Günther Jauch ist dafür bekannt, stets sein Pokerface zu wahren – doch bei "Wer wird Millionär?" am Montagabend verlor Deutschlands beliebtester Quizmoderator für einen kurzen Augenblick die Contenance. Schuld daran war keine Geringere als die Bundeskanzlerin – oder vielmehr ihre unverkennbare Stimme.
Als erste durfte nämlich Martina Brandl aus Geisslingen auf dem Ratestuhl Platz nehmen. Eingefleischten TV-Fans könnte die Kabarettistin aus "Lady's Night" oder "Sieben Tage, sieben Köpfe" bekannt sein. Wesentlich berühmter ist allerdings ihre Stimme: "Ich kenne Sie in erster Linie akustisch – und zwar als Angela-Merkel-Double", erklärte Jauch – und schob sofort kritisch hinterher:
Bei Brandl überkam ihn aber kein Grausen, sondern ein vergnügter Lachanfall. "Die Bundeskanzlerin sitzt mir gerade gegenüber, hat es rechtzeitig vor Ende ihrer Amtszeit noch geschafft", witzelte der Quizmaster. "Auch im Rahmen der Bundesregierung begrüße ich Sie ganz, ganz herzlich zu 'Wer wird Millionär?' mit Günther Jauch und ich wünsche Frau Brandl alles Glück der Welt", parodierte Brandl die Kanzlerin. Jauch ließ daraufhin den Gefühlen freien Lauf und kicherte wie ein kleines Kind. "Ja, super", freute er sich.
Brandl bewies anschließend, dass sie nicht nur eine gute Parodistin ist: Sie schaffte es ohne Joker bis zur 16.000-Euro-Hürde und machte auch darüber noch eine gute Figur in puncto Allgemeinwissen. Bei der 125.000-Euro-Frage griff sie zu einem Telefonjoker, der erst nicht zu erreichen war, kurz vor der öffentlichen Durchsage seiner Handynummer aber doch noch an den Hörer kam. Dabei glänzte er mit einem Zeitmanagement, von dem sich andere Telefonjoker eine Scheibe abschneiden sollten. Bei der Frage "Welche beiden Staaten sind sowohl auf der Landkarte als auch in der Rangliste der Staaten nach Flächengröße direkte Nachbarn?" ...
... erklärte er binnen kürzester Zeit, weshalb ausschließlich Antwort B) richtig sein könne – und gab auch zu allen anderen Auswahlmöglichkeiten präzise Erklärungen. Dafür feierte ihn die Twitter-Gemeinde.
Bei der 500.000-Euro-Frage räumte Brandl freiwillig das Feld für die nächste Kandidatin: Nun kam Annemarie Strubel aus München an die Reihe, Beruf: Charisma-Coach. "Wie kann mir denn Charisma vermittelt werden?", fragte Jauch skeptisch, woraufhin die Kandidatin erklärte, dass jeder Mensch eine Portion Charisma in sich habe. Als Beispiel für eine besonders charismatische Person zog sie Thomas Gottschalk heran. "Sie haben genauso viel Charisma wie er, nur auf eine introvertierte Art", erläuterte sie Jauch. "Gut, dann haben wir das auch geklärt", wechselte dieser das Thema.
Charisma hin oder her – bei der ersten Frage stand die Münchnerin auf dem Schlauch wie schon lange niemand mehr. Das Rätsel lautete: "'Werfen' steht in einer alphabetischen Liste von Verben ...?"
Die Münchnerin gab sofort zu, die Frage nicht zu verstehen. "Ich nehme bei der 50-Euro-Frage den Publikumsjoker", verkündete sie. Joker bei der ersten Frage? Nicht mit Jauch: "Nein, den nehmen Sie nicht. Sie lesen jetzt laut die Frage vor", befahl er ihr. Doch auch mit dieser Strategie wollte der Groschen nicht so recht fallen. "Renitenz in Reinkultur", lästerte der Moderator, als die Kandidatin immer wieder den Joker ins Spiel bringen wollte, und kündigte dann an:
Nachdem Jauch äußerst didaktisch erneut die Frage vorlas, wählte sie nach quälenden Minuten endlich die richtige Antwort. "Können Sie das bitte rausschneiden?", versuchte sie danach den größten Schaden abzuwenden. Aber so läuft das natürlich nicht bei "Wer wird Millionär?". Die Twitter-Reaktionen sprachen Bände:
Der holperige Start machte es der Münchnerin nicht unbedingt leicht: Jauch ließ keine Gelegenheit aus, erneut an ihre bescheidene Leistung in der 50-Euro-Frage zu erinnern. Mit 16.000 Euro verließ sie dann freiwillig den Spießroutenlauf.
Als dritte und letzte Kandidatin schaffte es Judith Englhardt auf den Stuhl, ebenfalls aus München. Für die Marketing-Teamleiterin wurde allerdings die Zeit knapp: Sie wird die Überhangkandidatin der kommenden Folge und darf bis dahin noch weiter auf die Million hoffen.