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"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann entlarvt dubiose Internet-Abzocker

Jan Böhmermann im Studio.
Jan Böhmermann thematisierte dieses Mal Business-Coaches. Bild: ZDF und Jens Koch
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"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann entlarvt dubiose Machenschaften von Business-Coaches

27.02.2023, 11:2127.02.2023, 12:15
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Am Freitag begrüßte Jan Böhmermann die Zuschauer wieder zu seiner gewohnten Late-Night Satire. Der Satiriker beschäftigt sich in seiner Show gerne mit Geld. In der aktuellen Ausgabe lag der Fokus darauf, so schnell wie möglich ganz viel Geld zu machen. Am besten, ohne dabei einen Finger zu krümmen. Sowas versprechen Business-Coaches im Internet in Sozialen Netzwerken wie Instagram. Was hinter der berüchtigten Masche steckt und ob das alles legal ist, beleuchtete das "ZDF Magazin Royale".

"Monatlich 10.000 Euro ohne zu arbeiten"

"Fans von Geld kommen heute auf ihre Kosten", kündigte Böhmermann die Show an. Aber auch für "broke Low-Performer" wäre was dabei. Es ging um fragwürdige Business-Coaches, die in letzter Zeit das Internet dominieren. Ihre Programme werden oft in Form von Youtube Werbung und in den sozialen Medien vorgestellt. "Wie ich eine Million Euro in nur drei Monaten gemacht habe, ohne zu arbeiten", lässt einer dieser Coaches in einem eingespielten Video verlauten.

Dabei wird auf einen Link für ein "Mentoring-Programm" verwiesen, welches verspricht, in kurzer Zeit 10.000 Euro monatlich zu verdienen. Das Team des "ZDF Magazin Royale" ist dieser Masche auf den Grund gegangen und hat das Ganze mal ausprobiert. Ob das mit den 10.000 Euro monatlich geklappt hat?

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Problematischer und sexistischer Content

Wer Instagram oder Twitter hat, wird in der Regel Karl Ess kennen. Der Bodybuilder und Youtube-Star ist ein gängiges Meme, wenn es um Finanz- und Geldthemen geht. In einem eingespielten Video fordert Karl Ess einen Kollegen auf, sich bei zwei fiktionale Szenarien für eines zu entscheiden. Option A: fünf Tage im Jahr mit den Lieblings-CEO's zu verbringen. Option B: Fünf Tage im Jahr die schönsten Frauen der Welt zu versklaven.

Der Kollege entscheidet sich für Option A, weil er erstmal alles von seinen Vorbildern lernen will und die Frauen dann "sowieso kaufen kann". Sehr problematischer und sexistischer Content, der hier verbreitet wird. Ein guter Einfluss ist das nicht. In der Regel schauen sich jüngere Männer diese Videos an und lassen sich gegebenenfalls beeinflussen.

Wie funktioniert das Businessmodell?

"Coaching ist das älteste Business der Welt", sagt Böhmermann. Für die Recherche wurde Business-Coach Lukas Lindler etwas näher unter die Lupe genommen. In seinen Videos versichert er eine Erfolgsquote von 110 Prozent. Wenn man an seinem Programm teilnimmt – versteht sich. Als Teilnehmer hat man Zugriff auf das Programm, bis die versprochenen 10.000 Euro erzielt wurden. "Dafür muss man nur ein bisschen Startkapital einzahlen", erzählt Böhmermann. 3570 Euro möchte Lindler von seinen Kunden für die Teilnahme an seinem Businesscoaching haben.

"3570 Euro von unseren Rundfunkgebühren zum Fenster rausgeschmissen", sagt der ZDF-Satiriker und kann sich das Lachen nicht verkneifen. Interessant wird es beim Vertragsabschluss. Denn dieser wird nicht mit Lukas Lindler gemacht, sondern mit der Copecart GmbH. Hinter den Business-Coaches steckt ein FinTech-Unternehmen, das alle administrativen Angelegenheiten wie Rechnungen, Mahnungen und Verträge bearbeitet.

Viele aus dem Spektrum der Business-Coaches arbeiten mit Copecart zusammen. Für Copecart lohnt sich das Ganze nämlich auch. Bei jedem Coaching, was über Copecart bezahlt wird, verdient der Dienstleister 5 Prozent Anteil. "Ein deutsches Unternehmen mit dem Namen Cart drinnen. Was soll da nur schief gehen? Ist ja nicht Wirecard", scherzt Böhmermann und blendet ein Bild von Jan Marsalek ein.

"Eine Plattform für lukrative Abzocke"

Vom Lindler-Coaching nimmt das "ZDF Magazin Royale" drei wichtige Erkenntnisse mit: Einerseits wird den Teilnehmenden wird beigebracht, wie sie anderen Menschen das Lindler-Coaching für 3570 Euro verkaufen. Dabei gibt es eventuell eine Provision von 50 Prozent. Das "Businessmodell" ist bereits von anderen Business-Coaches wie Andrew Tate bekannt. Außerdem können die Kund:innen nicht aus dem Coaching-Vertrag raus. Und auch Copecart geht auf den Wunsch nach Widerruf nicht ein.

"Plattformen wie Copecart […] bieten selbsternannten Coaches Raum für lukrative Abzocke", sagt die Arbeiterkammer Österreich. Denn: beim Verkaufsabschluss wird der Kunde dazu gedrängt aktiv auf das Widerrufsrecht zu verzichten. "Copecart ist ein Beschissdienstleister", so der ZDF-Satiriker.

Das Duo hinter Copecart soll jemanden dazu gedrängt haben, ein Coaching für 119.000 Euro zu kaufen. Ohne Widerrufsrecht. "Bei europäischen Verbraucherzentralen gibt es mindestens 613 Beschwerden gegen Copecart Coaches in acht EU-Ländern", erläutert Böhmermann. Eine anonyme Betroffene berichtet von ihrer Erfahrung:

"Ich saß alleine zu Hause mit zwei kleinen Kindern, war völlig verzweifelt. Mit dem Coaching habe ich kein Geld verdient. Und Copecart hat mir eine Mahnung über 8400 Euro geschickt."

Anwalt Robin Nocon wird in der Sendung eingespielt und erzählt, dass ihm seit Mai 2022 über 100 Mandate vorliegen, die die Copecart GmbH betreffen. Er zweifelt stark an, dass beim Kaufabschluss überhaupt ein rechtmäßiger Vertrag zustande gekommen ist.

Das Netz ist von der heutigen Sendung begeistert:

Böhmermann lässt sich den Spaß natürlich nicht nehmen. Er zieht die peinliche Indoor-Brille von Karl Ess und die Ripped-Jeans von Lukas Lindler an und dreht eigene Videos, in denen er die Online-Coaches nachahmt.

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