"Alle hier können singen, alle hier sind hübsch, alle sind super charismatisch. Und dann gibt es Paula." Bei "The Voice of Germany" fallen in jeder Sendung diverse Komplimente, aber nur selten solche wie eben das von Samu Haber. Wenn er und seine Kollegen über die gerade einmal 19-jährige Paula Dalla Corte reden, scheint es beinahe so, als sei die laufende Staffel schon vor dem Finale entschieden.
In Jeans und langem schwarzen Mantel provozierte die Schülerin aus der Schweiz bei den blind auditions mit ihrer kratzigen Stimme einen Vierer-Buzzer – alle Coaches drehten sich also für sie um. Seitdem ist der Paula-Hype nur gestiegen. Fans vergleichen sie mit Stars wie Billie Eilish und Scarlett Johansson. David Guetta klopfte bereits bei ihr an. Sie selbst scheint derweil gar nicht zu realisieren, wie gut sie eigentlich ist. Auch darum fliegen ihr die Sympathien zu.
Im Gespräch mit watson wirkt sie tatsächlich wie eine ganz normale unbeschwerte Teenagerin, die diesen Moment lebt und liebt, aber den aktuellen Höhenflug auch einzuordnen weiß. Einen Tipp von Rea Garvey, der sie neben Samu Haber coacht, hat sie offensichtlich beherzigt.
Acht männliche Teilnehmer stehen gerade einmal zwei Frauen im kommenden Halbfinale von "The Voice of Germany" gegenüber. Genau genommen sind es sogar neun Männer, denn Nico Santos schickt mit Mael und Jonas ein Duo ins Rennen.
Dieser Umstand verwundert schon ein wenig. Immerhin betont zumindest der Doppelstuhl von Stefanie Kloß und Yvonne Catterfeld gerne mal den Faktor "Frauenpower". Am Ende schickten auch sie zwei Männer ins Halbfinale, nämlich Juan Geck und Noah Sam Honegger (letztgenannter gab seinen Platz diese Woche krankheitsbedingt ab und wird nun durch Oliver Henrich ersetzt). Der Vorwurf der Doppelmoral war ihnen damit auf Twitter gewiss.
Paula ist die einzige Frau, die es auf direktem Weg ins "The Voice of Germany"-Halbfinale schaffte. Die andere Kandidatin Mickela Löffel ging nämlich den Weg über Michael Schultes Comeback-Stage, nachdem sie eigentlich schon ausgeschieden war.
Warum in dieser Phase der Sendung nur noch zwei Frauen übrig sind, kann sich auch Paula nicht so recht erklären. An weiblichen Talenten fehlte es aus ihrer Sicht jedenfalls nicht, wie sie gegenüber watson sagt:
Eine Frauenquote für künftige "The Voice of Germany"-Staffeln hält das Talent aber nicht für nötig. Sie ist der Meinung, dass alles gut geregelt sei.
Bei ihrer blind audition hatte Paula die Qual der Wahl, denn alle Coaches rissen sich um sie. Das hatte die 19-Jährige nicht einkalkuliert, aber eine Entscheidung musste nun einmal her: "Ich habe gesagt: 'Ich gehe zu dem Team, das sich quasi umdreht.' Ich hätte natürlich nicht gedacht, dass sich alle vier umdrehen, deshalb wurde es dann ein wenig spontan auf der Bühne."
Am Ende fiel ihre Wahl bekanntlich auf Samu und Rea – ein Entschluss, den Paula keineswegs bereut hat, denn die Chemie stimmt.
Rea Garvey war es dann auch, der der Nachwuchssängerin einen wichtigen Rat mit auf den Weg gegeben hat: Sei die beste Version deiner selbst.
"Das machen, was einem Freude bereitet, egal auf welcher Bühne du bist oder auf welchem Podest man steht", lautet demnach ihre Marschrichtung. Eben die hat sie bei "The Voice of Germany" bereits sehr weit getragen, obwohl Paula keine Bühnenerfahrung mitbrachte. Ständig Tipps und Feedback von erfahrenen Leuten zu bekommen, habe ihr im Verlauf der Show sehr geholfen, stellt sie fest.
Viele sind bei dieser Frage anderer Meinung, aber Paula lehnt die Favoritenrolle ab. Ihr geht es vielmehr darum, sich selbst bei "The Voice of Germany" verwirklichen zu können und
sich nicht verstellen zu müssen. Ob es letztlich zum Sieg reicht, ist dann vielleicht auch gar nicht mehr so wichtig.
Auch mit Blick auf die anderen Teilnehmer hält sie von dem Wettbewerbsgedanken, der Castingshows eigentlich traditionell durchzieht, anscheinend nicht sehr viel. Demnach gibt es auch niemanden, den sie im Halbfinale als Konkurrent fürchtet. Jeder ist in ihren Augen einzigartig: "Ich sehe niemanden als Konkurrenten an, hier macht jeder sein eigenes Ding und seine eigene Kunst. Ich genieße es auch immer, wenn ich die anderen singen höre."
Bei der Vorbereitung auf die Sing-Offs bot Paula niemand Geringeres als Star-DJ David Guetta schon mal eine Kooperation an, aber nicht einmal das bringt sie aus der Ruhe: "Es hat mich sehr gefreut alles, aber ich weiß nicht, ob das dann wirklich so passieren wird. Schlussendlich ist es halt eine Fernsehshow. Aber ich bin eigentlich spontan und schaue, was auf mich zukommt."
Paula hatte eigentlich ein Studium im Bereich Kunst und Architektur in Barcelona ins Auge gefasst, womit sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten würde. Eine Zukunft als professionelle Sängerin ist für sie mittlerweile aber durchaus eine realistische Option.
Die Newcomerin verrät, dass sie bei ihrer blind audition am Nervösesten war, dann fiel die Aufregung immer mehr ab. Im Halbfinale dürfen nun erstmals in dieser "The Voice of Germany"-Staffel die Zuschauer mitentscheiden. Für Paula bedeutet das die nächste Feuerprobe – die Coaches liegen ihr ja schon lange nachweislich zu Füßen.