Welchem Thema widmet sich Jan Böhmermann in der ersten Folge seiner Sendung ZDF Magazin Royale nach der Sommerpause? Es ist das Edelmetall Gold, das in der satirischen Analyse der Sendung schlecht wegkommt – vor allem in Bezug auf die Machenschaften von Rechten, Adeligen und Reichsbürgern.
Am Anfang der Folge irritiert ein doppelter Sendungshinweis. Zuerst heißt es als spöttische Ankündigung: "Der folgende WDR-Warnhinweis wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Er enthält Passagen, die heute als unnötig sensibel betrachtet werden."
Danach folgt der Hinweis des WDR: "Das folgende Sendeprogramm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend gelten." Dass der Sender in den vergangenen Wochen unter anderem vor alten Sendungen mit Harald Schmidt und Otto Waalkes diesen Hinweis eingeblendet hatte, hatte für Aufsehen gesorgt.
Zu Beginn arbeitet er sich an den "mächtigen Männern" ab. Die seien das Thema des Sommers gewesen, resümiert Böhmermann. Und macht sich darüber lustig, wer sich von ihnen schon wieder "unschuldig gecancelt" fühle. Dabei hilft ihm eine neue Erfindung der Sendung: der sogenannten "Mann-O-mat", ein Gerät, das sich per Hebel bedienen lässt (dieser ist einem Penis nachempfunden). Den kriege ein jeder mächtiger Mann "nach dem ersten Samenerguss geschenkt."
Die Skandale der letzten Tage und Wochen fängt Böhmermann damit gut ein: Hubert Aiwanger und die Frage nach dem antisemitischen Flugblatt. Den Präsidenten des spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, der vor laufender Kamera die spanische Fußballspielerin Jennifer Hermoso küsste, die im Anschluss betonte, dass dies gegen ihren Willen passiert sei. Und Prinz Marcus von Anhalt, der für Empörung sorgte, als er eine Schildkröte mit einem Ball abschoss.
Der Ablauf: Böhmermann zeigt Bilder und Videos der Herren, betätigt den Penis-Hebel und mögliche Ausreden ploppen auf. Zum Beispiel: "Ich habe das außerdem nur zur Recherche gemacht." Ein eindeutiger Seitenhieb gegen seinen ehemaligen Chef Harald Schmidt. Nachdem der sich auf dem Sommerfest der rechten Schweizer Zeitung Weltwoche dem umstrittenen Autor Matthias Matussek und dem früheren Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen ablichten ließ, hatte er in einem Interview genau so argumentiert.
Nun zum Hauptthema Gold: Böhmermann führt das Edelmetall erst mal als Alltagsbegriff ein: die Farbe in der Deutschlandfahne, die Kerrygold-Butter, die Goldbären. Letztere würgt er sich zur Verdeutlichung aus einer riesigen Schüssel inklusive Milch hinunter.
Weiter geht es zur politischen Dimension: "AfD-Ehrenvorsitzender Wladimir Putin" habe in der Vergangenheit gerne mit Gold posiert, um Reichtum zu zeigen und Macht auszustrahlen. Das Edelmetall werde außerdem oft mithilfe des giftigen Quecksilbers gewonnen. Die Umwelt und die Arbeiter:innen vor Ort sind nicht geschützt und leiden, unter ihnen sind Kinder. Die Wertanlage Gold sei deshalb nicht so unschuldig, wie manch einer denkt.
Auf was es hinausläuft: Kritik an der Firma Degussa, die während des Dritten Reichs geraubtes Gold von Juden einschmolz, dem Vernichtungssystem diente und Hitlers Atompläne unterstützte. Als neu gegründete GmbH Degussa Sonne/Mond Goldhandel stärkte ihr Gründer August von Finck junior die AfD in ihren Anfangsjahren.
Und der ehemalige Geschäftsführer Markus Krall habe während seiner Zeit als Degussa-CEO Kontakte zu Mitgliedern der Reichsbürger-Gruppe rund um Heinrich XIII. Prinz Reuß gehabt. "Galileo-Goldexperte" nennt Böhmermann ihn, der Weltuntergangsstimmung verbreite, Ängste schüre, und der auch mal auf einer AfD-Veranstaltung auftritt.
Es ist ein solide zusammengetragener Beitrag, der einen Überblick und Einstieg dazu leistet, warum Gold als Wertanlage problematisch sein kann. Da er aber vor allem aus zitierten Zeitungsberichten besteht, wirkt der Eigenanteil an den Enthüllungen gering. Es fehlt die Essenz, die klarmacht, auf was die Folge hinauswill. "Das reicht für die erste Sendung nach der Sommerpause", sagt Böhmermann während des Stücks einmal. Das fasst es treffend zusammen – die großen Recherchen stehen wohl noch aus.