Am Mittwoch fand der 54. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder vor dem Landgericht Berlin statt. Zwei Tage zuvor war Anna-Maria Ferchichi, die Frau von Bushido, in den Zeugenstand gerufen worden. Damit setzte sie ihre Aussage fort, die aufgrund von Komplikationen in der Schwangerschaft unterbrochen worden war. Die 40-Jährige wurde zu einem Treffen mit einem damals guten Freund befragt, der ihr erzählt habe, dass etwas Großes geplant sei. "Ich hatte ein schlechtes Gefühl im Bauch, er ist so niederträchtig und macht das", meinte sie in Richtung Arafat.
Am vorherigen Verhandlungstag gab es auch noch einen weiteren Zeugen, der aussagte. Bei dem 30-Jährigen handelte es sich um die Person, die der heute achtfachen Mutter berichtet hätte, dass etwas im Gange sei. Er schilderte allerdings das Treffen anders. "Ich habe keine Bedrohung gesehen. Ich habe mit Anis gesprochen, nicht mit Anna-Maria. Deswegen habe ich mich gewundert, dass sie bei der Polizei war."
Er habe es auch nicht erzählt, um eine Warnung auszusprechen, sondern habe die Aussage lediglich als Ratschlag verstanden. Nun wurde Anna-Maria erneut in den Zeugenstand gerufen, um sich weiteren Fragen des Vorsitzenden Richters und der Verteidigung zu stellen.
Gekleidet in Jeans und dunklem Oberteil betrat die Frau von Bushido an diesem Tag den Saal. Der Vorsitzende Richter meinte gleich zu Beginn: "Es haben sich Nachfragen ergeben, wie Sie sich denken können." Anna-Maria sagte über die Aussagen des Zeugen, der am Montag befragt wurde: "Absolute Lüge. Er hat ein paar Mal gelogen. Er hatte fast mehr Angst als ich." Der Richter wiederholte daraufhin, dass der 30-Jährige sagte, dass er mit ihrem Mann und nicht mit ihr darüber gesprochen habe, dass etwas Großes geplant sei. "Er war nicht ehrlich, weil es definitiv passiert ist", so die 40-Jährige.
Weiter ging es mit einem Treffen in Berlin im März 2018, an dem unter anderem sie, Bushido und Arafat teilgenommen haben. Dieser Termin fand somit nach dem Gespräch im Januar statt, wo es zu angeblichen Straftaten zum Nachteil von Bushido gekommen sei. Anna-Maria habe Arafat auf die Beleidigungen angesprochen, die im Januar gefallen sein sollen. "Das ist das Erste, was mir eingefallen ist", meinte sie dazu. "Er hat das Gespräch aufgezeichnet, in seinem krankhaften Wahn", sagte sie. Fragen zu der mutmaßlichen Körperverletzung mit der Wasserflasche habe sie nicht stellen können. Der Grund: "Er hat das Thema vom 18. Januar abgewürgt." Wohl wissentlich, laut Anna-Maria, weil er das Gespräch aufgezeichnet habe.
Vor dem Treffen habe sie Bushido darum gebeten, dass er selbstbewusst auftreten solle und nicht wie ein Häufchen Elend. "Er hat ihm nicht die Stirn geboten, weil er das psychisch nicht kann", fügte sie hinzu. Zwischendurch wurde die Stimmung im Saal hitziger. Der Ton rauer. "Versuchen Sie in Ihrer Wertung sachlich zu bleiben", wies Anwalt Hansgeorg Birkhoff sie zurecht.
Der Richter wollte schließlich wissen, wie es weiterging. "Mein Mann ist seit dem 18. Januar nicht mehr in die Puderstraße gefahren." Als sie schließlich noch einmal Ende März 2018 in Kleinmachnow aufeinandertrafen, um die geschäftlichen Beziehungen zu klären, sei Anna-Maria "richtig übel" geworden. "Ich wusste, er trifft ihn", so die achtfache Mutter. Sie und Bushido hätten sich vorstellen können, einen Staffelvertrag einzugehen. Zudem nannte sie auch noch eine konkrete Summe: "1,8 Millionen in drei Teilen á 600.000 Euro. Das war sehr großzügig, eigentlich gibt es nichts zu zahlen. Hauptsache es hat hier und heute ein Ende."
