Am Montag ging der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder in die 104. Runde. Zuletzt fiel mal wieder ein Prozesstermin aus. In der gleichen Woche wurde noch kurzfristig ein neuer Termin bekanntgegeben, doch dieser fand im September ebenfalls nicht statt. Ende August sagte ein Berliner Anwalt aus, der Bushido bei der geschäftlichen Trennung von Arafat beraten hatte. Im April 2018 seien sie sich zum ersten Mal begegnet.
Zu diesem Zeitpunkt berichtete der Rapper auch davon, dass er von den Angeklagten am 18. Januar 2018 eingesperrt und bedroht worden sei. "Ich hatte auch das Gefühl, dass er für ein erstes Treffen sehr viele Auskünfte gegeben hat", so der Anwalt. Zudem merkte er an: "Er wirkte charismatisch, sympathisch – aber als es um das Treffen ging, hatte er Schwierigkeiten, sich zu äußern." Bis November sollen noch weitere Verhandlungen stattfinden. Nun ging es mit einer Tonbandaufnahme weiter.
Am heutigen Prozesstag startete der Vorsitzende Richter Martin Mrosk mit dem Abspielen einer Tondatei, die den Titel "Arafat und Bushido: geheime Aufnahme" trägt. Die Aufnahme war bereits an vergangenen Prozesstagen Thema. Jetzt wurde die Datei bis zum Ende angehört. Dabei ging es darum, wie Bushido und Arafat darüber sprachen, wie sie die Geschäfte miteinander aufteilen. Hier sagte Arafat auch, dass er noch 15 Jahre lang an Bushido verdienen wollte, welches ein Gegenstand der Anklageschrift ist.
Während des Gesprächs ging es zunächst um das Grundstück in Kleinmachnow. Arafat betonte: "Noch mal, ich will hier nichts runterwirtschaften, im Leben nicht. Ich sage dir ganz ehrlich, die Quadratmeter kosten hier im guten Zustand zwischen 4000 und 5000 Euro. Da liegt irgendwo die Summe. Das ist hier nicht niedrig geschätzt." Bushido stellte allerdings vielmehr fest: "Bei mir gibt es einfach nur einen Punkt. Ich wollte und werde diesen Cut machen, weil ich weiß, dass in der Vergangenheit auch viele Sachen liegen geblieben sind."
Der Rapper erklärte, dass es dabei vor allem um Geld und offene Rechnungen gehe. Im Zuge dessen solle auch Arafat sein Recht bekommen. Mit Blick auf seine eigenen Finanzen stellte Bushido klar: "Die Sachen in der Zukunft brauche ich auch teilweise, um Sachen für dich zu bezahlen." Zudem merkte er an: "Ich wohne auf einer Baustelle, muss mit meinen Kindern wegziehen, muss mit denen etwas Neues organisieren. Meine Tochter kommt jetzt im Sommer in die Schule. Ich weiß immer noch nicht, auf welche Schule sie gehen soll."
Bushido betonte, dass es dabei nicht um seine Frau Anna-Maria Ferchichi gehe, sondern um seine "persönlichen Belange". "Ich habe mit ihr nie ein Problem", sagte Arafat dazu. Der Rapper gab an, dass dies seine Wünsche seien und zu 100 Prozent seiner Meinung entsprechen würden. "Diese Sachen, die ich dir gesagt habe, sind meine eigenen Interessen. Selbst wenn meine Frau gar nicht da wäre, bleibt das mit meiner Tochter, mit der Schule, ein neues Haus zu organisieren, die Schulden dir gegenüber und die Sachen, die jetzt auch noch beim Finanzamt laufen", erklärte er.
Bushido versuchte, mit Arafat eine Lösung zu finden, auch wenn es vielleicht nicht zu 100 Prozent das sei, was er sich vorgestellt habe. Damit würde er ihm Luft geben, "die anderen Sachen zu begleichen". Der Rapper meinte: "Wenn ich das alles immer weiter viele Jahre so lasse und immer mehr noch dazu nehme, wird sich an meiner Situation und an meiner Möglichkeit, all die Sachen zu begleichen, nie irgendwas ändern." Und weiter: "Am Ende des Tages weißt du auch, dass das, was du mit mir vereinbart hast, immer an dich geht. Ob du was machst oder nicht, ist vollkommen egal. Das ist auch dein Recht, weil wir das abgemacht haben."
Wiederholt legte Bushido dar, seine Schulden bezahlen zu wollen. "Ich will mich gerade machen", betonte er. Arafats Stimme wurde lauter, als er sagte: "Vielleicht müssen wir nicht mal einen einzigen Vertrag machen. Wir können es ganz einfach machen: Ich kann auch meine Rechte anbieten, bezahle mir das und Tschüss. Dann brauche ich gar nichts mehr mit dir zu machen. Ich halte mich an das, was wir abgemacht haben."
Mit Blick auf das Grundstück in Kleinmachnow sagte Arafat: "Du willst jetzt von mir wissen, ob ich eine Zahl habe, was das alles wert ist. Nein, habe ich nicht. Ich sage dir, guck mich an, diese Zahl ist nicht niedrig: 633 Quadratmeter Wohnfläche, du hast mehr Baufläche als ich." Zudem merkte er an: "Siehst du irgendwo, dass ich dich hier verarschen will?" Bushido meinte dazu: "Ich habe nie gesagt, dass du mich verarschen willst." Arafat erklärte, dass er sich nicht streiten wolle und andersherum erwarte er das von Bushido. "Sei du auch fair", so Arafat. Er wolle "im Guten gehen".
Abschließend sagte er: "Bushido, ob du mir das glaubst oder nicht, ich habe von Herzen keine Lust mehr. Du kennst mich doch am besten oder nicht? Ich werde niemanden im Stich lassen." Schließlich solle jede Partei sein "Zeug" bewerten. Bushido fügte hinzu: "Wir versuchen, was das Grundstück betrifft, auf einen Wert zu kommen." Arafat entgegnete: "Und auf einen Wert, was ich von dir kriege. Dann hast du einen Wert und ich habe einen Wert. Du hast Interesse daran, das zu nehmen, ich habe Interesse daran, das zu nehmen. Lass uns eine Lösung finden. Ich kann dir aber keinen Bentley geben und du gibst mir einen Trabbi."
Bushido betonte: "Ich hoffe, wir werden beide zufrieden sein." Arafat schlug vor, dass bei der Vereinbarung zwei Zeugen dazu geholt werden sollten. "Mehr will ich nicht, dann ist alles sauber. Wenn wir hier aufstehen, haben wir uns die Hand zu geben und dann hat niemand mehr ein Wort zu sagen. Das ist die einfachste Lösung. Dann holen wir uns Experten", so der heute 47-Jährige. Nach dem Abspielen der Aufnahme gab die Verteidigung an, dass keine weiteren Beweisanträge vorgelegt werden. Der nächste Prozesstermin findet am 23. Oktober statt.
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