorschriften gibt es im Studio schon immer – auf diese weisen wir unsere Gäste und das Team mündlich und schriftlich nun verstärkt hin."