Doch das hat ihm wohl laut Anna-Maria nicht gereicht. "Arafat meinte, er kann sich mit dem Vertrag den Arsch abwischen. Arafat hat gesagt, dass er lebenslang an ihm beteiligt sein möchte." Und weiter: "Er war gierig, größenwahnsinnig wie immer." Der Richter hakte noch mal nach, warum eine Abstandszahlung in Kauf genommen worden sei, wenn er doch keinen Anspruch gehabt habe. "Es war wie ein Freikauf", erklärte sie. Unter Tränen meinte Anna-Maria schließlich: "Dieser Typ wäre niemals zufrieden gewesen." Sie haben in jedem Fall einen Schlussstrich gewollt, keine Anrufe, nichts mehr haben sie von ihrem hören wollen.
"Anna-Maria, er muss aus meinem Leben verschwinden", soll Bushido ihr gesagt haben. "Mein Mann hat gehofft, dass man sich einigt." Jahrelang habe er Bushidos Leben bestimmt, sie seien heimlich in den Urlaub gefahren, er habe ihr heimlich eine Handtasche gekauft, damit er sich darin nicht einmischen konnte. Die Entscheidung, dass Bushido im Januar 2019 bei der Polizei aussagt, habe er selbst getroffen. "Ich habe ihn gebeten, dass er umfassend und ehrlich aussagt", sagte Anna-Maria.
Ihr kommen erneut die Tränen, als sie sich an den Tag zurückerinnert, an dem Bushido zur Polizei gefahren sei. "Unsere Tochter hat die Tüte bemalt, wo er sein Essen reingemacht hat." Sie habe gemerkt, dass es ihrem Papa nicht gut gehe. "Er ist traurig zurückgekommen", sagte Anna-Maria. "Noch nie gab es eine Verurteilung", meinte sie ungläubig in Richtung Arafat, der nicht vorbestraft ist. Über die Vorfälle am 18. Januar hätten sie mit niemandem außer dem Anwalt gesprochen. "Ich möchte nicht, dass jemand anderes unsere Probleme löst. Wir haben bewusst nicht andere Leute involviert", so Anna-Maria.
Zum Schluss ging es dann um einen angeblich geplanten Säure-Anschlag. "Ich möchte einfach, dass man weiß, wie niederträchtig er ist." Nach einer kurzzeitigen Untersuchungshaft aufgrund dieser Vorwürfe wurde Arafat Anfang 2019 wieder auf freien Fuß gesetzt, da es keine ausreichenden Gründe für eine Anklage gegeben habe, wodurch der Haftbefehl aufgehoben wurde. Ein Familienmitglied von Arafat habe damals Anna-Maria gewarnt. "Sie war sehr entschlossen, auszusagen", meinte die Frau von Bushido. "Ich kann verstehen, dass sie eingeknickt ist." Druck könne dabei eine Rolle gespielt haben, so die Schwester von Sarah Connor.
Als die Verteidigung immer mal wieder Zwischenfragen stellte, spitzte sich die Situation zu. Anna-Maria fiel den Anwälten das eine oder andere Mal ins Wort und reagierte emotional. Es war ihr sichtlich anzumerken, wie sehr ihr der Prozess zusetzen muss. Der Richter wies sie darauf hin, dass sie die anderen ausreden lassen solle. Nach diesem hitzigen Verhandlungstag geht es nun am 3. Januar weiter. Auch Anna-Maria wird im Januar weiter aussagen. "Ich hatte gehofft, 2022 geht besser los", sagte sie dazu.
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