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"heute-show" kürt den peinlichsten Deutschen: Moderator Oliver Welke gerät in Rage

"Mittelschwere Imagekrise": Der Missbrauchsskandal erschüttert weiter die katholische Kirche. Oliver Welke von der "heute-show" erteilte keinerlei Absolution.
"Mittelschwere Imagekrise": Der Missbrauchsskandal erschüttert weiter die katholische Kirche. Oliver Welke von der "heute-show" erteilte keinerlei Absolution.zdf
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"heute-show" kürt peinlichsten Deutschen: Moderator gerät in Rage

Diesmal gab es in der "heute-show" (ZDF) keine Proteste gegen deutsche Coronamaßnahmen oder Querdenker. Oliver Welke und sein Team hatten viel zu viel damit zu tun, um IOC-Präsident Bach sowie Ex-Papst Benedikt und ihre jeweiligen "Vereine" in die Pfanne zu hauen.
07.02.2022, 12:33
jürgen winzer
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In der erstmals seit Langem "Corona-freien" Sendung verlieh Gernot Haßknecht (Hans-Joachim Heist) im Auftrag der "heute-show" (ZDF) den Titel "Der aktuell peinlichste Deutsche überhaupt". Offenbar gab es bei der Entscheidungsfindung ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei heißen Kandidaten. Auf der einen Seite Thomas Bach, Präsident des International Olympic Committee (IOC). Auf der anderen das ehemalige Oberhaupt eines noch größeren Vereins: Ex-Kardinal Ratzinger beziehungsweise Ex-Papst Benedikt. Da fiel die Wahl wohlziemlich schwer.

Alt-Papst Benedikt machte sich im Zuge des Gutachtens zum Missbrauch in Ratzingers Erzbistum München und Freising zum Anwärter. Denn erstens, so Welke, zeige das Gutachten, dass "die Kirche jahrzehntelang systematisch ihre Täter schützte", und zweitens, dass der ehemalige Bistums-Cheffe, Ratzinger, selbst auch "mit drin steckte".

Das Gutachten bezichtigte Ratzinger des Fehlverhaltens in mehreren Vertuschungsfällen. Und dann soll der Ex-Papst auch noch die Unwahrheit gesagt haben, als es um die Teilnahme an einer Sitzung ging, in der auch konkrete Missbrauchsvorwürfe besprochen wurden. Der entsprechende Priester sei anschließend in Ratzingers Bistum "geparkt" worden.

Warum griff nie die Staatsanwaltschaft bei der Kirche ein?

Welke geriet beinahe in Haßknecht'sche Rage: Das "Vertuschen und Verstecken" habe "noch viel mehr Kinder in Gefahr gebracht und ist Beihilfe zum Missbrauch", zürnte er über die Kirche und ihre immer wieder leeren Demutsgesten. "Die sagen 'Wir beten für die Opfer', aber warum tritt da nicht mal einer zurück?" Auch der Alt-Papst könne doch "seine weiße Mütze einfach an der Garderobe aufhängen.

"Schlimm sei zudem, dass über Jahrzehnte die Staatsmacht nicht eingegriffen habe, sondern die Kirche ohne Aufsicht gegen sich selbst ermitteln ließ. Man müsse sich wirklich schämen, dass es "in Deutschland jahrelang keine einzige staatsanwaltliche Durchsuchung einer Kirchenverwaltung" gegeben habe. Das sei, so Welke, als würde ein erwischter Drogendealer nicht von der Polizei, sondern vom "Deutschen Drogendealer-Verband" verhört, abgeurteilt und dann "zur Strafe" an eine andere Ecke direkt am Kinderspielplatz zum Dealen versetzt.

Rom als Bastion gegen den Feminismus-Terror

Nun tagt aktuell der Synodale Weg über Möglichkeiten zur Kirchenreform. Aber gibt es dafür überhaupt Chancen? Moraltheologe Olaf Schubert (Michael Haubold) äußerte sich skeptisch: "Was bringt Modernisierung? Wenn man den toten Hamster frisch lackiert, wird er trotzdem nicht auferstehen."

Dass, wie oft angeregt, Frauen im Priesteramt bald Realität werden könnten, glaubt Schubert auch nicht. Rom sehe sich einerseits als letzte Bastion gegen den "Feminismus-Terror" und fremdele zudem mit dem Thema "Frau im Amt". Nicht zu Unrecht, wie Schubert witzelte: "Die Frau hat viel Porzellan zerschlagen: Wer hat denn den Apfel gegessen? Eva! Und Josef hat der Maria vertraut, aber die hat ihn betrogen und mit dem Heiligen Geist rumgemacht." Es sei "an der Frau, das verlorene Vertrauen" zurückzuholen. Und das könne schon "zwei-, dreitausend Jahre dauern."

Olympia-Einmarsch: "Wer nicht hüpft, der ist Uigure, hey, hey!"

