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Rammstein in München: Beigeschmack und böse Blicke – was Fans zum Konzert sagen

Till Lindemann ist mit Rammstein auf Europa-Tour, die Band macht auch in Deutschland Station.
Till Lindemann ist mit Rammstein auf Europa-Tour, die Band macht auch in Deutschland Station.Bild: kina/ Jens Koch
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Rammstein in München: "Beigeschmack" und "böse Blicke" – das sagen Konzertbesucher

08.06.2023, 17:2901.09.2023, 05:43
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Am 7. Juni zog es Rammstein im Rahmen ihrer aktuellen Europa-Tour erstmals nach Deutschland. In München spielen sie gleich vier Shows, bevor sie im Juli auch in Berlin Station machen. Allerdings sieht sich Frontmann Till Lindemann aktuell mit Vorwürfen konfrontiert. In einem Statement ließ sie daraufhin verlauten: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit."

Weiter heißt es: "Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."

Was bemerkt man von den Vorwürfen bei der Stimmung unter den Besucher:innen auf der ersten München-Show? Bereits am frühen Abend war es vor dem Olympiastadion zur Kollision zwischen Demonstrierenden, die sich mit Opfern sexueller Gewalt solidarisieren, und Fans der Band gekommen. Die Protestierenden waren mit Bannern und Megafon ausgestattet. Es wurden Beschimpfungen von beiden Seiten ausgeteilt.

Dann, im Stadion, setzten die Fans zu einer minutenlangen La-Ola-Welle an, bevor Till Lindemann und seine Kollegen die Bühne betraten. Doch es gibt auch einige Personen, die nun kein gutes Gefühl mehr beim Besuch eines Konzerts haben.

Vor dem Stadion sprach watson am Mittwoch mit mehreren der Besucher:innen. Dabei ergab sich ein mannigfaltiges Meinungsbild.

Rammstein: Fans verkaufen Karten vor dem Stadion

Kurz vor den München-Auftritten der Rocker standen auffallend viele Rammstein-Tickets plötzlich wieder bei Eventim Fansale zum Verkauf. In den Wochen davor war es praktisch unmöglich gewesen, auf legale Weise an eine Karte zu kommen.

Das Prozedere des Weiterverkaufs ist zudem verkompliziert durch die Tatsache, dass die Karten personalisiert sind. Beim Einlass ist also ein Ausweisdokument vorzuzeigen, der Name muss mit dem auf dem Ticket übereinstimmen. Ist dies nicht der Fall, kann der Eintritt verweigert werden.

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Dennoch: Wenige Stunden vor Konzertbeginn versuchen vereinzelte Fans, ihre Tickets auf den letzten Drücker noch loszuwerden, und zwar direkt vor dem Stadion. Tatsächlich weist Eventim darauf hin, dass "in Ausnahmefällen" eine "Umpersonalisierung auch am Showtag vor Ort möglich" ist.

Lager-Bildung unter Rammstein-Fans

"Hauptsächlich wegen der Vorwürfe", begründet ein weiblicher Fan, der nicht namentlich genannt werden möchte, die Entscheidung, die Karte vor dem Stadion zu verkaufen. Die junge Frau würde im Zweifel auch ihr Ticket tauschen, denn sie hat einen Sitzplatz, ihre Freunde hingegen stehen später im Innenraum.

Notfalls würde sie das Ticket auch für weniger Geld als den ursprünglichen Kaufpreis abtreten, stellt sie klar. Als watson sie anspricht, versucht sie bereits seit circa einer halben Stunde ihr Glück.

Rammstein spielen in München gleich viermal.
Rammstein spielen in München gleich viermal.Bild: kina/ jens koch

Maria aus München hingegen, die nach eigenen Angaben schon seit vielen Jahren Rammstein-Fan ist, hat bereits nach 20 Minuten Erfolg. Sie konnte eine Karte absetzen. Ihr Ehemann ist kurzfristig krank geworden, allein möchte sie nicht zur Show – die Anschuldigungen gegen die Band spielen für sie aber auch eine große Rolle, sagt sie.

Genau wie die andere Frau hält sie ein Schild hoch, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Dafür wiederum erhält sie so einige vielsagende Reaktionen von vorbeigehenden Fans, wie sie watson mitteilt. Ihr Fazit:

"Böse Blicke kommen vor allem von anderen Frauen."

Vorher im Bus habe sie eine Diskussion über das Thema angezettelt und sei auf massiven Gegenwind gestoßen – zahlreiche Fans stehen nach wie vor entschlossen hinter der Band und Lindemann, hält sie fest. "Das war ein Fehler", urteilt sie daher im Nachhinein über ihre Aktion, ein Gespräch anzuleiern.

Nun jedenfalls könne sie ein Rammstein-Konzert definitiv "nicht mehr vollständig genießen". Daher möchte sie ihre Karten an eine Person abtreten, bei der das anders ist. Maria ist bereit, ihr Ticket notfalls für "viel weniger" als den regulären Kaufpreis abzugeben. Die erste Karte konnte sie knapp drei Stunden vor Show-Start aber zum Originalpreis weiterverkaufen – an einen älteren Herrn, der sich riesig gefreut habe.

Rammstein-Konzert hat "Beigeschmack"

Natürlich gibt es daneben Fans, die zwar Bedenken haben, aber dennoch das Konzert besuchen. Ein Paar, das von watson angesprochen wird, kommt aus Frankfurt und betont, Anreise und Hotel seien lange gebucht gewesen. Nun wolle man eben die Show auch mitnehmen – ein "Beigeschmack" sei jedoch vorhanden.

Eine weitere Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte, äußert dagegen: "Es ist nichts bewiesen." Für sie spreche daher nichts gegen den Konzertbesuch.

Andere Fans wiederum möchten überhaupt nicht über das Thema sprechen und wiegeln sofort mit deutlichen Worten ab – darunter zwei Frauen, die gerade am Merchandise-Stand anstehen, vor dem sich eine durchaus beachtliche Schlange gebildet hat.

Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.

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