So viel Zeit wird Thomas Bach nicht haben. Deshalb ging der Titel, "den keiner mag", dann doch - vielleicht auch der Tagesaktualität geschuldet - an den IOC-Chef. Schließlich waren wenige Stunden vor der Ausstrahlung der "heute-show" die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnet worden. "Die Welt zu Gast bei Freunden", ließ Welke das Motto der Fußball-WM 2006 aufleben - und veränderte es ein wenig: "Bei Freunden, die Menschen unterdrücken und keinerlei Widerspruch dulden."

"Kein Wort über die Uiguren": Oliver Welke kritisierte die Vergabe der Winterspiele in den "schärfsten Überwachsungsstaat der Welt".
"Kein Wort über die Uiguren": Oliver Welke kritisierte die Vergabe der Winterspiele in den "schärfsten Überwachsungsstaat der Welt".zdf

Schon bei der Eröffnungszeremonie soll es Verwerfungen gegeben haben, wie Welke berichtete. Die Athleten Taiwans hätten demnach den Einmarsch schwänzen wollen, weil man ihnen offenbar nicht gestatten wollte, unter dem Namen Taiwans einzulaufen. Welke: "China sieht's nicht so gern, wenn man Taiwan als eigenständigen Staat bezeichnet." Das IOC habe die Sportler dann gezwungen, mitzulaufen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. So wie die "Klatsch-Komparsen", die für die Athleten tänzelnd und jubelnd Spalier standen. Welke zynisch: "Motto: Wer nicht hüpft, der ist Uigure, hey, hey!"

Olympia? "Es geht um die Bromance zwischen Bach und Xi"

IOC-Chef Thomas Bach jedenfalls hat sich bei der "heute-show"-Jury mit vielen Aktionen als peinlichster Deutscher "beworben". Der "deutsche Sonnenkönig" des "absolutistischen Feudalvereins" habe es wieder einmal geschafft, Olympia "in eine lupenreine Diktatur zu vergeben", zudem in den "schärfsten Überwachungsstaat der Welt". Andererseits sei im Vorfeld kein Wort über das Schicksal der Uiguren oder eingesperrter Menschenrechtsaktivisten verloren worden.

Die besondere Freundschaft zwischen Bach und Chinas Staatschef Xi Jinping (Welke: "Es geht nicht um Menschenrechte, es geht um die Bromance") bescherte Peking nach den Sommerspielen 2008 nun zum zweiten Mal Olympische Spiele. Und zwar Winterspiele auf Kunstschnee. Dafür bekam Bach eine Büste als "besonderer Freund Chinas". Die sehe zwar aus, als hätten sie "Fünftklässler aus Hundesch... modelliert", aber immerhin.

Und auch das IOC werde versorgt. Zum Beispiel mit Klamotten von der Bekleidungsfirma Atna. Der Konzern beziehe seine Baumwolle auch aus der Uiguren-Provinz Xinjiang. Welke triefend vor Sarkasmus: "IOC powered by Zwangsarbeit."

Den Großteil des Geldes "sackt die IOC-Mafia ein"

So war es am Ende kein Wunder, dass der Titel "Der aktuell peinlichste Deutsche überhaupt" an Thomas Bach ging.

Besondere "Ehrung": Gernot Haßknecht (Hans-Joachim Heist) zeichnete IOC-Präsident Thomas Bach als "aktuell peinlichsten Deutschen überhaupt" aus.
Besondere "Ehrung": Gernot Haßknecht (Hans-Joachim Heist) zeichnete IOC-Präsident Thomas Bach als "aktuell peinlichsten Deutschen überhaupt" aus.zdf

In seiner "Laudatio" begründete Gernot Haßknecht die Wahl damit, dass sich Bach "zum Büttel von Diktatoren" mache. In seinen Fotoalben befände sich das "Who-is-who der ganz bösen Jungs", Bilder im Selfie-Stil mit Xi, Russlands Putin und Nordkoreas Kim Jong-un.Bach und dem IOC gehe es, so der Tenor in der "heute-show", nicht mehr um Sport, sondern nur um Geld. 1,4 Milliarden Dollar nähme das IOC ein - und zwar steuerfrei -, von denen vier Prozent über die jeweiligen Sportverbände bei den Sportlern lande. Haßknecht: "Den Rest sackt die IOC-Mafia ein." Fazit: "Wenn Im-Strahl-Kotzen endlich olympisch wird, hol' ich jedes Mal Gold."

ProSieben geht mit Raab-Show in die Offensive: Extrem beliebtes Event kehrt zurück

Stefan Raab ist im deutschen Fernsehen derzeit so präsent wie seit neun Jahren nicht mehr, als er sich aus dem Fernsehen zurückzog. Über Ostern kündigte
Raab sein Comeback an: Der Moderator wird im September erneut gegen die ehemalige Profi-Boxerin Regina Halmich antreten. Ob das Event als Startpunkt für ein permanentes Comeback gesetzt wurde, ist nicht bekannt.

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